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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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alles treibt mich noch in den Wahnsinn. Außerdem wäre ich draußen fast in ein Auto gekracht. Ich hätte Hackfleisch sein können.«
    »Ich verstehe nicht. Welches verdammte Mädchen?«
    »Die verdammte Fay Carter. Sie taucht immer dann auf, wenn ich sie am wenigsten erwarte. Ein Unglück kommt eben selten allein.«
    Und da sah ich sie in der lärmenden Menge. Sie trat durch die Tür. Die Menge teilte sich wie das Meer vor Moses Stab und gab den Weg für sie frei. Betäubt sah ich zu, wie die zierliche Gestalt in ihrem Kapuzenmantel an die Bar trat. Ich konnte meinen Blick nicht von ihr wenden.
    »Maggie?« Seb schüttelte mich sanft. »Maggie, geht es dir gut?«
    »Das ist sie«, flüsterte ich erstickt. Er musste sich zu mir beugen, um mich zu verstehen. »Dort drüben bei der Bar.«
    »Wer?« Er drehte den Kopf.
    »Das ist Fay.«
    Er sah in dem Augenblick hinüber, als ihr die Kapuze vom Haar glitt. Sie hob das Glas und prostete der Gruppe links von ihr zu. »Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, hörte ich sie rufen. »Ich konnte einfach keinen Geldautomaten finden.«
    Es war nicht Fay. Sie sah ihr ähnlich, ein bisschen wenigstens … aber sie war es nicht.
     
    »Offenkundig fange ich jetzt wirklich an zu spinnen«, versuchte ich zu scherzen, aber aus einem mir unerfindlichen Grund war ich den Tränen nahe. Als wandle ich einen dunklen, tiefen Abgrund entlang. Still saß ich auf dem Barhocker und dachte nach. Seb war offensichtlich besorgt, ich spürte das. Doch ich konnte seine Befürchtungen nicht zerstreuen. Ich konnte in diesem Augenblick nicht an ihn denken. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte, das war alles. Wie durch dicken Nebel hörte ich, dass Seb für mich Suppe und einen Kaffee bestellte. Dann führte er mich zu einem Platz am Fenster und legte seinen Arm um mich, wie um mich warm zu halten. Ich war ihm dankbar für diese liebevolle Geste, doch in Wirklichkeit war ich Meilen entfernt. Ich sah aus dem Fenster. Die düstere, nachtleuchtende Welt schien schneller geworden zu sein. Drei Jugendliche im Kapuzenshirt schlenderten vorbei, die Jeans hingen tief auf ihren schmalen Hüften. Ihre weißen Turnschuhe blitzten auf dem dunklen Asphalt. Die Bremsleuchten zeichneten rote Streifen in die Nacht. Ich hatte Angst, allmählich den Verstand zu verlieren. Wieder einmal. Nun geschah, was ich immer befürchtet hatte.
    »Hast du je das Madonna-Video gesehen, bei dem sich alles schnell um sie dreht?«, fragte ich zerstreut. »Genauso fühle ich mich jetzt.« Ich legte meine brennend heiße Wange an das kalte Glas. »So, als wäre ich zwar da, aber alles um mich herum ist nicht real. Als wäre alles ein einziger verrückter Wirbel.«
    »Maggie.« Seb nahm meine Hände in seine und zwang mich, ihn anzusehen. »Ich mache mir wirklich Sorgen um dich.«
    »Ich muss hier raus, Seb. Das ist die Lösung.« Ich sah mich um. »Ich fühle mich einfach nicht mehr sicher.«
    »Aber das ist alles nur in deinem Kopf, Maggie, Liebes«, flüsterte er sanft. »Du bist hier sicher. Du bist nur ein wenig angespannt.«
    Dann fiel mir wieder Inspektor Fox ein, und alles, was er gerade über Alex gesagt hatte. Eine Träne lief mir über die Wange und tropfte auf mein Knie, eine weitere folgte. Ich dachte an jene Nacht im Sommer und dass ich es hätte wissen sollen, aber ich hatte an ihn geglaubt, an meinen wunderschönen, schrecklichen Alex, sogar dann noch, als alles schiefging. Ich hatte einen Teil der Schuld auf mich genommen, weil ich an das Gute tief in ihm geglaubt hatte. Aber offensichtlich hatte ich mich getäuscht, so sehr getäuscht. Ich atmete tief ein und aus und drängte die Tränen zurück.
    Als die Suppe kam, machte ich darum ziemlich viel Aufheben und tat so, als esse ich mit Appetit, in Wirklichkeit würgte ich höchstens einen halben Teller hinunter. Um Seb zu gefallen, trank ich den Kaffee sowie ein Glas Wasser und hörte ihm zu, wie er über die morgige Premiere redete, darüber, welche Kritiker hoffentlich kämen und dass ein großer West-End-Produzent bereits Interesse gezeigt habe. Außerdem erzählte er, dass man ihn wegen der Rolle als Arzt in Holby City angerufen habe. Ich freute mich wirklich für ihn und lächelte ihn an, aber irgendwie konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich sah immer wieder Alex’ Gesicht vor mir, wie er mir zum ersten Mal gesagt hatte, dass er mich liebe. In meinem Kopf ging es rund wie auf einem Riesenrad. Immer wieder stellte ich mir dieselbe Frage: Wie waren wir nur so

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