Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
hörte sich steif und blechern an. »Gerade wollte ich Sie anrufen.«
»Wirklich? Wieso?«
»Wegen dieses Mädchens, Fay Carter.«
»Was ist mit ihr?«
»Ich habe da so ein Gefühl …« Ich verstummte, aber dann brach es aus mir heraus wie ein dicker Klumpen Crème fraîche, der hartnäckig am Löffel klebt und dann mit einem Schwupp in die Suppe plumpst. »Vielleicht ist sie der Stalker. Sie taucht ständig irgendwo auf, wo ich auch bin. Und sie hat Fotos von mir geklaut …«
»Ich glaube nicht, dass sie es ist, Maggie«, unterbrach der Polizist mich in aufreizend ruhigem Ton.
»Bei allem Respekt, Inspektor Fox, ich schon«, antwortete ich entschieden. »Anfangs dachte ich, sie spinnt einfach ein bisschen, aber mittlerweile glaube ich, sie tut das alles mit böser Absicht.«
»Das kann durchaus sein, und vermutlich liegen Sie richtig, aber ich glaube dennoch nicht, dass sie Ihr Stalker ist. Ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten für Sie.«
»Sie verstehen es, die Leute zu überreden, Inspektor Fox.« Ich zog so scharf an meiner Zigarette, dass die Asche zusehends länger wurde.
»Wir haben die Nummer überprüft, die Sie mir gegeben haben. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich hatte sie meinem Sergeant gegeben, aber sie war leider krank, und so ging die ganze Sache ein bisschen unter. Da haben wir Mist gebaut, und ich entschuldige mich dafür.«
»Bitte, fahren Sie fort.« Ein Schäferhund trabte am Auto vorbei, und Digby knurrte. Ich sah kurz nach, ob die Türen verschlossen waren. Dann kuschelte ich mich tiefer in meinen Mantel, die Kälte kroch mir allmählich in die Knochen.
»Es ist ein Kartentelefon. Es gehört einer Person namens …« Er legte eine kleine Pause ein. »… Denis I. MacTheire. Die Adresse existiert nicht. Klingelt da etwas bei Ihnen?«
»Irgendwie schon. Ich kenne ihn zwar nicht, aber jemand hat mir unter diesem Namen mal Blumen geschickt.«
»Wie reizend.«
»Eigentlich nicht. Es waren Friedhofsblumen.«
»Na ja. Der Name ist jedenfalls ein Buchstabenrätsel. Ich habe die Nummer vor etwa einer halben Stunde angerufen. Haben Sie … haben Sie daran gedacht, das mal zu tun?«
»Natürlich«, antwortete ich beleidigt. »Das war das Erste, was ich gemacht habe. Aber es ging nie jemand ran. Wie lautet das Rätsel?«
»Es ist nicht schwierig. Aufgelöst lautet es: Die Rache ist mein.«
Ich kam mir dumm vor, weil ich nicht von selbst darauf gekommen war. »Und? Hat jemand am Telefon geantwortet?«, flüsterte ich.
»Ja. Dieses Mal ist jemand rangegangen. Aber es wird Ihnen nicht gefallen, was Sie gleich zu hören bekommen werden, Maggie.«
Warum nur hatte ich das Gefühl, dass ihm die Geschichte insgeheim Spaß machte?
»Es ist jemand, den Sie gut kennen. Ihr Kumpel Alex Bailey.«
Mein Magen krampfte sich zusammen. »Das glaube ich nicht«, nuschelte ich. »Ich bin sicher, dass es dieses Mädchen ist. Sie ist hinter mir her.«
»Das können Sie ruhig glauben.« Fox ersparte mir sein »Ich hab’s ja gleich gesagt«, obschon es in seinem Tonfall unüberhörbar mitschwang. »Er war es, meine Liebe. So viel ist sicher.«
»Sind Sie wirklich ganz sicher?«
»Sicher bin ich sicher, Maggie. Er konnte ja schlecht leugnen, dass er rangegangen war. Er sagte, es sei nicht sein Telefon. Aber das ist ja wohl nicht weiter erstaunlich, nicht wahr? Wir lassen ihn gerade zum Verhör holen.«
Ich antwortete nicht.
»Maggie? Sind Sie noch dran?«
Der Schäferhund trottete langsam zurück. Ein großer Mann wartete auf der gegenüberliegenden Seite der Brücke auf ihn.
»Ich weiß nicht, Inspektor Fox«, sagte ich ruhig. »Ich kann Ihnen nicht mal sagen, wo ich im Moment überhaupt bin.«
Als ich ins Pub kam, zitterte ich vor Kälte. Ich war todunglücklich und plötzlich gar nicht mehr sicher, ob es Seb gefallen würde, wenn ich da plötzlich auftauchte. Aber ich konnte ihn sowieso nicht entdecken, was meine Laune nicht gerade besserte. Ich drehte mich um, und da saß er in einer Ecke, in eine leidenschaftliche Diskussion mit der dunkelhaarigen Frau verwickelt.
»Maggie!« Er winkte mir zu. »Hier sind wir.«
Ich hob nervös die Hand. Dem Himmel sei Dank, er schien sich über mein plötzliches Auftauchen zu freuen.
»Soll ich etwas zu trinken mitbringen?«, rief ich hinüber, aber er schüttelte nur den Kopf und deutete auf sein Bierglas.
Ich bestellte mir ein großes Glas Rotwein und schüttete die Hälfte davon in einem Zug hinunter. Dann kam mir eine Idee.
Weitere Kostenlose Bücher