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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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kommen, während er sich kraft seiner Fähigkeiten immer weiter emporarbeitet. Er ist nicht daran interessiert, die Details eines neuen Raketensystems an Moskau weiterzugeben - er hofft vielmehr, sein Land zu übergeben.
     Oberst René Lasalle war der erste, der von einer Verschwörung Wind bekam, als er noch zweiter Mann der französischen militärischen Gegenspionage war. Als er sich daranmachte, die Vergangenheit des rätselhaften Leoparden zu durchleuchten, geriet er in Konflikt mit Guy Florian, der ihn entließ, weil er die feine Grenzlinie zwischen militärischer und politischer Gegenspionage überschritten hatte. Ein seltsamer Zufall der Geschichte bewirkte, daß Marc Grelle die Aufgabe zufiel, dort die Fährte aufzunehmen, wo Lasalle hatte aufgeben müssen.
     Am Freitag, dem 17. Dezember - dem Tag, an dem das sowjetische Kommando die französische Grenze überschritt -, wurde Marc Grelle von seinen zahlreichen Pflichten durch einen Vorfall abgehalten, der im Augenblick nichts weiter als eine kleine Ablenkung zu sein schien, ein Zwischenfall, der bald in den Akten ruhen und vergessen sein würde. Um zehn Uhr morgens erfuhr der Präfekt von dem Alarm auf dem Flughafen Orly, wo algerische Terroristen gerade versucht hatten, eine El-Al-Maschine kurz vor dem Start zu zerstören.
     »Wir sollten lieber hinfahren und uns das mal ansehen«, sagte er zu Boisseau. 
    »Und ich habe gedacht, die Sicherheitsvorkehrungen in Orly seien perfekt …« Grelle hatte allen Grund, sich Sorgen zu machen; in nur wenigen Tagen sollte Guy Florian nach Marseille fliegen, um dort am Vorabend seiner Abreise in die Sowjetunion eine große Rede zu halten.
     Als sie am Flughafen ankamen, wo es in Strömen goß, entdeckten sie, daß Camille Point, der diensthabende Offizier der Flughafen-Gendarmerie, die Lage unter Kontrolle hatte. In der Ferne konnten sie durch dichte Regenschleier hindurch die israelische Maschine auf einer Reservestartbahn stehen sehen. Sie war völlig unbeschädigt. Boisseau ließ Grelle einen Augenblick mit Camille Point allein, um von einem Funkwagen der Polizei aus zu erfahren, was aus dem Attentäter geworden war. Unterdessen wimmelte es auf dem gesamten Flughafengelände von bewaffneten Polizisten.
     »Einer meiner Männer hat den Terroristen gerade noch rechtzeitig entdeckt«, erklärte Point. 
    »Er zielte auf die El-AlMaschine, die mit zweihundert Passagieren an Bord gerade starten sollte. Mouton - der Beamte - schoß auf ihn, verfehlte ihn aber; immerhin hat er den Terroristen aufgeschreckt, so daß dieser weglief und seine Waffe zurückließ. Kommen Sie mit aufs Dach, ich zeige sie Ihnen …«
     »Dieser Terrorist - er ist entkommen?« In Grelles Stimme schwang Angst mit. Seit einiger Zeit war bekannt, daß eine algerische Terroristengruppe in Paris operierte, und der Präfekt brannte darauf, die gesamte Gruppe auszuheben. Er hatte Befehl gegeben - und Roger Danchin hatte den Befehl gebilligt -, im Falle einer Konfrontation mit der Bande von der Möglichkeit des gezielten Todesschusses Gebrauch zu machen. Ein Mann war allerdings nicht genug. Boisseau, der vom Funkwagen zurückgelaufen war, hörte die Frage.
     »Er ist davongekommen, ja«, begann Boisseau.
    »Gottverdammte Scheiße!« fluchte Grelle giftig.
    »Wir haben ihn aber unter Beobachtung«, fuhr Boisseau fort.
     »Wir benutzen das neue Überwachungssystem, das Sie für die Autokolonne des Präsidenten am 23. Dezember auf dem Weg nach Roissy ausgearbeitet haben; im Augenblick wird er von einem Funkwagen zum nächsten weitergereicht. Er scheint nicht zu bemerken, daß man ihn beschattet. Ich habe gerade erfahren, daß er die Périphérique entlangfährt, auf den Norden von Paris zu …«
     Boisseau verstummte, als der Fahrer des in der Nähe stehenden Funkwagens ihm zuwinkte. Als er nach dem Abhören des jüngsten Funkberichts zurückkam, nickte er dem Präfekten zu. »Er wird noch immer beobachtet und fährt noch nach Norden. Sollen wir riskieren, ihn aus den Augen zu verlieren, oder näher zu ihm aufschließen?«
     »Gehen Sie nicht zu nah an ihn heran - und verlieren Sie ihn nicht aus den Augen«, erwiderte Grelle.
    »Genau das habe ich ihnen gerade gesagt …«
    Das Risiko sollten wir eingehen können, sagte sich Grelle, als er Point auf das Dach des Gebäudes folgte. Wenn sie den Algerier bis zu seinem Versteck verfolgen und ihn vielleicht sogar dort noch weiter überwachen können, bestand die Möglichkeit, die ganze Bande mit einem

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