Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
Schlag auszuheben. Als sie das Dach erreichten, blieb Grelle stehen und starrte nach vorn. Fünf uniformierte Beamte umstanden ein klobiges Gerät, das auf einer Segeltuchplane lag. Der Mann vom Erkennungsdienst, der die Waffe soeben auf Fingerabdrücke untersucht hatte, stand auf und begrüßte Grelle. »Ich habe bekommen, was ich haben wollte. Nettes kleines Spielzeug, nicht wahr?« »Grail?« fragte der Präfekt.
    »Ja.« Es war ein junger, ehrgeizig aussehender Beamter, der geantwortet hatte.
    »Grail« ist die NATO-Codebezeichnung für das sowjetische SAM-Boden-Luft-Raketensystem in der leichten Version, deren Raketen von einem Mann allein bedient werden können. Auch die von einem Mann zu tragende Abschußvorrichtung war von Moskau - wenn auch in geringen Stückzahlen - an bestimmte arabische Terroristenorganisationen geliefert worden. Die mit einer Rakete oder einer Strela (dem russischen Wort für ›Pfeil‹) geladene Abschußvorrichtung wiegt nicht mehr als achtzehn Kilogramm; die Raketen haben eine Reichweite von anderthalb bis gut drei Kilometern.
    Erst vor wenigen Jahren hatte der Londoner Heathrow-Flughafen von Eliteeinheiten der britischen Armee abgeriegelt werden müssen, als Gerüchte über einen bevorstehenden Anschlag arabischer Terroristen laut geworden waren. Damals war vermutet worden, mit ›Grail‹ - Raketen bewaffnete Terroristen hatten vor, eine in London erwartete Maschine mit Henry Kissinger an Bord abzuschießen. Die Waffe ähnelte einer Bazooka, hatte einen schweren Lafettenbalken und trug auf dem dicken Lauf ein kompliziertes Zielfernrohr. Auf der Segeltuchplane daneben lagen zwei Raketen. Point legte sich neben die leere Abschußvorrichtung und richtete sie über die Brüstung hinweg auf die stehende El-Al-Maschine. 
    »Sie sollten sich das einmal ansehen«, sagte er zu dem Präfekten. 
    »Mich überläuft es kalt, wenn ich daran denke, daß dieser Bastard um ein Haar zweihundert Menschenleben ausgelöscht hätte. Buvon hier kennt das Ding in- und auswendig. Er arbeitet bei der Abteilung Terroristenbekämpfung …«
    Grelle war erschüttert, als er sich anstelle von Point neben die Abschußvorrichtung legte und durch das Zielfernrohr blickte. Obwohl die israelische Maschine in dem dichten Regen nicht klar zu sehen war, wurde sie durch das Zielfernrohr doch so dicht herangeholt, daß Grelle meinte, sie mit der Hand berühren zu können. Buvon ließ sich neben ihn fallen und erklärte ihm, wie das Gerät funktionierte, zeigte ihm sogar, wie man eine Rakete einlegte.
    »Sie arbeitet mit einem hitzeempfindlichen Sensorsystem. In die Spitze der Rakete ist eine Vorrichtung eingebaut, die, wenn das Ding erst mal in der Luft ist, die Rakete sofort auf die heißeste Wärmequelle in Reichweite zusteuert - in diesem Fall, beim Start der israelischen Maschine, hätte die Rakete sofort auf die Düsenaggregate zugesteuert …«
    Grelle lag flach auf dem Boden ausgestreckt und hörte noch eine Weile zu. 
    »Könnte der Pilot der Maschine irgendein Ausweichmanöver vollführen?« fragte er und befühlte die Waffe. 
    »Gäbe es irgendeine Hoffnung?«
    »Absolut keine«, erwiderte Buvon lebhaft. »Selbst wenn der Pilot das Ding kommen sehen würde - was unwahrscheinlich ist - und den Kurs änderte - was noch unwahrscheinlicher ist -, würden die Hitzesensoren ebenfalls eine Kurskorrektur bewirken und die Rakete auf das Ziel zusteuern lassen, bis die Kollision erfolgt. Und dann - wumm! - ist alles vorbei …«
    Grelle fiel ein, daß Florian in wenigen Tagen von diesem Flughafen aus nach Marseille abfliegen sollte. Er traf eine schnelle Entscheidung. 
    »Ich werde dieses teuflische Ding selbst nach Paris bringen«, verkündete er. »Lassen Sie es in den Kofferraum meines Wagens legen.« Boisseau setzte sich ans Steuer, und dann fuhren sie beide zum Hauptquartier der Sûreté in der Rue des Saussaies. Dort überwachte der Präfekt persönlich den Transport vom Wagen in einen gepanzerten Raum im vierten Stock, der sich in einem größeren Raum befand und so abgeschirmt war. Grelle verlangte sämtliche Schlüssel zu beiden Räumen. Man händigte ihm drei aus, und auf seine Frage, ob das alle seien, erhielt er eine unklare Antwort. 
    »Ursprünglich hat es vier gegeben, aber einer von ihnen paßte schlecht. Soviel ich weiß, ist er vernichtet worden.«
    »Niemand, absolut niemand darf diesen Raum ohne meine Erlaubnis betreten«, befahl Grelle. 
    »Wenn die Leute von der Armee sich das Ding ansehen

Weitere Kostenlose Bücher