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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Ministermanier. »Die hier zur Sprache kommenden Dinge dürfen nur dann mit Untergebenen erörtert werden, wenn dies für die Durchführung des Unternehmens unerläßlich ist.«
     »Welches Unternehmen?« fragte Grelle.
    »Sie haben nichts damit zu tun«, klärte Danchin ihn auf. »Suchet wird federführend sein. Aber wir brauchen von Ihnen Informationen über die Gewohnheiten und die Tagesroutine von Oberst Lasalle - da Sie mit Hugon in Verbindung stehen.«
    »Herr Minister, wozu brauchen Sie diese Informationen?« wollte Grelle wissen.
    »Bitte geben Sie uns einfach die Information, Herr Präfekt…«
    Es war Suchet, der sich eingeschaltet hatte. Er hatte seine fleischigen Hände auf dem Tisch gefaltet und beugte sich angriffslustig vor. »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber da gibt es die Frage der Geheimhaltung. Je weniger Leute Bescheid wissen - Sie wissen, was ich meine …«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was Sie meinen. Bevor ich nicht weiß, was Sie vorhaben, kann ich Ihnen wohl kaum behilflich sein - ich würde wohl irgendeine wichtige Information auslassen …«
    »Darüber werde ich befinden«, entgegnete Suchet schroff.
    »Bitte, meine Herren«, warf Danchin ein. »Wir sind hier alle zusammengekommen, um uns gegenseitig zu helfen …«
    »Dann lassen Sie ihn mir sagen, was er vorhat«, wiederholte Grelle.
    »Wir haben beschlossen, Oberst Lasalle festzunehmen.«
    Es folgte ein Schweigen. Der Ruf des Präfekten war allgemein bekannt, und alle Köpfe wandten sich zu ihm. Die Männer starrten ihn an. Grelle bat um die Erlaubnis zu rauchen, und Danchin, der bereits selbst rauchte, nickte ungeduldig. Der Präfekt ließ sich mit dem Anzünden seiner Zigarette Zeit und starrte Suchet dabei unverwandt an. Suchets Augen flackerten, und er sah zur Seite. »Ist das die verrückte Idee von Kommissar Suchet?« fragte Grelle.
    »Nein, es ist mein Vorschlag gewesen«, sagte Danchin ruhig.
    »Sie wollen Lasalle entführen …«
    »›Festnehmen‹ war der Ausdruck«, bellte Danchin.
    »Sie können keinen Mann festnehmen, der sich auf fremdem Territorium befindet«, erwiderte Grelle in monotonem Tonfall. »Sie können ihn nur entführen und mit nackter Gewalt über die Grenze schleppen. Wie können wir von der Öffentlichkeit erwarten, daß sie die Polizei respektiert und die Gesetze befolgt, wenn die Hüter des Gesetzes sich wie die Mafia aufführen …«
    »Vorsicht«, warnte ihn Danchin. »Vielleicht ziehen Sie es vor, sich von der Konferenz zurückzuziehen …«
    »Wie die Mafia«, wiederholte Grelle. »Finstere kleine Schlägertypen, die mitten in der Nacht in Zivil in das Haus eines Mannes eindringen und ihn schnappen …«
    »Lasalle ist ein Verräter.«
    »Lasalle lebt in der Bundesrepublik Deutschland. Es würde im Ausland einen Aufschrei der Entrüstung geben.«
    »Daran haben wir gedacht …« Danchin schlug einen konzilianteren Ton an. »Wir würden bekanntgeben, daß Lasalle sich insgeheim aus freien Stücken auf französischen Boden begeben habe, daß man ihn gesehen und anschließend auf französischem Boden festgenommen habe …«
    »Bei Oberst Argoud ist de Gaulle damit durchgekommen«, sagte Suchet.
    »Die Erklärung ist nicht gut genug!« Der Präfekt schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wenn Sie darauf bestehen, mit dieser bizarren Unternehmung fortzufahren, werde ich den Präsidenten von meinen Einwänden in Kenntnis setzen …«
    »Der Präsident weiß, daß diese Besprechung stattfindet«, informierte ihn Danchin.
    »Wann soll die Sache anlaufen, Herr Minister?« fragte Grelle.
    »Es kann sein, daß wir schon morgen abend handeln.«
    »Dann muß ich jetzt handeln.« Grelle stand auf. »Sie haben mir angeboten, ich könne mich zurückziehen. Darf ich jetzt von diesem Angebot Gebrauch machen?«
     Das Gespräch mit Florian war spannungsgeladen, so spannungsgeladen, daß der Schäferhund Kassim die Spannung zwischen den beiden Männern spürte, die er als seine Freunde betrachtete. Er verkroch sich unter einer Couch. Jenseits der hohen Fenster im Arbeitszimmer des Präsidenten fielen Schneeflocken in den Garten des Elysée-Palasts. Der Schnee schmolz, kaum daß er auf der Erde lag. Auf dem Schreibtisch zwischen den beiden Männern, neben den Telefonen und der Lampe, lag ein Blatt Papier. Grelles in aller Eile niedergeschriebenes Rücktrittsgesuch. Florian schob das Blatt über die Schreibtischplatte, so daß es auf Grelles Schoß fiel.
     »Ich werde in diese Sache nicht verwickelt sein,

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