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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Verschwinden seines Mädchens zu unserem Vorteil nutzen, aber wir müssen den Zeitpunkt unseres Besuchs vorverlegen …«
     »Warum?« fragte Lansky. 
    »An einem späten Sonntagabend wäre es viel sicherer.«
    »Weil«, erklärte Vanek mit sarkastischer Geduld, »Philip sich schon bald Sorgen machen wird, daß ihr etwas zugestoßen sein könnte. Wenn wir ihm Zeit lassen, sich zu sehr zu sorgen, könnte er die Polizei anrufen…«
    Während Lanskys Abwesenheit hatten die beiden anderen Männer ihre Nachforschungen über die Gewohnheiten Robert Philips fortgesetzt. Sie hatten das Haus Nr. 8 von einem kleinen Park weiter unten in der Avenue Raymond Poincaré aus abwechselnd im Auge behalten. Sie hatten so getan, als fütterten sie die Vögel oder als warteten sie auf jemanden. Weil es unmöglich gewesen war, die Villa von einem noch näheren Punkt aus zu beobachten - und weil sich beide äußerst geschickt verhalten hatten -, entgingen beide der Aufmerksamkeit der Streifenwagenbesatzung, die mit ihrem Wagen gelegentlich durch die Straße fuhr, um die gleiche Villa zu beobachten.
    Um drei Uhr nachmittags, als er einigen Spatzen gerade Brotkrümel hinwarf, sah Vanek, wie Philip das Haus verließ, die Treppenstufen herunterkam und zum Gartenzaun ging. Er lehnte sich gegen das Gartentor und rauchte eine Zigarette. Vanek verschwand hinter einem Baumstamm und beobachtete Philip durch ein Fernglas, das er immer bei sich trug. Unter dem auffälligen Kamelhaarmantel trug der Franzose noch immer seine Pyjamahose, wie Vanek durch die Gitterstäbe hindurch sehen konnte. Sonntags zog Philip sich nur selten an; den Sonntag im Schlafanzug zu vertrödeln war seine Art, sich zu entspannen. Und außerdem dachte er daran, daß es nach der Rückkehr Noelles so viel leichter sein würde, sie gleich wieder aufs Bett zu werfen. Er brauchte sich nur seines Schlafanzuges zu. entledigen. Jetzt, als er in der Villa mit sich allein war, hatte Philip großes Verlangen nach seiner jüngsten Eroberung.
    »Auch das könnte ein Glücksfall sein«, sagte Vanek später zu Brunner, »wenn wir bedenken, welche Methode wir anwenden wollen …«
    Es war kurz vor neun, als Brunner die zur Veranda führenden Treppenstufen des Hauses Nr. 8 hinaufging und klingelte. Um diese Zeit war die schneebedeckte Avenue Raymond Poincaré menschenleer und sehr still. Hinter den Vorhängen des Erkerfensters brannte Licht. Brunners Läuten löste eine schnelle - aber vorsichtige - Reaktion aus. Hinter einem Seitenfenster zur Veranda wurde ein Vorhang zurückgezogen. Am Fenster stand Philip. Er hielt ein Glas in der Hand und starrte Brunner mißtrauisch an. Dann zog er den Vorhang zu. Wenige Augenblicke später ging die Tür wenige Zentimeter auf. Eine starke Kette verhinderte ein weiteres öffnen.
    »Monsieur Robert Philip?« fragte Brunner.
    »Ja. Was gibt’s?«... Philip hatte erwartet, Noëlle Berger mit Paketen beladen zu sehen. Die Ankunft dieses Fremden überrumpelte ihn. Brunner zeigte den Ausweis der Sûreté Nationale, den er bei sich trug, seitdem das Kommando Tâbor verlassen hatte.
    »Sûreté, Monsieur. Ich fürchte, daß ich eine schlechte Nachricht für Sie habe. Es geht um eine Bekannte von Ihnen, eine junge Dame. Darf ich einen Augenblick hereinkommen?«
    Obwohl er sich um seine Geliebte Sorgen machte, war Philip ein mißtrauischer Mann, der in der Halbwelt des illegalen Waffenhandels nicht umsonst alle diese Jahre überlebt hatte; er nahm durchaus nicht alles für bare Münze, was ihm entgegentrat, weder Menschen noch Ausweise; mit gefälschten Papieren stand er selbst auf du und du.
    »Ich kenne Sie nicht«, sagte er nach einem Moment. »Und zufällig kenne ich die meisten Polizeibeamten in Colmar.«
    »Das überrascht mich nicht …« Brunner machte eine ungeduldige Handbewegung. »Ich bin erst vor einer Woche aus Straßburg versetzt worden.«
    »Warten Sie draußen. Ich ziehe mir etwas an …« Die Tür wurde vor Brunners Nase zugeknallt. In der Halle verzog Philip das Gesicht; er spürte, daß mit seinem Besucher etwas nicht stimmte. Er griff nach dem Telefon, das auf einem Beistelltisch stand. Im selben Augenblick wurde etwas Hartes, was sich wie die Mündung einer Waffe anfühlte, gegen seinen Rücken gepreßt und bohrte sich durch den Morgenmantel. Eine ruhige Stimme sagte: »Einen Laut, und ich werde Sie erschießen. Nehmen Sie die Hand vom Telefon. So, jetzt Gesicht zur Wand …« Während Brunner den Franzosen abgelenkt und ihn an der

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