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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Straßburger Kollegen Verbindung gehalten - man hatte Vaneks Citroën zur Hertz-Autovermietung am Boulevard de Nancy zurückverfolgen können -, und die Vorgesetzten Inspektor Rochats, die jetzt Angst hatten, sie könnten einen monumentalen Schnitzer begangen haben, kooperierten jetzt vorbildlich. Die Rückgabe des Wagens führte sie zu dem logischen Schluß, daß die Männer, die den Wagen gemietet hatten, jetzt per Flugzeug oder Bahn reisten. Auf dem nahgelegenen Flughafen und am Bahnhof wurden massive Fahndungsmaßnahmen eingeleitet. Ironischerweise brachte die Großfahndung, die dem sowjetischen Killerkommando galt, ausgerechnet Lennox in Gefahr.
     Mit gefälschten Papieren über eine Grenze zu gehen, ist eine Sache; die Gefahr, im Verlauf einer Großfahndung genau unter die Lupe genommen zu werden, ist dagegen viel größer. Lennox bezahlte seinen Kaffee, ging über die Place de la Gare zur Bushaltestelle und sprang auf den ersten überfüllten Bus, der gerade abfuhr. Dieser Bus fuhr zufällig nach Hagenau, einem Ort, von dem Lennox noch nie gehört hatte. Er kaufte sich also eine Fahrkarte bis zur Endstation. Den Grenzübertritt nach Deutschland konnte er frühestens morgen wagen; Großfahndungen sind in den ersten vierundzwanzig Stunden besonders intensiv. Das größte Problem für ihn war, wo er die Nacht verbringen sollte: Wenn die Polizei ernsthaft hinter jemandem her ist, durchleuchtet sie jedes Hotel; die Hotels und Pensionen, die nicht leicht erreichbar sind, werden angerufen.
    Am späten Abend fuhr Lennox mit dem Bus von Hagenau nach Straßburg zurück. 
    Das erste, was er beim Aussteigen auf dem Place de la Gare bemerkte, waren die in einer Reihe vor dem Bahnhof abgestellten Mannschaftswagen der Polizei. Am frühen Morgen hatte Lennox in der Zeitung mit dem Bericht über Léon Jouvels Tod gelesen, daß das Europaparlament an diesem Tag eine Nachtsitzung abhalten werde. Nach einem späten Imbiß in einem abseits gelegenen Restaurant nahm Lennox ein Taxi zum Gebäude des Europaparlaments. Seine Papiere, die ihn als Reporter auswiesen, verschafften ihm mühelos Eintritt. Als er erst einmal im Haus war, richtete er sich auf der Pressegalerie auf eine eigene Nachtsitzung ein.
     Bevor er mit dem Taxi zum Europaparlament gefahren war, war er in den Waschraum eines Hotels geschlüpft und hatte sich mit Utensilien rasiert, die er in Hagenau gekauft hatte; es wäre vielleicht nicht klug gewesen, sich auf dem erlauchten Boden des europäischen Parlaments völlig unrasiert zu präsentieren. Die Vorsichtsmaßnahme erwies sich als unnötig - auf der Pressegalerie saßen nur wenige Journalisten, und gelegentlich, wenn die Debatte sich ohne Höhepunkte hinzog, konnte Lennox sogar ein kleines Nickerchen machen. Er sah häufig auf die Uhr und wartete und wartete, während die Nacht sich langsam dahih-schleppte. Am Morgen würde er erneut versuchen, den Rhein zu überqueren und in die Bundesrepublik Deutschland einzureisen.
     Es war Inspektor Jacques Dorré (der es in späteren Jahren bis zum Kommissar brachte), der schließlich Marc Grelle auf den Plan rief. Als der Präfekt den Bericht Boisseaus über sein Gespräch mit Colmar gelesen hatte, rief er persönlich Dorré an, der jetzt noch mehr Informationen hatte. Er konnte Grelle sagen, daß der Citroën, mit dem zwei Männer zu dem Hotel in Colmar gefahren waren, inzwischen an die HertzAutovermietung am Boulevard de Nancy in Straßburg zurückgegeben worden war.
     »Ja«, bestätigte er weiter, »die Beschreibung des Mannes, der den Wagen zurückgab, stimmt mit der Beschreibung eines der beiden Männer überein, die am 18. und 19. Dezember im Hotel Bristol übernachteten - und am 19. ist Robert Philip in seinem Bad gestorben …«
     »Wenn diese beiden Männer - Jouvel und Philip - ermordet worden sind«, tastete Grelle sich vor, »muß es doch wohl das Werk eines professionellen Killers gewesen sein? Kein Amateur hätte die beiden Todesfälle so überzeugend arrangieren können. Habe ich recht?«
     »Sie haben recht«, erwiderte Dorré kurz. »Es hat aber den Anschein, als handle es sich um ein Team von mindestens zwei Mördern, die hier an der Arbeit sind - vielleicht sogar von drei… .«
     Grelle packte den Hörer fester. »Wie kommen Sie zu dem Schluß?« fragte er.
    »Ich habe die Gästeliste des Bristol persönlich geprüft. Zehn Minuten, nachdem die ersten beiden Männer - Duval und Bonnard - sich eingetragen hatten, nahm ein dritter Mann, Lambert, sich

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