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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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auf den französischen Staatspräsidenten. Eine schockierende Sache. Was Wohls Interesse geweckt hatte, war der Name der Attentäterin gewesen. Lucie Devaud. Merkwürdig. Dies war der Name einer Frau, die in dem versunkenen Wagen ertrunken war, als der Leopard mit ihr von der Brücke in den Fluß gerast war. Gibt es da irgendeine Verbindung? fragte sich Wohl.
     Nachdem er den Zeitungsartikel gelesen hatte, hatte Wohl eines seiner alten Kriegstagebücher aus seinem Schreibtisch gekramt. Die damaligen Bestimmungen hatten das Führen von Tagebüchern streng untersagt, aber gleichwohl hatten viele Soldaten sich über dieses Verbot hinweggesetzt; sogar Generäle und Feldmarschälle, die später mit ihren Memoiren klotziges Geld verdienten. Wohl hatte Zeit im Überfluß. Also las er sein Tagebuch aus dem Jahr 1944 von vorn bis hinten durch. Beim Lesen kehrten die Erinnerungen zurück.
     Dieter Wohl war als ehrgeiziger junger Abwehroffizier im französischen Departement Lozère stationiert und hatte es sich in den Kopf gesetzt, den Leoparden zur Strecke zu bringen. Er sammelte jede Information über den rätselhaften ResistanceFührer, auch die kleinste, notierte jedes Gerücht, das über ihn in Umlauf war. Die Gestalt des Leoparden faszinierte Wohl; seine Leidenschaft für Geheimhaltung, sein beachtliches Agentennetz, sein gefürchteter Hund César - der einzige Freund des Leoparden, soweit Wohl feststellen konnte.
     Einmal - aber nur einmal - war Wohl drauf und dran gewesen, den Leoparden gefangenzunehmen. Wohl hatte einen Tip erhalten, der Leopard werde zu einer bestimmten Zeit auf einer bestimmten Straße fahren. Jenseits einer Brücke, die der Leopard überqueren mußte, hatte man ihm einen Hinterhalt gelegt. An dieser Stelle stand dichter Hochwald, der bis zum Wasser hinunterreichte. Wohl postierte sich hoch oben am Steilufer und beobachtet die Brücke durch einen Feldstecher. Es war ein windiger Tag. Gegen zwölf Uhr mittags sah Wohl den Wagen durch die Baumstämme hindurch mit hoher Geschwindigkeit näher kommen. Durch sein Fernglas sah Wohl ein durch das Laubwerk verschwommen wirkendes Bild - und die Geschwindigkeit des heranrasenden Wagens.
     »Gott im Himmel!« Hinter dem Lenkrad des Wagens saß ein Mann, auf dem Beifahrersitz ein Mädchen, dessen Haare im Wind flatterten. Darauf war Wohl nicht gefaßt gewesen - daß eine Frau dabeisein könnte. Als der Wagen näher kam, überlegte er fieberhaft. Sie muß ein Résistance-Kurier sein, sagte er sich. Er strengte sich an, um im Fernglas Details zu erkennen, und wurde immer aufgeregter. Dies war das erstemal, daß jemand den Leoparden zu Gesicht bekommen hatte. Dummerweise konnte er das Gesicht des Mannes nicht erkennen - im Blättergewirr und bei der hohen Geschwindigkeit des Wagens verschwamm alles. Der Leopard würde an der Brücke aber die Geschwindigkeit drosseln müssen: Kurz vor der Brücke machte die Straße eine scharfe Biegung. Diesseits der Brücke war eine Straßensperre errichtet.
     Der Leopard machte keinerlei Anstalten, mit der Geschwindigkeit herunterzugehen. Er war bekannt dafür, immer so schnell wie möglich zu fahren, damit kein Scharfschütze die Chance erhielt, ihn abzuknallen. Jetzt kam der Wagen in einer Staubwolke und mit quietschenden Reifen um die Kurve. Wohls Augen klebten am Feldstecher. Eine bemerkenswerte Leistung des Fahrers, das mußte er zugeben. Als der Wagen mitten auf der Brücke aus der Staubwolke herauskam, mußte der Leopard die Straßensperre bemerkt haben. Er reagierte sofort; immer noch schnell fahrend, durchbrach er das Brückengeländer; der Wagen stürzte in den Fluß, der an dieser Stelle fast sechs Meter tief war. Wohl traute seinen Augen kaum, als er das Fahrzeug verschwinden sah. Eine verspätete Maschinengewehrsalve durchbrach die Stille.
     Im Fallen wirbelte der Wagen herum und schlug mit dem Dach aufs Wasser auf. Beim Auftreffen auf dem Flußgrund mußten sowohl der Mann wie das Mädchen kopfüber auf dem Wagendach gelandet sein. Jetzt strömte das Wasser in den Wagen. Wohl war überzeugt, daß der Leopard tot sein mußte, wollte aber nichts dem Zufall überlassen. Er bellte einige Befehle durchs Megaphon, worauf die Soldaten begannen, sich durch das dichte Ufergestrüpp den Weg zu den Flußufern zu bahnen. Es dauerte drei Stunden, bis ein eilig herbeigerufener Abschleppwagen den Wagen des Leoparden am Kran langsam aus dem Wasser hieven konnte.
     Wohl stand auf der Brücke, als das vor Wasser triefende

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