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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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wollen, müssen sie zu mir kommen, um die Schlüssel zu holen …«
    Sie waren kaum in die Präfektur zurückgekehrt, als Boisseau einen Anruf erhielt. Er ging sofort zum Büro des Präfekten, um Bericht zu erstatten. 
    »Der Algerier hat sich verkrochen, und wir wissen auch, wo. Er sitzt in einem verlassenen Mietshauskomplex in einer Seitenstraße des Boulevard de la Chapelle im achtzehnten Arrondissement. Die Adresse ist Rue Réaumur 17 …«
    »Dieses stinkende lausige Viertel«, bemerkte Grelle. Dort, im Bezirk Goutte d’Or, lag das Araberviertel, eine Gegend, in der seit mehr als dreißig Jahren fast nur Araber wohnten. 
    »Haben sich noch mehr Leute von der Bande blicken lassen?« fragte er.
    »Außer ihm ist kein Mensch zu sehen. Wir glauben, daß er allein ist. Einer der Beamten in einem Streifenwagen, der ihn überholte, meint, daß es Abou Benefeika ist, aber das ist nicht sicher.«
    »Ich hoffe, er kann uns nicht durch die Lappen gehen?« fragte Grelle.
    »Wir haben ihn sicher in der Falle. Sowohl der Vorder- wie der Hinterausgang werden bewacht. Außerdem gibt es ein paar gute Beobachtungsposten, von denen aus man ihn Tag und Nacht im Auge behalten kann. Sollen wir ihn schnappen oder ihn schmoren lassen?«
    »Lassen Sie ihn schmoren«, befahl Grelle.
     In Basel, in seinem Zimmer im Hotel Victoria, hörte Alan Lennox aus dem Nachttischradio von dem Alarm in Orly. Er saß auf der Bettkante, rauchte eine Zigarette und sah gelegentlich auf seine Uhr; der Nachricht aus Orly schenkte er keine Aufmerksamkeit. Dort war die Polizei schon mehrmals wegen vermuteter Terroristenüberfälle in Alarmbereitschaft versetzt worden. Der Engländer schlug sich die Zeit tot; das war etwas, was ihm sehr gegen den Strich ging, aber es gab einen richtigen Augenblick für den Grenzübertritt nach Frankreich; etwa um elf Uhr vormittags, schätzte er. Vorher würden die Grenzbeamten noch frisch und ausgeruht sein. Sie wären wachsam, leicht zu reizen und würden sich die wenigen Reisenden mit entsprechender Aufmerksamkeit vornehmen.
     Punkt elf Uhr verließ Lennox das Victoria, überquerte die Straße und betrat die Bahnhofshalle. Im Basler Bundesbahnhof gibt es einen in Europa einzigartigen französischen Grenzposten. Er liegt zwar auf schweizerischem Boden, aber alle französischen Staatsangehörigen, die aus Basel nach Frankreich zurückfahren wollen, müssen hier durch eine von der Schweizer Grenzkontrolle getrennte französische Kontrolle. Hier arbeiten französische Beamte, die ausschließlich ihre Landsleute kontrollieren. Das war eine ausgezeichnete Gelegenheit, die von Peter Lanz gelieferten gefälschten Papiere zu testen.
     Wenn es Schwierigkeiten geben sollte - wenn etwa entdeckt werden würde, daß er gefälschte Papiere hatte -, würde man ihn der Schweizer Polizei übergeben. Den Schweizer Beamten könnte er dann den Namen von Peter Lanz nennen und ihnen die Telefonnummer in Bonn geben. Angesichts der diskreten Zusammenarbeit zwischen den deutschen und den Schweizer Behörden würde es Lanz, dessen war er sicher, bestimmt gelingen, die Schweizer zu einer Übergabe des Engländers an die Deutschen zu überreden. Lennox hatte nicht umsonst so lange überlebt; er ging kein unnötiges Risiko ein. Mit seinem Schweizer Koffer in der Hand reihte er sich in die Schlange ein, die sich rasch weiterbewegte. 
    »Ihre Papiere, bitte.«
     Er hatte Pech: Die Abfertigung wurde von einem der jüngeren Beamten vorgenommen, einem scharfäugigen jungen Mann, dessen Begeisterung noch nicht durch jahrelanges Starren auf eselsohrige Pässe gedämpft worden war. Der Beamte verglich das Paßbild sorgfältig mit dem Mann, der vor ihm stand, und verschwand anschließend in einem Nebenraum. Innerlich gespannt, lehnte Lennox sich gegen den Tresen. In einem seiner Mundwinkel hing eine Gitane. Er sah die neben ihm stehende Frau an und zuckte die Achseln. Diese elenden Bürokraten, schien er sagen zu wollen. Der Beamte kam zurück. Den Paß hielt er noch immer in der Hand.
     »Welche Länder haben Sie besucht?«
    »Die Schweiz und Deutschland …« Es ist immer besser, die Wahrheit zu sagen, wenn es nicht schadet. Lennox machte ein gelangweiltes Gesicht, als der junge Beamte fortfuhr, den Paß durchzublättern, als wäre es der erste, den er je zu Gesicht bekommen hätte, als wäre er überzeugt, hier sei etwas faul.
    »Wie lange sind Sie nicht mehr in Frankreich gewesen?«
    »Drei Wochen …«
    Man soll immer nur die Frage beantworten, die

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