Nummer 28 greift ein Wir Kinder aus der Brunnenstraße
Nadeshda, Gogo, Fiede und Poli-Kala folgten ihnen ins Treppenhaus. Doch als einer
der Polizisten sie bemerkte, wurden sie umgehend wieder zurückgeschickt. Also drückten sie sich unten im Hausflur herum und
lauschten angespannt, um alles mitzubekommen, was oben im dritten Stock passierte.
Eine Frauenstimme war zu hören. Gemurmel. Eine Tür klappte. Stille. Doch es dauerte nicht lange, da wurde die Tür oben wieder
geöffnet. Lachend kamen die Polizisten die Treppe wieder heruntergepoltert. Unten bei Nadeshda, Fiede, Gogo und Poli-Kala
angekommen, blieben sie stehen. »So leid es uns tut, wir konnten dem Gefangenen nicht helfen«, teilte ihnen einer der Polizisten
breit grinsend mit einem Achselzucken mit.
Nadeshda blieb fast das Herz stehen. Was hatte das zu bedeuten? Fiede runzelte die Stirn. Gogo und Poli-Kala schauten die
Polizisten schockiert an. Wenn sie nicht helfen konnten, warum lachten sie dann?
Und dann klärte einer der Polizisten sie endlich auf: Der Hilferuf war von einem Erstklässler gekommen. Der Junge war von
seiner Mutter dazu verdonnert worden, sein Zimmer aufzuräumen. Doch dazu hatte er offensichtlich keine Lust gehabt und war
stattdessen auf die Idee mit dem Zettel gekommen!
Plötzlich grinste der Polizist nicht mehr. »Mit demjungen Mann dort oben haben wir natürlich ein ernstes Wörtchen sprechen müssen. In der Zeit, die wir jetzt hier für diesen
Unsinn verplempert haben, ist vielleicht ein ernster Notruf eingegangen, von jemandem, der wirklich unsere Hilfe braucht.
Wir haben wahrhaftig wichtigere Dinge zu tun, als uns um solche Kinderscherze zu kümmern.« Und er fügte, indem er Nadeshda,
Fiede, Gogo und Poli-Kala ernst ansah, hinzu: »Das gilt im Übrigen auch für euch. Bevor ihr das nächste Mal die Polizei ruft,
besprecht ihr das vorher besser erst einmal mit einem Erwachsenen.«
Der Polizist verabschiedete sich und folgte seinen Kollegen, die bereits vorausgegangen waren. Über die Schulter rief er Nadeshda,
Fiede, Gogo und Poli-Kala noch zu: »Wenn ihr Langeweile habt und nicht wisst, was ihr machen sollt, könnt ihr ja hochgehen
und dem Jungen beim Zimmeraufräumen helfen.«
Nadeshda lief rot an und platzte fast vor Empörung. Als wenn sie die Polizei aus Langeweile angerufen hätten! »Aber . . .«
Nadeshda wollte ihnen noch etwas hinterherrufen. Doch ehe sie dazu kam, waren die Polizisten bereits in ihren Wagen gesprungen
und davongebraust. Wütend schaute sie ihnen hinterher.
Fiede kratzte sich verlegen am Kopf. Gogo guckte noch einmal hoch zum dritten Stock. Er schnitt eine Grimasse. Nadeshda folgte
seinem Blick. Aus einem der Fenster winkte ihnen ein grinsender Junge zu.
Verärgert trotteten sie zurück zur Nummer 28.
Da kam ihnen Otto entgegen. »Was macht ihr denn für Gesichter?«, rief er. »Ist irgendwas mit eurem neuen Tandem?«
Ach ja, das Tandem! Nadeshda schüttelte den Kopf. »Nö, mit dem Tandem ist nichts. Abgesehen natürlich davon, dass es noch
immer nicht da ist.«
Schnell berichteten sie Otto, was passiert war.
»Los, Poli, zeig Otto mal den Zettel!«, forderte Nadeshda Poli-Kala auf. Denn Poli-Kala hatte darauf bestanden, den Papierfetzen
als Erinnerung aufzubewahren, obwohl er nicht von einem Außerirdischen war. Umständlich kramte sie das Papier aus ihrer Hosentasche
und gab es Otto zu lesen.
Aber auch Otto schien ihre Geschichte von dem Erstklässler, der keine Lust hatte, sein Zimmer aufzuräumen, todkomisch zu finden.
Erst als er merkte, dass Nadeshda und die anderen ihn beleidigt anstarrten, beeilte er sich, zu versichern: »Also, ich finde
trotzdem, dass ihr ganz richtig gehandelt habt. Das Ganze hätte ja auch wirklich einen ernsten Hintergrund haben können.«
Aber ganz versöhnt mit ihm waren sie erst, als er ihnen vorschlug: »Ab mit euch runter an die Elbe. Da weht eine frische Brise.
Da holt ihr euch ein Eis bei der Strandperle. Ich gebe eine Runde aus. Das wird euch auf andere Gedanken bringen. Ich bleibe
so lange hier und warte auf das Tandem.Und wenn ihr wiederkommt, ist es vielleicht schon da.«
Alle waren von der Idee begeistert.
Wer hätte auch ahnen können, was Ottos Vorschlag für Folgen haben würde!
Denn unten an der Elbe fanden sie die Tasche. Die Tasche voll Wasser.
Die Tasche voll Wasser
Um zur Strandperle zu gelangen, mussten sie ein ganzes Stück den Elbstrand entlanggehen. Es war Ebbe. Die Elbe hatte so wenig
Wasser, dass Nadeshda sich wunderte, dass
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