Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
die Hand hin. »Hi!« Dann kräuselte sie wieder ihr Näschen. »Sie kommen mir bekannt vor, Inspektor Fox.«
»Ach ja?« Er sah sie kurz an.
»Jetzt weiß ich’s.« Mit dramatischer Geste legte sie eine Hand aufs Herz. »Von der Fernsehshow Ich überwand mein Trauma .«
Ich knurrte unhörbar. »Ja, das kann sein. War nicht unbedingt mein bester Tag.« Blinzelte mir der Inspektor da zu? Das Funkgerät seiner Assistentin knackte laut. Sie trat einen Schritt von uns weg und horchte.
»Wie auch immer. Angesichts der Umstände kann ich Sie, fürchte ich, nicht in die Wohnung lassen«, sagte Fox. »Dies ist im Augenblick ein Tatort, und wir warten darauf, dass die Spurensicherung kommt, um Fingerabdrücke zu nehmen. Sie werden sich die Wohnung also ein andermal ansehen müssen.«
»Ein Tatort?« Stefanos ohnehin schon breiter Akzent wurde noch eine Spur breiter. Er sah finster drein.
»Hier wurde eingebrochen«, erklärte Fox. Seine Assistentin winkte einem Zivilauto zu, das sich im Nebel auf uns zubewegte.
»Ein Einbruch? Aha.« Ungeduldig schlug Costana sich mit dem Exposé der Wohnung auf den Oberschenkel. »Das ist ja nun wohl keine Verkaufshilfe.« Er sah mich wütend an und wandte sich dann mit entschuldigendem Lächeln an Fay.
»Es tut mir leid«, murmelte ich.
»Sind Sie Maggies Freund? Sie sehen gut aus. Ziemlich groß.« Fay lächelte Alex an. »Ich dachte, Sie seien Single, Maggie, Sie Schlimme.«
Ich biss mir so heftig auf die Lippen, dass ich Blut schmeckte.
»Ex«, erklärte Alex matt. »Exfreund.«
Fay zwinkerte mir wissend zu. »Aha.«
»Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte ich mit leiser Stimme. »Aber ich fühle mich nicht besonders gut.« Wenn ich nicht bald verschwand, würde die Straße noch zum Schauplatz eines Mordes. Ich hob die Reisetasche und den Korb auf. Vielleicht war es der Nebel, vielleicht auch nur das sehnliche Bedürfnis, von Fay wegzukommen, aber irgendwie stolperte ich, und innerhalb von Sekundenbruchteilen raste das Pflaster auf mich zu.
Ich schlug mir den Kopf an der Bordsteinkante an, und mein Handy landete geradewegs im Rinnstein. Es war eine große Show, wie ich mich später erinnerte. Kartoffeln, Käse und Tomaten aus Cornwall rollten durcheinander. Dann rief jemand meinen Vater an und bat ihn, mich abzuholen. Ich saß mit dem Kopf zwischen den Knien auf dem Gehsteig. Fox’ Assistentin half mir auf und warf mir einen Blick zu, der wohl besagen sollte: »Na, ist doch alles in Ordnung.« Außer meinem Stolz war scheinbar nichts zu Schaden gekommen.
Fay sammelte die Tomaten ein. Sie gab mir meine Taschenkollektion zurück, bevor sie endlich mit Costana im Nebel verschwand. Unfreiwillig. Fay wäre lieber geblieben.
»Bitte gehen Sie, Fay«, sagte ich. Sie bemühte sich zwar, doch es gelang ihr nicht, ihre Wut zu verbergen. Ich hörte Alex, der ihr versprach, sich gut um mich zu kümmern. Fox tätschelte mir die Hand und meinte, er würde sich später noch melden.
Dann trug Alex mich fast zum Pub an der Ecke, wo er mir einen doppelten Whisky bestellte. Ich flehte ihn an, und so holte er auch noch Zigaretten. Für sich selbst bestellte er Orangensaft. Der Pub-Besitzer grüßte Alex wie einen verloren geglaubten Freund. Was er ja auch war, wie ich eingestehen musste. Ich setzte mich in die Ecke und drückte Digby an mich. Meine Zähne klapperten, obwohl es hier drin warm und gemütlich war.
»Was ist denn los, Maggie?«, fragte Alex und sah auf mein Glas.
»Sag du’s mir.« Ich zündete mir eine Zigarette an. »Kannst du mir bitte noch einen Whisky bestellen?«
»Du bist ja mit dem noch nicht mal fertig.« Er sah mich düster an. »Warum warst du nicht in der Arbeit?«
»Und du?«
»Ich soll einen Flug nach Glasgow nehmen, der …«, er sah auf die Uhr »… in etwa einer Stunde geht.«
»Dann gehst du jetzt wohl besser?«
»Ja.« Aber er rührte sich keinen Millimeter von der Stelle. »Und du?«
»Ich habe eine Krise«, antwortete ich und leerte mein Glas. »Noch eine. Also hol mir bitte was zu trinken.«
Was er auch tat. Und einen Orangensaft für sich. Zumindest sah es so aus. Ich war so misstrauisch, dass ich ihn kostete.
»Was für eine Art Krise?«, fragte er und übersah meine beleidigende Geste, während er mir den Whisky hinschob.
»Eine allumfassende Krise«, sagte ich traurig.
»Ach ja, eine von diesen.«
Ich starrte auf die Wand gegenüber. Dort hing eine kleine Radierung: ein Messerschleifer bediente eine Dame mit Häubchen. »Mein Leben
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