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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Virons Rat zu befolgen. Sollte der Franzose ruhig seinen großen geschäftlichen Tag in Ruhe hinter sich bringen, bevor er sich mit ihm befaßte.
     Außerdem war es Samstag. An welchem anderen Tag würde ein Mann wie Jouvel irgendwo einkehren, bevor er nach Hause ging - und wo kommt man mit einem Mann besser ins Gespräch als in einem Lokal?
     Als geübter Beobachter mit langer Erfahrung hatte Lennox bereits den Mann bemerkt, der auf der anderen Seite des Quai des Bateliers unter einer Straßenlaterne stand und eine Zeitung las. Der Mann trug einen Regenmantel. Wartet wahrscheinlich auf seine Freundin, dachte Lennox: Der wartende Mann sah von Zeit zu Zeit auf die Uhr und sah sich auf der Straße um, als erwartete er jemanden. Lennox trank seine dritte Tasse Kaffee aus. Um nicht dauernd bestellen zu müssen, hatte er sich eine Kanne kommen lassen. 
    Das Geld für die Rechnung lag in Francs auf dem Tisch bereit, so daß er jederzeit aufstehen und gehen konnte. Um halb sieben verließ eine kurze, untersetzte Gestalt mit einem Schnurrbart den Laden nebenan und schloß die Tür ab. Als Jouvel sich von seiner Verkäuferin, Louise Vallon, verabschiedete und den Quai überquerte, verließ Lennox das Café und zündete sich am Bordstein eine Zigarette an. In diesem Teil Straßburgs war es nicht nötig, dem Franzosen zu nahe auf den Fersen zu bleiben. Er trug überdies einen auffallenden gelben Regenmantel. Lennox steckte sein französisches Feuerzeug in die Tasche und wollte gerade auf die Straße treten, als er reglos stehenblieb. Der Mann unter der Straßenlaterne hatte seine Zeitung unter den Arm geklemmt und schlenderte hinter Jouvel her. Ein Zufall: Er hatte es satt, auf sein Mädchen zu warten.
     Als die wenigen Autos vor der nächsten Ampel hielten, eilte Lennox auf die andere Straßenseite und verlangsamte dann wieder seine Schritte. Auf der Brücke über die Ill in die Altstadt sah er den Mann mit der Zeitung und vor diesem Jouvel. Der Ladenbesitzer, der die Brücke überquert hatte, blieb jetzt vor den erleuchteten Fenstern eines Restaurants stehen und sah hinein, als überlegte er, ob er hineingehen solle. Der Mann mit der Zeitung war gleichfalls stehengeblieben und bückte sich, als wolle er seine Schnürsenkel festziehen. Jetzt war Alan Lennox klar, daß Léon Jouvel nicht nur von ihm beschattet wurde.
     Als Jouvel am Restaurant vorüberging und die Straße überquerte, um direkt auf die Rue de l’Épine zuzugehen - was bedeutete, daß er auf dem direkten Weg nach Hause ging -, schlug Lennox einen anderen Weg zum Haus Nr. 49 ein. Der Mann mit der Zeitung hatte die Brücke verlassen und folgte Jouvel. In der stillen und verlassenen Rue de l’Épine wäre ein zweiter Schatten ein wenig zu auffällig gewesen. Lennox, der sich mit der unmittelbaren Umgebung des Jouvelschen Hauses vertraut gemacht hatte, ging schnell die Rue des Grandes Arcades hinunter und bog dann in eine Seitenstraße ein, die auf die Rue de l’Épine zuführte. Er kam rechtzeitig an, um Jouvel im Torbogen verschwinden zu sehen. Weiter unten auf der Straße verschwand der Mann mit der Zeitung in einem Hauseingang, als Denise Viron - sie trug ihren leuchtendgrünen Mantel - aus dem Torbogen der Nr. 49 trat. Sie blieb stehen, als sie Lennox sah.
     »Sie sind zurückgekommen, um mich zu besuchen?« fragte sie hoffnungsvoll. 
     »An einem anderen Abend vielleicht? Es bleiben noch viele Abende«, sagte Lennox. Ihre Stimmen drangen durch die enge Straßenschlucht bis zu dem Hauseingang, in dem Armand Bonheur sich gegen die Hauswand drückte und wartete. Man hatte ihm komplizierte Anweisungen gegeben; für seinen Geschmack waren sie zu komplex. Er mußte Jouvel im Auge behalten. Er durfte den Ladenbesitzer nicht merken lassen, daß er beschattet wurde. Er sollte außerdem nach einem Engländer namens Lennox Ausschau halten, und dessen Personenbeschreibung war reichlich vage gewesen. Als er hörte, wie die Antwort auf die Frage des Mädchens in perfektem Französisch gegeben wurde, dachte Bonheur keinen Augenblick daran, daß dies der Engländer sein könnte, von dem man ihm erzählt hatte. Er machte sich auf eine lange Wartezeit gefaßt.
     Soweit es Bonheur betraf, war diese Form der Beobachtung höchst unbefriedigend - er konnte sich unmöglich im Haus selbst postieren und Jouvel aus der Nähe beobachten. Nur ein Umstand erleichterte dem Kriminalbeamten die Arbeit. Das Haus Nr. 49 hatte keinen Hinterausgang. Jeder, der das Haus betrat, mußte

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