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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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am vorhergehenden Sonnabend verbrachten Grelle und Boisseau den Abend in der Wohnung des Präfekten. Diesmal gingen sie nicht die Akte des Leoparden durch, sondern studierten die Akten von Roger Danchin und Alain Blanc aus der Kriegszeit. Es war kurz vor Mitternacht, als sie die Lektüre beendet hatten.
     »Immerhin wissen wir jetzt etwas mehr«, meinte Boisseau. 
    »Wirklich?« fragte Grelle zweifelnd.
    »Offiziell ist Alain Blanc in einem abgelegenen Bauernhaus in der Provence seinen Studien nachgegangen«, sagte Boisseau, während Grelle schwarzen Kaffee nachschenkte. Die beiden Männer waren übereingekommen, daß Boisseau sich auf Blanc konzentrieren sollte. »Sein Vater hatte ihn dorthin geschickt, um zu verhindern, daß er sich noch länger mit der Résistance einließ.«
     »Und? Hat der junge Blanc diese Kontakte abgebrochen?« »Nein! Er blieb in dem Bauernhaus und setzte seine Studien fort, erlaubte aber der örtlichen Résistance-Gruppe - die 1944 in einen Hinterhalt geriet und bis auf einen Mann vernichtet wurde -, das Haus als Waffen- und Munitionslager zu benutzen.«
    »Sie schließen ihn also aus?«
    »Keineswegs«, erwiderte Boisseau. »Die einzige Person, die seine Anwesenheit in diesem Haus in der kritischen Zeit hätte bezeugen können, war seine Haushälterin, eine Madame Jalade. Sie starb jedoch im Juli 1946 - also schon ein Jahr nach Kriegsende. Sie hatte einen Unfall. Sie fuhr mit ihrem alten autogengas-getriebenen Wagen in die Stadt und landete in einer zwanzig Meter tiefen Schlucht.«
    »Unfallzeugen gab es nicht?« fragte Grelle leise.
    »Nicht einen. Sie war allein. Als Unfallursache wurden mangelhafte Bremsen ermittelt. Sie starb also kurz nachdem Gaston Martin in Guyana festgesetzt worden war. Das könnte natürlich ein Zufall sein …«
    »Möglich«, stimmte Grelle zu.
    Anschließend berichtete der Präfekt über das, was er in den Berichten über die Aktivitäten Roger Danchins während der Kriegszeit entdeckt hatte.
    Danchin hatte sich einer der im Massif Central operierenden Résistance-Gruppen angeschlossen und unter dem Decknamen Grand-Pierre gearbeitet. Er hatte sich als sehr wendig erwiesen und war schon bald Verbindungsoffizier zwischen verschiedenen Gruppen geworden, zu denen auch die vom Leoparden befehligte Gruppe gehört hatte. 
    »Danchin war ein Irrlicht«, erklärte Grelle, »überall und nirgends zu finden. Er hielt sich meist im Hintergrund und ließ eine Reihe von Kurieren für sich arbeiten, mit denen die einzelnen Gruppen in Verbindung blieben. Schon damals muß er einen ausgeprägten Sinn für Details gehabt haben. Er galt als bestinformierter Mann im Midi.«
    »Können wir ihn streichen?« fragte Boisseau.
    »Ich fürchte, nein. Die Dokumentation über seine Tätigkeit im Jahr 1944 ist sehr vage. Außerdem hielt er sich in der richtigen Gegend auf - in der Nähe des Departement Lozère.«
    »Es könnte also noch immer jeder von ihnen der Leopard gewesen sein?« Boisseau zuckte die Achseln. »Das ist wirklich wie die Knochenarbeit der Polizei - viel Schweiß, und dann kommt nichts dabei heraus. Wenigstens haben wir diese schimmeligen Akten hinter uns gebracht.«
    »Nicht ganz.« Grelle balancierte zwei Aktenordner auf der Handfläche. »Ich habe mich entschlossen, noch einen Mann zu durchleuchten - als rein theoretische Übung. Gaston Martin hat gesagt, er habe zwischen 19.30 Uhr und 20.30 Uhr einen hochgewachsenen Mann in den Elysée-Palast gehen sehen - und die Wachen hätten salutiert. Vergessen Sie nicht, daß wir Polizisten sind - wir halten uns ausschließlich an Tatsachen. Um acht Uhr abends kehrte Guy Florian in seinen Amtssitz zurück. Ich habe mir auch angesehen, was er in der Kriegszeit getrieben hat.«
     Nachdem Boisseau sich von dem Schock erholt und begriffen hatte, daß Grelle eine reine Hypothese durchspielte, hörte er aufmerksam zu, während der Präfekt kurz über die Laufbahn des Präsidenten im Krieg berichtete.
     Florian hatte in einer Abteilung der sogenannten Comet Line gedient, einer Fluchtroute für alliierte Flieger von Frankreich nach Spanien. Florian war in einem alten Haus oben in den Pyrenäen hinter St.-Jean-de-Luz stationiert gewesen und hatte die alliierten Militärs nach Spanien geschleust, wo sie von einem Beamten des britischen Konsulats in Bilbao in Empfang genommen worden waren.
     »Gut vierhundert Kilometer vom Lozère entfernt«, bemerkte Boisseau, der sich dem Spiel anschloß, »er kann also kaum der Leopard

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