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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ich in Frankreich bin.«
     Lanz legte sich die zusammengefaltete Serviette auf den Schoß, verharrte, als der Kellner den Kaffee brachte, und steckte dann das Dokument in die Jackentasche. »Ich nehme an, Sie werden mit dem Wagen nach Frankreich fahren?« fragte er. »Dann sind Sie völlig unabhängig von allen Fahrplänen.«
     »Höchstwahrscheinlich. Ich möchte in zwanzig Minuten losfahren. Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«
    »Ich fürchte, ja.« Lanz beugte sich über den Tisch und lächelte, als äußerte er eine Belanglosigkeit. »Wir haben soeben erfahren, daß Paris irgendeine Art Alarmbereitschaft angeordnet hat. Wir haben keine Ahnung, warum. An allen französischen Grenzübergängen wird aber verstärkt kontrolliert.«
    »Danke, ich werde die Augen offenhalten.« Lennox erwähnte mit keinem Wort, daß er dies bereits wußte. Er mißtraute dem BND-Vize zwar nicht, aber wenn er allein arbeitete, achtete er darauf, daß niemand über seinen nächsten Schritt Bescheid wußte. Er legte die Hand behutsam auf das Exemplar des Spiegel. »Die Papiere scheinen mir aber ein bißchen dick zu sein«, bemerkte er und trank seinen Kaffee aus.
    »Wir haben fünftausend D-Mark in großen Scheinen dazugelegt - für Spesen. Wir wollen Sie bei dieser Sache nicht ohne Bargeld dastehen lassen …«
    »Vielen Dank. Wenn ich mit Ihnen Kontakt aufnehmen will: Soll ich dann die Frankfurter Nummer anrufen?«
    »Nein, eine andere. Eine Bonner Telefonnummer …« Lanz sagte nicht, daß er sich von nun an in der Bundeshauptstadt aufhalten würde, um im Notfall in der Nähe des Kanzlers zu sein. »Sie werden die Nummer auf der Innenseite des Umschlags finden«, fuhr er fort. »Sie können mich unter dieser Nummer zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichen. Ich werde in dem Büro mit dieser Telefonnummer bleiben, werde dort essen und schlafen. Wenn Sie dort anrufen, können Sie sich darauf verlassen, daß ich selbst den Hörer abnehme.«
    Lennox starrte den Deutschen an. So viel Fürsorge hatte er nicht erwartet. »Ich danke Ihnen nochmals«, sagte er. »Aber dieser Trip kann bis zu vierzehn Tage dauern, falls ich in Schwierigkeiten komme - und Sie würden ziemlich steif werden, wenn Sie sich so lange in einem Raum einschließen.«
    »Um Himmels willen, das ist das wenigste, was ich tun kann.« Lanz hob die Hände. »Ich selbst würde diesen Job höchst ungern übernehmen, um die Wahrheit zu sagen. Im französischen Geheimdienst tut sich was, und das könnte sehr ungesund sein. Falls Sie in der Tinte sitzen, rufen Sie mich an. Ich kann Ihnen gar nichts versprechen - in Frankreich bin ich machtlos -, aber ich könnte jedenfalls etwas versuchen. Wenn Ihnen der Boden zu heiß wird, sollten Sie Frankreich sofort verlassen …«
     Grelle befand sich in einem Alouette-Hubschrauber auf dem Flug nach Lyon, um der Exhumierung der Leiche des Leoparden beizuwohnen, als er eine weitere Entscheidung traf. Er hatte eine Zeitlang schweigend dagesessen und nicht mit dem neben ihm sitzenden Boisseau gesprochen. Er starrte auf die unter ihm liegende überschwemmte Landschaft. Über weite Strecken hatte er eher das Gefühl, über asiatische Reisfelder hinwegzufliegen als über die Felder Frankreichs.
     »Boisseau«, sagte Grelle nach einiger Zeit, »auf dieser Liste von Hugon stehen die Namen zweier Männer, die in Frankreich leben - nur einer lebt in Deutschland.«
     »Zwei«, wiederholte Boisseau.
    »Ich möchte, daß Sie diese beiden auf Schritt und Tritt überwachen lassen. Das muß sehr diskret vor sich gehen - die  beiden dürfen nichts davon merken.«
    »Sollen meine Leute auch diesen Engländer, Lennox, abfan... gen, falls er aufkreuzt?«
    »Auf keinen Fall! Wenn Lennox erscheint, möchte ich davon unterrichtet werden, außerdem soll man ihn diskret beschatten. Er darf aber nicht festgenommen werden.«
    »Ich werde mich auf Sie persönlich berufen müssen. Natürlich liegt dieser Befehl außerhalb Ihrer Kompetenz.« Grelle war in der Tat nicht zu solchen Maßnahmen ermächtigt. Normalerweise endet die Befehlsgewalt des Polizeipräfekten von Paris an den Stadtgrenzen. Florian hatte Grelle aber ausdrücklich die Verantwortung für seine persönliche Sicherheit übertragen. Seit dem Attentatsversuch erstreckte sich diese Funktion des Präfekten auf ganz Frankreich.
    »Natürlich«, bestätigte Grelle. »Sie werden Ihren Leuten also sagen, daß es um die Sicherheit des Präsidenten der Französischen Republik geht.«
     Um

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