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Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Titel: Nummer Drei: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Lake
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Lösegelds abwirft. Wieder bergen die Piraten den Beutel mit einem Haken und zählen nach. Über Tonys und Jerrys Funkgerät hören wir somalische Meldungen. Einige lange Augenblicke später verlässt das kleine Boot die Daisy May mit Ahmed, den anderen Piraten und der Stiefmutter.
    Und mit Farou z …
    Farou z …
    Farouz ist an Bord. Ich betrachte die verwaschenen Sterne am Himmel und sehe seine Augen. Ich rieche das Meer und rieche seine Haut.
    Durch das Fernglas kann ich das Boot recht gut beobachten. Meine Stiefmutter hockt zwischen Ahmed und Farouz, als die Wellen gegen den Rumpf schlagen. Sie wird kleiner, je näher sie der Küste kommt. Als sie dort eintrifft, sind die Menschen, die aussteigen und im Sand stehen, nur noch Silhouetten, Scherenschnitte. Die Stiefmutter kann ich aber noch erkennen, weil sie größer ist. Das liegt wohl an der westlichen Ernährung und Hygiene.
    Mein Gott, denke ich. Mein Gott, Farouz. Er kehrt an den Ort zurück, wo seine Eltern getötet wurden und wo sein Brude r … wo seinem Bruder Schlimmes angetan wurde. Wo Ahmed dankbar ist, wenn er seinen Kindern etwas Codein und Paracetamol kaufen kann.
    Aber wenigstens kann er seinen Bruder freikaufen, denke ich. Vielleicht gelingt es ihnen, nach Ägypten auszuwandern. Vielleicht soga r … nein, so weit will ich nicht denke n … vielleicht kommt er eines Tages sogar nach England. Nach London.
    Ja, vielleicht.
    Am Strand findet zwischen den Scherenschnitten eine Unterhaltung statt.
    »Was ist da los?«, fragt Dad. »Was passiert da? Warum kommt sie nicht zurück?«
    »Flieger Eins, Lagebericht«, befiehlt Kapitän Campbell über das Funkgerät, das er von der Hüfte abgenommen hat.
    »Hier ist Flieger Eins. Die Situation is t … einer der Piraten scheint mit der Geisel zu ringen, Si r …«
    Ringsum entstehen schlagartig viele verschiedene laute Geräusche.
    »Ä h … nein, streichen Sie das, Sir. Der Pirat umarmt sie. Wiederhole: Der Pirat umarmt sie. Ende.«
    Farouz, denke ich.
    »Wiederholen Sie das, Flieger Eins!«, verlangt der Kapitän sichtlich verwirrt.
    »Der Pirat hat die Geisel umarmt«, berichtet der Hubschrauberpilot. »Sie geht zum Boo t … steigt ei n … sie ist wohlauf, Sir. Sie ist unterwegs. Moment.«
    Alle atmen hörbar auf.
    »Ein Pirat ha t … er winkt, Sir. Er winkt ihr nach. Ende.«
    »In Ordnung, Flieger Eins.« Der Kapitän zieht die Augenbrauen hoch. »Ende und aus.«
    Ich umarme mich selbst. Ich schlinge die Arme ganz fest um mich. Dad nimmt mich in den Arm. Wahrscheinlich denkt er, ich würde mir Sorgen wegen der Stiefmutter machen. Das beschert mir ein schlechtes Gewissen – nicht weiter schlimm, aber immerhin.
    Der Punkt, das Boot der Stiefmutter, wächst zu einem Fleck heran, dann schält sich das Boot heraus und wird langsam größer. Die anderen beobachten es, ich blicke dagegen zu Farouz oder zu dem Scherenschnitt, den ich für Farouz halte.
    Der Geländewagen, der schon am Strand gewartet hat, fährt auf die Piraten zu. Von der anderen Seite nähern sich zwei Pick-ups und halten unmittelbar vor den Männern, die am Strand stehen. Vor ihren Füßen erkenne ich die Umrisse der Sportbeutel. Durch das Fenster reichen die Piraten eine Tasche in den Geländewagen hinein. Der Geländewagen setzt zurück, der Sand spritzt hoch, und dann rast er davon. Der Sponsor, denke ich. Amir hat sich seinen Anteil geholt.
    Danach laden die Piraten den Rest des Geldes auf einen Truck. Farouz ist bei ihnen, denke ich immer wieder wie eine Anrufung. Farouz ist einer von ihnen. Ich versuche, ihn an der Gestalt und am Profil zu erkennen, doch es gelingt mir nicht. Sie sind zu weit entfernt, und die Luft flimmert und wabert vor Hitze.
    Alle Männer flimmern, nicht nur er.
    Als sie in die Pick-ups einsteigen, sagt Kapitän Campbell neben mir mit ruhiger Stimme vier Worte. Ich weiß sofort, was sie bedeuten. Auf meiner Wirbelsäule wachsen Eiszapfen.
    »Umschalten auf Kanal einundsiebzig«, sagt er.
    Ich wende mich zu ihm um, bewege mich ganz langsam, als hätte sich die Luft in zähen Klebstoff verwandelt. Obwohl ich auf dem heißen Deck stehe, ist mir kalt. Ich habe böse Vorahnungen. Es fühlt sich an wie beim Schwimmen im Meer, wenn man in eine Strömung oder in die Mündung eines unsichtbaren Süßwasserzuflusses gerät. Auf einmal mischt sich in das warme Meerwasser eine Kälte, die die Haut stark abkühlt.
    Er hebt das Funkgerät an den Mund.
    »Hier ist Kapitän Campbell auf Kanal einundsiebzig. Hier ist Kapitän

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