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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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weg, stellte ein paar Fragen und kehrte dann zum Präfekten zurück.
     »Die Schrauben sind eingerostet. Man hat sie angewiesen, keine Meißel und Brechstangen zu benutzen - die Erschütterungen könnten die Überreste zu Staub zusammenfallen lassen …«
     Grelle sagte nichts. Er stand nur still da, während die Zigarette in seinem Mundwinkel immer mehr aufweichte. Auf Anweisung Boisseaus wurde eine Lampe näher herangebracht, die durch die Zeltöffnung direkt den Sarg anstrahlte.
     »Ob wir gleich mehr wissen werden?« murmelte Boisseau. Man merkte ihm einen Anflug von Aufregung an.
    »Ich würde keine Wette darauf abschließen …«
    »Sie sagen, soweit man sehen könne, sei das Grab viele  Jahre lang nicht angerührt worden. Die Erde sei fest wie Beton.«
    »Was ist mit dieser verdammten Statue?«
    »Gut verankert gewesen. Auch die hat seit Jahren kein Mensch angerührt …«
    Der Mann mit der Motorsäge hielt inne. Es war soweit. Zwei Männer standen auf je einer Seite des Sargs und begannen, vorsichtig den Sargdeckel aus dem Zelt herauszuziehen; bevor sie damit fertig waren, konnte man nichts erkennen. Die beiden Männer schienen eine Ewigkeit zu brauchen, als sie so unter dem Zeltdach gebückt dastanden. Sie mußten vorsichtig auftreten; die Erde unter ihren Füßen war zum Morast geworden.
    Dann traten sie zur Seite, und jeder konnte sehen, was in dem... grellen Lichtschein der Bogenlampe zum Vorschein kam. Man hörte ein entsetztes Keuchen. Grelle stand so reglos da wie der steinerne Leopard.
    »Mein Gott!« stieß Boisseau aus.
    Im Sarg lag das vollständig erhaltene Skelett eines riesigen Hundes, die Hinterläufe waren angezogen. Der riesige Schädel ruhte zwischen den Knochen der Vorderpfoten. Die Augenhöhlen lagen im Schatten, so daß das Skelett die Umstehenden aus übergroßen schwarzen Pupillen böse anzustarren schien. »César …«, grunzte der Präfekt. »Makaber - und brillant. Seinen Hund konnte er nicht mitnehmen, denn das hätte ihn verraten. Außerdem brauchte er etwas, um dem Sarg Gewicht zu geben. Also tötete er den Hund und lieferte damit sozusagen seine eigene Leiche.«
    Boisseau beugte sich über das Skelett und untersuchte es kurz. »Ich glaube, da ist ein Einschußloch im Schädel.« 
    »Ob der Bastard seinen eigenen Hund erschossen hat?« Grelle hatte einmal einen Drahthaarterrier besessen, der dem Pariser Straßenverkehr zum Opfer gefallen war. Danach hatte er sich keinen Hund mehr angeschafft. Er sprach monoton, gab sich dann aber einen Ruck. 
    »Sagen Sie den Leuten, sie sollen den Deckel wieder festmachen und das Ganze dann nach Lyon bringen. Also los!«
    Sie verließen die Männer, die den Sarg auf den Abschleppwagen hoben, und fuhren auf dem verschlammten Waldweg zurück. Die Statue sollte im Wald bleiben, in der Nähe des Grabs, das sie so lange bewacht hatte und das sich jetzt allmählich mit Wasser füllte. Boisseau, der den konzentrierten Gesichtsausdruck seines Chefs bemerkte, sagte nichts, bis sie wieder auf der Hauptstraße waren.
    »Überrascht?« fragte er, als der Wagen beschleunigte. 
    »Nein, eigentlich nicht - allerdings habe ich nicht erwartet, den Hund zu finden. Diese ganze Sache hat mich beunruhigt, seit ich die Akte zum erstenmal gelesen hatte - sie paßt nicht zu allem anderen. Erst hat er alle diese Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, um nicht identifiziert zu werden, und dann, wenn alles beinahe vorbei ist, geht er in Lyon spazieren und läßt sich erschießen. Wenn er bis dahin überlebt hatte, hätte es ihm... leichtfallen müssen, auch weiterhin am Leben zu bleiben - und so ist es auch. Er lebt noch.«
    »Er läuft also irgendwo herum?«
    »Ich weiß genau, wo er sich aufhält. In Paris. Das Dumme ist nur, ich weiß nicht, wer er ist.«
    »Danchin oder Blanc - Gaston Martin zufolge. Es ist ein Alptraum.«
    »Es wird noch schlimmer kommen«, versicherte Grelle ihm... düster.
    Grelle blieb nur so lange in Lyon, daß er noch ein paar weitere Nachforschungen anstellen und erfahren konnte, was der Röntgentest ergeben hatte.
     »Ich schätze das Alter der Knochen auf etwa dreißig bis vierzig Jahre«, sagte der Röntgenologe dem Präfekten. »Das heißt, sie haben so lange in diesem Wald gelegen.« Das Tier konnte also sehr wohl im Juli 1944 erschossen und begraben worden sein.
     Auf dem Rückflug nach Paris erzählte Grelle Boisseau von seinen weiteren Nachforschungen. »Sie haben mir noch einiges über den Bildhauer erzählt, der die Statue

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