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Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Titel: Nummer Drei: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Lake
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auf dem Deck, trotz der Männer auf dem Zerstörer, die alles beobachten, erwidert Farouz den Blick, hebt die Hand und winkt. Er winkt und hört nicht auf zu winken, während ich mich entferne, während das Meer die Kluft zwischen uns ausfüllt. Einen verrückten Moment lang will ich aus dem Boot springen und über die Wellen zu ihm rennen. Irgendwie weiß ich zwar, dass ich eigentlich schwimmen müsste, aber ich stelle mir vor, dass ich laufe. Ich laufe über das Wasser und schließe ihn in die Arme.
    Aber natürlich tue ich das nicht, sondern bleibe im Boot.
    Als wir so weit entfernt sind, dass ich sein Gesicht nicht mehr erkennen kann, legt er die Hand auf die Brust, auf sein Herz, und deutet auf mich. Er schenkt mir sein Herz, über die ganze Entfernung hinweg.
    Ein starker Arm hilft mir auf das Deck der HMS Endeavour hinauf. Rings um mich sehe ich nichts als grau lackiertes Metall. Uniformierte Männer und Frauen sind in einer Reihe auf Deck angetreten und applaudieren, sobald wir dort ankommen. Die Frauen tragen weiße Hemden, schwarze Krawatten und niedliche kleine Kappen. Die Männer tragen Matrosenhemden mit großen Aufschlägen. Es kommt mir vor wie ein Bild aus fernster Vergangenheit.
    Ich erröte, mein Blick irrt umher, ich suche etwas, woran ich mich festklammern kann. Wir haben überhaupt nichts dazu beigetragen, will ich einwenden. Sie haben uns auch keine Schmerzen zugefügt, jedenfalls nicht absichtlich. Sie haben uns nicht schlecht behandelt.
    Aber ich schweige, weil sie alle so stolz sind, uns an Bord zu haben. Die meisten sind nicht viel älter als ich.
    Dann kommt ein Mann im Leinenanzug, der nicht zur Royal Navy gehört, und schüttelt Dad die Hand.
    »Jerry«, stellt er sich vor. »Ich bin von der Goldblatt Bank. Sie haben bei den Verhandlungen meine Stimme über Funk gehört. Dies ist Kapitän Campbell.«
    Kapitän Campbell trägt seine Mütze, die Epauletten und was sonst dazugehört. Auch er schüttelt Dad die Hand.
    »Ich entschuldige mich für die Situation mit dem Schlauchboot«, erklärt er. »Die Vorschriften verlangen, dass wir ein wenig mit dem Säbel rasseln und herausfinden, wie der Feind reagiert. Trotzdem, es tut mir leid.«
    Dad sieht ihn einen Moment lang an, dann nickt er.
    »Schon gut«, sagt er.
    Nein, es ist überhaupt nicht gut, denke ich, aber niemand hört auf meine Gedanken.
    »Sie waren alle so tapfer«, lobt uns der Kapitän mit einem leichten schottischen Akzent. »Wirklich tapfer.« Er wendet sich an Tony. »Und Sie wurden angeschossen? Unglaublich.«
    »Es war nur eine Fleischwunde«, wehrt Tony ab.
    »Nun ja«, fährt der Kapitän fort. »Es ist noch nicht ganz vorbei. Aber wir haben für Sie alle Kabinen mit Duschen vorbereitet, und Sie können telefonieren, mit wem immer Sie wollen.«
    Wen will ich anrufen? Esme? Das käme mir so vor, als solle ich einen Alien oder einen Delfin anrufen. Irgendein Wesen, das mich sowieso nicht versteht. Hinter den Rippen tut mir etwas weh. Ich frage mich, ob mir gerade buchstäblich das Herz bricht, ob es so etwas wirklich gibt. Noch eine Stunde bis Sonnenuntergang. Die ersten Sterne sind schon aufgegangen und stehen blass am dunkelnden Himmel.
    Den Großen Wagen sehe ich nicht.
    Ich sehe das Kamel.
    Und den fehlenden Schwanz.
    Kapitän Campbell erteilt einem Untergebenen mit einem Nicken einen Befehl, und die Leute kommen und reichen uns Ferngläser.
    »Wir dachten, Sie wollen vielleicht Missis Fields im Auge behalten«, sagt er. »Natürlich beobachten wir sie auch selbst. Auch vom Hubschrauber aus. Wir hätten nie eingewilligt, wenn wir ihre Sicherheit nicht garantieren könnten.«
    »Sie mussten zustimmen«, sage ich und wundere mich selbst, dass ich den Gedanken laut ausgesprochen habe.
    »Entschuldigung?«
    »Ihnen ist doch nichts anderes übrig geblieben«, erkläre ich.
    Ich weiß auch nicht, warum ich ihm das unter die Nase reibe. Ich glaube, er macht mich wütend, dieser Kerl mit seinem roten Haar, das sich unter der Mütze hervorkräuselt. Die Haarfarbe ist gar nicht das Problem. Vielmehr stört mich, dass er so tut, als hätte er alles unter Kontrolle, obwohl das nicht zutrifft. Die Piraten haben die Kontrolle, so war es von Anfang an.
    »Die letzten drei Wochen waren schwierig«, schaltet sich Dad ein. »Bitte verzeihen Sie ihr!«
    »Natürlich«, sagt Kapitän Campbell. »Natürlich. Entschuldigungen sind nicht nötig.«
    Ich hebe das Fernglas an die Augen und beobachte den Hubschrauber, der den zweiten Teil des

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