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Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Titel: Nummer Drei: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Lake
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Dad und Damian sind zu gut.«
    Also spielte ich eine Runde mit, damit sie glücklich waren, und angesichts der Begleitumstände war es sogar lustig. Die Stiefmutter und ich schlugen Dad und Damian. Tony las unterdessen ein Buch über Magellan.
    Als ich endlich nach draußen kam, verdeckten Wolken die Sterne.
    Farouz stand an der Reling und blies Rauch über das Wasser. Sobald er mich bemerkte, wandte er sich um und lächelte.
    »Nummer Drei«, sagte er.
    »Pirat«, antwortete ich.
    Er grinste und winkte mich zu sich. Unten glühte das Meer blau.
    »Meeresleuchten«, keuchte ich. So etwas hatte ich schon einmal gesehen, aber in dieser Nacht war es viel heller wie brennender Alkohol.
    »Hübsch, nicht wahr?«, sagte er. Dann berührte er eins meiner Piercings an der Augenbraue. »Tut das weh?«, fragte er.
    »Wann, jetz t ?«
    »Ja.«
    Ich tippte auf die silberne Kugel, die ein wenig aus der Haut herausragte. Seit ich von der Schule geflogen war, hatte ich überhaupt nicht mehr darüber nachgedacht.
    »Nein«, antwortete ich. »Es tut weh, wenn die Löcher gestochen werden, manchmal auch in der Sonne, wenn das Metall heiß wird. Aber im Augenblick nicht.«
    »Oh. Und was hat es zu bedeuten?« Neugierig betrachtete er den Stab in der Augenbraue, den Stecker in der Nase, die Kugel unter der Lippe.
    »Was es zu bedeuten ha t ?«, fragte ich verständnislos.
    »Ja. Das habe ich dich gefragt.«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete ich. »Ist so etwas in Afrika nicht auch üblich? Ich habe Fernsehfilme gesehen – Frauen mit gestreckten Hälsen, großen baumelnden Ohrläppchen, mit dicken Stäben in der Haut.«
    Er warf mir einen halb liebevollen, halb herablassenden Blick zu.
    »In Afrika? Afrika ist groß.«
    Natürlich ist Afrika groß, dachte ich. Ich kam mir schon wieder ungeheuer dumm vor. Es gab afrikanische Stämme, die sich auf diese Weise schmückten, aber darum musste das in Somalia noch lange nicht üblich sein.
    »Also weißt du nicht, was es bedeute t ?« Er betrachtete meinen Nasenstecker.
    »Eigentlich hat es gar keine Bedeutung.«
    Farouz warf die Zigarette ins Meer. Die rote Glut näherte sich dem blau schimmernden Wasser, zischte und verschwand.
    »Warum hast du es dann?«, fragte er. »Gefällt es deinem Vater?«
    Ich lachte.
    »Er hat nie etwas dazu gesagt«, antwortete ich. »Wahrscheinlich gefällt es ihm nicht.«
    Farouz warf mir einen harten Blick zu.
    »Du stellst so etwas mit deinem Gesicht an, und dein Vater sagt nichts dazu?«
    Ich nickte langsam.
    »Ein seltsamer Vater.«
    Ich schwieg.
    Als wir zu den Sonnenliegen zurückkehrten, hörten wir Schritte hinter der Tür, die vom Deck nach innen führte. Farouz verschwand im Schatten unter der überhängenden Brücke und ließ mich allein dort stehen.
    Mohammed öffnete die Tür und entdeckte mich sofort. Er grinste anzüglich, kam heraus und näherte sich mir. Ich schauderte die ganze Zeit, obwohl es heiß war und obwohl ich wusste, dass sich Farouz in der Nähe aufhielt. Aber wie hätte Farouz mich beschützen sollen? War er überhaupt dazu berei t ?
    Mohammed blieb viel zu nahe vor mir stehen. Die unsichtbare Grenze, die andere Menschen gewöhnlich beachten, hatte er längst überschritten. Er starrte mich einen Augenblick lang an. Dann steckte er mir plötzlich die Hände in die Hosentaschen. Ich erschrak und stand wie angewurzelt da. Er wühlte herum, ich spürte die gekrümmten Finger wie die Tastorgane einer schrecklichen Kreatur mit viel zu vielen Gliedmaßen. Dann zog er die Taschen heraus und krempelte sie nach außen um. Eine alte Kinokarte und ein Fünfpencestück fielen auf das Deck. Er zog die Hände weg.
    »Ich suche Uhr«, sagte er.
    Ich zitterte, wandte mich um und wollte hineingehen. Er hielt mich auf – eigentlich nicht durch eine Berührung, sondern nur durch eine kleine Bewegung, eine winzige Verlagerung seiner Füße.
    »Bald stirbst du.« Er zog sich den Finger quer über die Kehle. »Wie ein Tier.«
    »Verzeihung?«
    »Wir bekommen Geld«, sagte er. »Aber wir töten so oder so. Ahmed hat entschieden.«
    »Ich will wieder nach drinnen gehen«, sagte ich. »Sonst schreie ich ganz laut.«
    Ich wusste ja von den Geldbußen und hoffte, dass er davor zurückschreckte, und sei es nur ein kleines bisschen. Vielleicht hielt ihn die Vorstellung zurück, Tausende Dollar zu verlieren, wenn er mich nur anrührte.
    Mohammed schnaubte.
    »Na gut, na gut.« Er wandte sich um und ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und sah mich an.

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