Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
Normalerweise würde ich wirklich gerne kommen. Nur bin ich im Moment nicht gerade gut drauf«, sagte ich ehrlich. »Alles, was ich einst zu wissen glaubte, ist durcheinandergeraten.«
»Wirklich?« Er sah mich verblüfft an. »So schlimm ist es also?«
»Weißt du, ich dachte doch, sie hätten diesen Typen erwischt, der mir all diese merkwürdigen Sachen angetan hat - Joseph Blake.«
»Ich weiß. Dem Himmel sei Dank. Sie haben ihn doch, oder?«
Ich spürte, wie die Panik wieder in mir aufstieg. »Blake war es nicht. Er kann es nicht gewesen sein. Ich habe wieder diese scheußlichen Blumen bekommen, während er im Gefängnis saß. O Gott!« Ich stützte den Kopf in die Hände. »Ich war so erleichtert, dass alles vorüber ist. Und jetzt sieht es ganz so aus, als sei überhaupt nichts vorbei. Und ich mache mir solche Sorgen um Digby. Er ist noch nie weggelaufen.«
Seb kam auf mich zu und nahm mir das Glas aus der Hand. Er stellte es auf den kleinen Tisch aus Walnussholz neben dem Sofa. »Maggie«, sagte er sanft. »Ich bin für dich da.«
»Danke.« Ich konnte ihn nicht ansehen.
»Ich weiß, dass du böse bist, aber ich habe nicht gelogen. Und wir verstehen uns doch gut, oder?«
»Zumindest dachte ich das«, murmelte ich. Allmählich hatte ich das ganze Misstrauen satt. Ich wollte vergessen. Ich wollte, dass jemand mich festhielt, mir sagte, dass alles gut gehen würde.
Seb strich mir das Haar aus den Augen. »Du bist so schön, Maggie, und so tief verwundet.«
»Das kann man wohl sagen«, versuchte ich zu scherzen. »Mein Kopf tut immer noch weh.« Aber ich konnte ihm immer noch nicht in die Augen sehen.
»Ich meine es ernst. Du gehst in deinem Unglück förmlich unter. Ich möchte dir helfen.« Sanft hob Sebastian meinen Kopf, sodass ich ihm in die Augen sehen musste. »Ich bin gekommen, um dich zu retten.«
»Meine Herren«, sagte ich gedämpft. »Mein Held. Ist es denn wirklich schon so weit mit mir?«
Er beugte den Kopf zu mir herunter, um mich zu küssen. Nach einer Minute begann ich, nach Luft zu schnappen.
»Glaubst du wirklich, jemand müsse mich retten?«
Er antwortete nicht.
Etwa um Mitternacht machte Seb sich auf den Nachhauseweg. Doch zuerst musste ich ihm versprechen, wenigstens darüber nachzudenken, ob ich nicht doch auf die Party kommen wolle. Doch als ich am nächsten Morgen in dem Zimmer erwachte, in dem ich das Ende meiner Kindheit erlebt hatte, war mir klar, dass ich nicht gehen konnte. Ich musste endlich aus London raus, bevor ich explodierte.
Mein Vater und Jenny waren schon auf dem Weg zu ihrer Schule. Ich machte mir eine Tasse Kaffee, rauchte ein paar Zigaretten und fuhr dann ins Büro, um meinen Schreibtisch aufzuräumen. Ich wollte unmissverständlich klarmachen, dass ich nicht mehr wiederkommen würde. Wenn ich es recht überlegte, konnten Charlie und Renee mir nichts mehr anhaben. Ich musste mit der Situation einfach umgehen wie ein erwachsener Mensch.
Als ich im Büro das Licht einschaltete, kam Sally herein.
»Ach, du meine Güte«, sagte sie, und ihr Busen hob und senkte sich dabei deutlich. »Was ist denn gestern in dich gefahren?«
»Ich weiß es nicht«, gab ich trocken zur Antwort. »Warum? Wie hat es denn ausgesehen?«
»Na, du hast denen einiges zu knabbern gegeben. Nicht dass sie es nicht verdient hätten.«
»Es freut mich, dass die Vorstellung so unterhaltsam war, aber ich habe jedes Wort, das ich gesagt habe, auch so gemeint. Stehen da draußen vielleicht ein paar Kartons rum?« Ich nahm das Bild von Pendarlin von der Wand und drückte es an mich. »Ich muss meine Sachen packen.«
»Das kann Cheryl besorgen. Dann gehst du also wirklich?«
Aber ich achtete schon längst nicht mehr auf Sally, weil ich mittlerweile den Computer eingeschaltet hatte. Es hatten sich einige E-Mails angesammelt. Ganz oben war eine von Alex. Sie war von gestern Morgen. Im Betreff stand: »Mein verdammter Hund«.
»Oh, mein Gott!«, seufzte ich und klickte sie auf.
Maggie, da wir uns nicht mehr vernünftig unterhalten können und dein Telefon tot zu sein scheint, schicke ich dir diese E-Mail, um dir mitzuteilen, dass ich den Hund mitgenommen habe. Du bist zurzeit so durcheinander, dass ich glaube, er ist bei mir besser aufgehoben. Als ich ihn bei deinem Vater abholen wollte, lief er ohnehin allein im Garten herum.
Ich weiß nicht, warum du neulich aus dem Pub weggelaufen bist. Jedenfalls hast du ausgesehen, als hieltest du mich für einen Axtmörder. Es war wirklich ein
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