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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Fahrgäste zu kontrollieren, die mit der Bahn von Wien nach Deutschland reisen, besteigen Grenzbeamte manchmal den Zug in Salzburg; dies geschieht jedoch nicht oft. Diese Grenze ist eine der offeneren in Europa. Das sowjetische Kommando überquerte die österreichisch-deutsche Grenze ohne jede Paßkontrolle. Ihre Skiausrüstung befand sich im Gepäckwagen, sie reisten mit französischen Papieren, sie hatten französische Francs und Deutsche Mark in den Brieftaschen. Allem Anschein nach handelte es sich bei dem Trio um französische Touristen, die über Deutschland aus Österreich heimkehrten.
     Dennoch war Vanek noch immer auf der Hut. Er entschied, daß zwei Reisende weniger auffallend seien als drei, und saß mit Brunner in einem Erster-Klasse-Abteil, während Lansky allein in einem anderen Wagen reiste. Bei der Fahrt durch das schneebedeckte bayrische Voralpenland erhaschten sie im Mondschein gelegentlich einen Blick auf die im Süden liegenden schneebedeckten Alpengipfel. Später, kurz vor München, fuhr der Zug durch Pullach, dem Standort der BNDZentrale. Um acht Uhr abends kamen die drei Männer in München an. Vanek und Brunner fuhren mit dem Taxi ins Vier Jahreszeiten, eine der teuersten Nobelherbergen der Stadt.
     »Niemand«, hatte Vanek zuvor erklärt, »hält in den besten Hotels nach Attentätern Ausschau …«
    Privat hatte Brunner eine einfachere Erklärung für die Wahl Vaneks. Dieser war offensichtlich der Ansicht, daß für einen Mann mit seinen Talenten nur das Beste gut genug sei. Während sie schweigend zum Hotel fuhren, verließ Lansky den Bahnhof allein und mietete sich ein Zimmer im Continental. Um sich an die Atmosphäre im Westen zu gewöhnen, gingen sie abends aus. Zuvor hatte Vanek von einer Telefonzelle aus Lansky angerufen, um sich zu vergewissern, daß dieser angekommen war.
    »Bleiben Sie nicht im Hotelzimmer sitzen«, befahl Vanek seinem Untergebenen. 
    »Gehen Sie aus und schnuppern Sie die Atmosphäre der Stadt. Machen Sie sich einen lustigen Abend …« 
    Er lud aber Lansky nicht ein, sich ihm und Brunner anzuschließen.
    In einem Bierlokal tat Vanek zwei Mädchen auf. Sein fließendes Deutsch stellte den ersten Kontakt her, und später nahmen sie zu viert ein sündhaft teures Essen ein. Als Brunner, der seinem Chef eilig auf die Herrentoilette gefolgt war, die Klugheit dieser Taktik bezweifelte, fuhr Vanek ihn brüsk an. 
    »Sehen Sie denn nicht ein, daß zwei Männer mit ein paar Mädchen weit weniger auffallen als zwei einsame Ausländer? Außerdem«, sagte er und zog den Reißverschluß seiner Hose zu, »sind es sehr nette Mädchen …«
    Am Ende des Abends, nachdem sie in einem Nachtlokal absurd überteuerten Champagner getrunken hatten, überredete Vanek seine frischgebackene Freundin, ihn mit zu sich in ihre Wohnung zu nehmen. Brunner war außer sich vor Wut und stellte Vanek in der Halle des Lokals zur Rede; er sagte, er werde ins Hotel zurückkehren und gründlich ausschlafen. 
    »Gründlich ausschlafen?« fragte Vanek. 
    »Verehrter Genosse, ich kann ein paar schöne Stunden mit einem Mädchen verbringen, vier Stunden schlafen, und dann bin ich morgens trotzdem frisch und munter wie ein junger Gott …«
    »Wir müssen den Frühzug nach Frankreich bekommen«, erinnerte ihn Brunner.
    »Dann passen Sie auf, daß Sie nicht verschlafen«, erwiderte Vanek.
     Lennox, in jeder Lage der einsame Wolf, wartete, bis Lanz das Mainzer Bahnhofsrestaurant verlassen hatte, dann nahm er das auf dem Stuhl liegende Exemplar des Spiegel an sich und ging auf die Toilette. Er verriegelte die Tür seiner Zelle. Er setzte sich auf die Klobrille, zog die französischen Ausweise aus der Zeitschrift und steckte die fünftausend Mark in die Brieftasche. Anschließend memorierte er die Bonner Telefonnummer und zerriß den Umschlag, den er wegspülte. Nach dem Verlassen der Toilette machte er keine Anstalten, den Bahnhof zu verlassen, um seinen Wagen zu holen. Den Wagen hatte er schon vorher bei der örtlichen Niederlassung des Autovermieters zurückgegeben.
     Um 12.38 Uhr bestieg er den Trans-Europ-Express Rheingold, der soeben aus Amsterdam eingetroffen war. Er suchte sich ein leerstehendes Abteil - Mitte Dezember ist in den TEEs reichlich Platz -, machte es sich auf einem Fenstersitz gemütlich und zündete sich eine Benson & Hedges an. Er hatte bis zur letzten Sekunde gewartet und war erst dann in den Zug gestiegen. Niemand war ihm gefolgt. Die Leute, die ihm Kopfzerbrechen machten, waren

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