Nummer 28 greift ein Wir Kinder aus der Brunnenstraße
hineingeschaut . . .« Sie faltete den Briefbogen
auseinander. »Und seht, hier steht es doch: Liebe Tante Adelheid, ich muss leider überraschend ins Krankenhaus. Unsere Eltern
kommen erst in fünf Wochen zurück. Bitte kümmere dich solange um Elmo. Der Schlüssel liegt unter der Matte. Danke. Dein Dich
liebender Neffe Walter.«
Alle grinsten schief. Tante Adelheid blickte fragend in die Runde. »Ja, stimmt das denn etwa gar nicht?«
Stockbrot und Kinderbowle
Zwei Tage später fand Nadeshda einen Brief in ihrem Briefkasten. An Nadeshda, Gogo, Fiede und Poli-Kala, stand darauf. Absender:
Babinek zurzeit bei Meerwein, Gartenkolonie, Griegstraße.
Sofort sauste Nadeshda zu den anderen. Auf den Treppenstufen der Nummer 28 hockend, öffnete sie gespannt den Briefumschlag.
Es war eine Einladung von Elmo.
»Wieso lädt der uns denn ein?«, wunderte Fiede sich.
Elmo lud sie zum Entschuldigungsfest in den Garten seiner Tante ein.
»Ich hoffe, ihr kommt! Es gibt Lagerfeuer und Stockbrot und Kinderbowle«, las Nadeshda den anderen vor. »Und dann steht da
noch etwas in Erwachsenenhandschrift daruntergekritzelt. Das war wohl Tante Adelheid:Gleichzeitig feiern wir Elmos Geburtstag nach, der letzten Mittwoch war!«
»Was? Dann hat Elmo also doch Geburtstag gehabt!«
»Oh, Mann, und wir haben es ihm nicht geglaubt!«
Nicht nur Nadeshda, Fiede, Gogo und Poli-Kala waren von Elmo zum Entschuldigungsfest eingeladen worden. Auch Melene, Horsti
und ihre Mutter kamen.
Tante Adelheid mit ihren strohfarbenen Strubbelhaaren und in ihrer bunten Flickenhose, in der sie tatsächlich ein bisschen
aussah wie eine Vogelscheuche, begrüßte alle begeistert. Elmo, der neben ihr stand, lächelte und sah überhaupt nicht mehr
so aus, als würde er es entsetzlich schlimm finden, bei ihr zu wohnen. Im Gegenteil.
Nur Melene und Horsti machten um Elmo einen großen Bogen. Tante Adelheid und die Mutter von Horsti und Melene saßen zusammen
unter dem Apfelbaum und tuschelten geheimnisvoll miteinander.
Währenddessen versuchten Nadeshda, Gogo, Fiede, Poli-Kala zusammen mit Elmo, das Feuer in Gang zu bringen.
»Was ist jetzt eigentlich mit Walt?«, fragte Gogo. »Otto hat gesagt, die Polizei hat ihn am Flughafen verhaftet.«
»Ist er jetzt im Gefängnis?«, fragte Poli-Kala und schaute Elmo mit großen Augen an.
Elmo zuckte kurz mit den Schultern. »Keine Ahnung.« Es war offensichtlich, dass er nicht über seinen großen Bruder reden wollte.
Seine Augen füllten sich mit Tränen.
Nadeshda stieß ihn an. »Sag mal, erzählt deine Tante tatsächlich Lügengeschichten?«, fragte sie, um ihn von seinem großen
Bruder abzulenken.
Elmo schniefte kurz. Er schüttelte den Kopf. »Nee, das stimmt überhaupt nicht. Das hat Walt nur erfunden.«
»Ja, aber warum?«, wollte nun auch Fiede wissen.
»Das habe ich Tante Adelheid jetzt auch gefragt. Und da hat sie es mir erklärt: Vor vielen Jahren hat mein großer Bruder ihr
mal Geld geklaut. Weil er es ihr dann aber gestanden hat, hat sie ihm verziehen. Aber dann hat er es wieder gemacht. Und beim
dritten Mal hat es Tante Adelheid gereicht. Da hat sie es unseren Eltern erzählt. Und da hat Walter einfach behauptet, die
Tante hätte sich das alles nur ausgedacht. Meine Eltern haben ihm geglaubt und gesagt, die Tante spinnt. Und deshalb durfte
ich sie auch nie besuchen gehen.«
Poli-Kala sah Elmo mit großen Augen an. »Ganz schön blöd, was?!«, sagte sie dann.
Elmo schnitt eine Grimasse und nickte.
In diesem Moment rief Tante Adelheid alle zusammen und verkündete, was sie und die Mutter von Melene und Horsti inzwischen
gemeinsam beschlossenhatten: Weil Melenes und Horstis Mutter die ganzen Sommerferien über arbeiten musste, lud Tante Adelheid Horsti und Melene
ein, die Ferientage bei ihr im Garten zu verbringen.
»Na, wie findet ihr das?«, fragte die Mutter und strahlte ihre Kinder an.
Melene und Horsti verzogen die Gesichter. Es war offensichtlich, dass sie von der Idee, ihre Ferien mit Elmo zusammen zu verbringen,
überhaupt nicht begeistert waren.
»Wir wollen lieber mit Nadeshda, Fiede, Gogo und Poli-Kala Fahrradtouren machen«, erklärte Melene ihrer Mutter schließlich.
»Au ja!« Horsti nickte.
»An den Eichbaumsee!«, schlug Melene vor. »Nein, lieber in die Harbuger Berge«, rief Nadeshda, »oder zum Himmelmoor!« »Ins
Flottbektal!«, rief Gogo. »In die Boberger Dünen!«, schrie Fiede. »Und auf die Enteninsel!«, quickte
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