Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
wurde übel.
Dann hörte ich ein Geräusch. Die Haare standen mir zu Berge. »Digby?«, flüsterte ich, konnte ihn aber nicht sehen. Die Treppe knarrte, Schritte ertönten. Mein Herz fing an zu rasen. Was sollte ich nur tun? Verzweifelt sah ich mich um. Das Brotmesser lag etwa einen Meter entfernt auf dem Fußboden. Ich machte einen Satz darauf zu, als ich wieder Schritte hörte.
Alex erschien auf den Stufen unter mir.
»Was zum Teufel ist denn hier passiert?« Er sah mich mit entsetztem Blick an. »Und was soll das hier?«
Er hielt einen Umschlag in der Hand, aus dem lange schwarze Locken quollen.
Ich aber brach in Tränen aus.
Kapitel 27
Nachdem Inspektor Fox überprüft hatte, dass weder die Vordernoch die Dachterrassentür gewaltsam aufgebrochen worden waren, wollte er wissen, wer einen Schlüssel zu der Wohnung hatte.
»Nur ich und mein Vater. Oh, und Alex’ Makler.« Ich wischte mir entschlossen die Tränen aus den Augen und nahm einen Schluck von dem Kaffee, den Alex mir vom Café gegenüber gebracht hatte. Ich konnte es kaum erwarten, aus der Wohnung zu kommen, doch ich musste mich gedulden, bis Fox mit seinen Untersuchungen fertig war.
»Ein Makler?« Fox hob fragend die sandbraune Braue. »Costana und Mortimer sind damit beauftragt, die Wohnung zu verkaufen«, warf Alex beiläufig ein. Mehr oder weniger von oben, denn er überragte den Inspektor um einiges. »Aber scheinbar hat er seinen Schlüssel verloren. Daher habe ich Maggie vor zwei Tagen angerufen.«
»Verloren?« Der Polizist runzelte die Stirn. »Das ist ja nun nicht gerade professionell.«
»Dafür kann ich doch nichts«, zischte Alex.
»Habe ich das behauptet?«, gab Fox milde lächelnd zurück.
»Er sagte, die Schlüssel müssten sich irgendwo im Büro befinden. Vielleicht hat man sie versehentlich an einen anderen Bund gehängt.«
»Sie haben also keine Schlüssel mehr?«
»Nein. Meinen letzten habe ich Maggie gegeben, den anderen Costana.«
»Gut. Und was ist mit Ihnen, Maggie?«
»Ich habe einen Schlüssel, mein Vater auch. Und dann sind da noch die Schlüssel, die Alex mir zurückgab. Die sind in der Schale neben der Tür.«
Aber da waren sie nicht. Die Schale, die meine Mutter vor so vielen Jahren getöpfert hatte, war in tausend Stücke zerborsten, das Telefon von der Wand gerissen, die nackten Drähte wirkten wie stählernes Gedärm. Ich hatte ein Gefühl, als sei ich vergewaltigt worden. Unglücklich nippte ich an meinem Kaffee. Er schmeckte ebenso bitter, wie ich mich fühlte. »Kann ich jetzt gehen? Ich möchte weg von hier.«
Inspektor Fox lächelte verständnisvoll. »Ja, natürlich.«
»Ich helfe dir aufräumen.« Alex wühlte sich durch die Trümmer und hob ein pinkfarbenes Höschen auf, das er früher einmal sehr reizvoll gefunden hatte. Es war im Schritt vollkommen durchgerissen. »Bezaubernd!«
»Meine Güte!« Ich starrte das seidene Etwas an.
»Würden Sie bitte alles so lassen, wie es ist, Sir!« Fox’ blonde Assistentin mischte sich ein. »Wir müssen warten, bis die Spurensicherung alles untersucht hat.«
»Die Spurensicherung.« Alex ließ das Höschen fallen. »Ja, richtig. Tut mir leid.«
»Hast du den Hund gesehen?«, fragte ich Alex.
»Nein. Nicht, seit ich hier ankam.«
»Kannst du ihn rufen?«, bat ich ihn und sah durchs Fenster auf die Straße hinunter.
Alex zuckte mit den Achseln. »Natürlich.«
»Einen Augenblick noch, bitte«, hielt Fox ihn zurück. »Ich habe mich nur gefragt … Sie und Mrs Warren sind doch kein Paar mehr, oder?«
»Nein, wir sind kein ›Paar‹ mehr.« Alex ahmte Fox’ Cockney-Akzent nach. Der Inspektor reckte sich zu seiner vollen Größe, aber Alex überragte ihn immer noch um Längen.
»Was taten Sie dann heute Morgen überhaupt hier?«, fragte der Polizist in neutralem Tonfall.
»Ich wollte die Schlüssel holen. Für den Makler. Und den Rest meiner Sachen.«
»Welche Sachen?« Fox sah sich um.
Erst da sah ich, dass die zwei Kartons mit Alex’ Zeug, die ich vor meiner Abfahrt gepackt hatte, immer noch unberührt neben der Tür standen.
»Da«, nuschelte ich kaum verständlich und zeigte auf die Kartons, auf denen Alex’ Name stand.
Aller Augen richteten sich auf die Stelle.
»Das ist aber seltsam.« Fox kniete sich neben die Kartons und ließ den Finger über das Klebeband gleiten, mit dem ich sie verschlossen hatte. »Die hat keiner auch nur angerührt, Sir. Obwohl alles andere verwüstet wurde. Sie hatten Glück.«
»Was wollen Sie damit
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