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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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Ich verzog mich mit dem Telefon in eine ruhige Ecke und rief bei meinem Vater an. Digby kuschelte sich vertrauensvoll zu meinen Füßen zusammen. Jenny antwortete, ein wenig atemlos.
    »Die Lilien«, fing ich sofort an. »Du weißt schon, die ich dich gebeten habe wegzuwerfen. Hast du vielleicht nachgesehen, von wem sie kamen?«
    »Leider nein.« Ihre Antwort kam viel zu schnell. »Außerdem waren es keine Lilien, Maggie.«
    »Bist du sicher?« Ich war verwirrt.
    »Ziemlich sicher, ja.« Eine kleine, verlegene Pause. »Ich habe sie Ethel gegeben. Von der Schule. Der netten Dame, die den Kindern Nachhilfe im Lesen gibt. Ich hoffe, du bist nicht böse, aber es schien mir solch eine Verschwendung, sie wegzuwerfen. Und Ethel hat sich so gefreut. Nein, es waren keine Lilien, eher ein Bouquet aus Herbstblumen.«
    Sie hörte sich an wie eine Floristin.
    »Ach. Und du bist sicher, dich nicht erinnern zu können, von wem sie waren?« Ich trank einen Schluck. »Das wäre wirklich sehr wichtig.«
    »Nun …« Jenny war jetzt wirklich verlegen. »Ich glaube, ich habe einen winzigen Blick auf die Karte geworfen.«
    »Und?«, fragte ich ungeduldig. »Es macht nichts, wenn du nachgesehen hast, ehrlich.«
    »Ich glaube, sie waren von deinem Freund«, meinte sie entschuldigend. Vermutlich dachte sie, ich würde wütend werden.
    »Von Alex?« Ich legte die Stirn in Falten, während ich gleichzeitig zu Seb hinübersah, der über etwas lachte, das seine Tischnachbarin gesagt hatte.
    »Nein, von dem anderen. Dem hübschen Dunkelhaarigen. Bleib kurz dran. Ich schaue nach, ob die Karte noch irgendwo herumliegt. Ich meine, ich hätte sie irgendwo aufgehoben, falls du deine Meinung doch noch änderst.«
    Ich hörte sie schlurfen, dann ein unterdrücktes Fluchen. »Verdammt noch mal, jetzt ist das halbe Persil hinüber! Ah, ja, hier ist sie.« Sie kam zurück. »›Für Maggie, von ihrem betretenen Liebhaber.‹ Das ist doch recht nett, oder? Ich fand immer, dass er ein echter …«
    »Ist es eine normale Karte?«
    »Was meinst du mit ›normal‹?«
    »Ist es …« Ich atmete tief durch. »Es ist doch keine … Beileidskarte oder so etwas?«
    »Lieber Himmel, nein.« Jenny war entsetzt. »Natürlich nicht. Eine pinkfarbene Karte mit Blumen. Soll ich sie für dich aufheben?«
    »Ja, bitte. Danke, Jenny.« Ich legte auf.
     
    Seb legte den Arm um mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange. »Hallo, Kleines. Geht es dir gut? Hey!« Liebevoll tätschelte er Digbys Kopf. »Du bist also wieder da, mein Junge. Warum habt ihr euch denn vorhin in der Ecke verkrochen? Ich wollte euch vorstellen.«
    »Tut mir leid. Ich musste noch einen Anruf erledigen. Ich hatte heute Abend eine Art … Schockerlebnis.«
    »Tatsächlich? Und was jetzt?« Er runzelte die Stirn.
    »Ach ja. Das ist die Frage«, sagte ich. »Was jetzt, lieber Seb? Oder soll ich Yorrick sagen?« Ich versuchte mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal etwas gegessen hatte. Vielleicht sollte ich ein paar Kartoffelchips futtern. »Ich bin eingekreist, das ist es.«
    »Eingekreist?« Seb sah mich verblüfft an. »Findest du es hier drin etwa zu voll?«
    »Nein, das habe ich nicht gemeint. Ich drücke mich unklar aus. Oder einfach dumm. Und deswegen werde ich von einem Stalker verfolgt. Das Ganze ist schwer zu sagen.« Ich saugte mich an meinem zweiten Glas Wein fest, leerte es in einem Zug und knallte das Glas dann auf die Bar. »Sieh mal, Seb. Vielen Dank, dass du mich eingeladen hast, aber ich gehe wohl besser.«
    »Tatsächlich?« Er sah mich fragend an. »Schon? Du bist doch gerade erst gekommen!«
    »Weißt du …«, sagte ich ganz langsam. »Ich habe nur gerade herausgefunden, dass mein Exfreund so eine Art Axtmörder ist. Angeblich. Oder etwas in der Richtung jedenfalls. Und so … und so …« Plötzlich kam mir das Unglaubliche dieser Tatsache zu Bewusstsein, und ich geriet leicht ins Wanken.
    »Maggie?«
    »Es ist nur … ich bin heute Abend keine so gute Gesellschaft. Ich muss jetzt wirklich weg«, sagte ich. Dann nahm ich meine Tasche. »Ich rufe dich an.«
    Seb hielt mich am Arm fest. »In diesem Zustand gehst du besser nirgendwohin, Maggie.« Er studierte meine Miene. »Du bist betrunken.«
    »Ich bin ganz sicher nicht betrunken. Ich hatte nur ein Glas.« Ich überlegte. »Nein, zwei. Aber ich bin nicht betrunken. Gott bewahre!« Aber ich war ganz entschieden leicht verwirrt. »Es ist nur der Schock. Das ist alles. Und dieses verdammte Mädchen rennt mir überallhin nach. Das

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