Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
sagen?« Alex’ Stimme nahm einen gefährlich tiefen Tonfall an.
»Gar nichts, Sir.« Fox stand wieder auf und fischte sein Handy aus einem Regenmantel, der ganz eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte. »Zumindest bis jetzt nicht.« Dann wandte er uns den Rücken zu, um ungestört telefonieren zu können.
Mein Herz fing wieder an zu rasen. »Alex, wo zum Teufel ist Digby?«
»Vermutlich schnüffelt er draußen herum. Du kennst doch Digby.« Es kam mir vor, als würden Alex’ Züge sanfter, als er mich ansah. »Komm schon, Mag. Wir werden ihn finden. Und wenn du willst, fahre ich dich dann ins Büro.«
Ich lief die Treppe hinunter. »Ich gehe heute nicht in das verdammte Büro. Ich will nur den Hund finden.«
Draußen waberte der Nebel immer noch durch die Straße wie eine große Dame im Ballkleid. Und nirgendwo auch nur eine Spur von Digby. Meine Reisetasche lehnte immer noch an der Wand.
»Digby!«, rief ich. »Digby. Hierher, mein Junge.« Meine Stimme war schrill und schneidend. »Oh, Gott, Digby. Wo zum Henker bist du?«
Da tauchte plötzlich Mrs Forlani aus dem Nebel auf wie ein Geist. Sie trug einen pinkfarbenen Morgenrock und flauschige Pantöffelchen. Ihr dunkles Haar war noch nicht frisiert. Sie zog sich vor drei Uhr nachmittags nie an.
»Bellissima, geht es Ihnen gut?« Misstrauisch beäugte sie das Polizeiauto mit seinem Blinklicht, als würde es sie jede Minute anfallen. »Ich habe mir solche Sorgen um Sie gemacht.«
»Das ist nett, aber mir geht’s gut«, plapperte ich dahin. »Genauer gesagt geht’s mir nicht gut. Haben Sie meinen Hund gesehen?« Ich konnte einfach nicht mehr aufhören. »Ich finde ihn nicht. Jemand ist in die Wohnung eingebrochen. Er hat meine Unterwäsche zerschnitten. Es ist alles ein schreckliches Durcheinander.«
»Oh, mein Gott.« Mrs Forlani schlug entsetzt die Hände vors Gesicht. »Das muss ich Matteo erzählen. Ich habe Ihnen doch am Telefon gesagt, dass ich mir Sorgen mache. La giovinastra - wie heißt das noch - mit einer Kapuze auf dem Kopf vor Ihrer Tür. Ich bekam gleich eine Ganshaut.«
»Gänsehaut«, korrigierte ich automatisch. Ich hatte ihren Anruf ganz vergessen. »Haben Sie den Hund gesehen?«
»Sie war wirklich merkwürdig.«
»Wer?«
»Sie. Die ragazza, von der ich rede. Die Fremde.«
»Der Fremde«, korrigierte ich und ging zur nächsten Ecke, um Digby zu rufen. »Sie sagten, es sei ein ›er‹ gewesen.«
Ein lauter Knall, ein Jaulen. Mich hätte fast der Schlag getroffen, als Digby unter den leeren Kartons hinter der Metzgerei hervorschoss. »Lieber Himmel, danke.« Ich schnappte ihn, bevor er wieder weglaufen konnte, und presste mein Gesicht in sein Fell. »Du dummer Junge. Du hast mir wirklich Angst eingejagt.«
Mrs Forlani schüttelte heftig den Kopf, ihre Augen traten fast aus den Höhlen. »Nein, nein, Maggie. Das war kein ›Er‹ vor Ihrer Wohnung. Mio Dio, ma perché questi inglesi non mi capiscono mai!«
Vielleicht war ich ja verrückt. Eigentlich war das ziemlich wahrscheinlich.
»Ho detto, una donna, intendevo una donna! Buon Dio!« Mrs Forlanis Italienisch flutete über mich hinweg, als ich unschuldig vom Gehsteig zu ihr hinaufschaute. »Ein Mann war das jedenfalls nicht!«, beendete sie ihren Redeschwall und zog ihren Morgenmantel fest über ihren welken Busen.
»Komm sofort hier herauf, Maggie«, schimpfte Alex über mir. »Es ist nass da draußen, zum Teufel.« Er wollte mir über die Treppe helfen, aber ich fühlte mich plötzlich so schlaff wie eine Stoffpuppe. Ich wollte hierbleiben, auf dem Gehsteig, bei meinem Hund. Ich wollte mich hier ausstrecken und warten, bis alles vorüber war. Aber Alex beugte sich zu mir herab und zog mich auf die Beine.
»Autsch«, klagte ich. Er zwang mich, stehen zu bleiben. Sonst hätte ich mich wohl wieder hingelegt. Mrs Forlani hatte wieder zu reden begonnen. »Entschuldigung. Worum ging es noch gleich?« Ich sah sie an.
»Es war ganz sicher una ragazza, die Fremde, die ich gesehen habe. Ein fremdes Mädchen, das versucht hat, in Ihre Wohnung zu kommen.«
Ich stand da, sah Mrs Forlani an und versuchte zu begreifen, was vor sich ging. In diesem Augenblick kam Stefano Costana in einem billigen blau glänzenden Anzug um die Ecke. Sein Bauch wölbte sich unter dem rosaroten Hemd.
»Guten Morgen, alle zusammen. Tut mir leid, wir sind zu spät«, trötete er fröhlich. An der Knopfleiste zwängte sich sein Bauch durchs Hemd und zeigte ein paar schwarze Haare. Ich sah Alex an, der
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