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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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erweisen. Also tätschelte ich friedfertig seine Hand.
    »Ich gehe mal auf die Toilette.« Er errötete unter seiner Bräune und verschwand in der Menge.
    »Ein bisschen zu jung für dich, Maggie, Baby«, zischte Renee.
    »Er ist ja nicht für mich, Renee. Außerdem könnte ich ja wohl dasselbe sagen, Baby.« Ich richtete den Blick auf Johnson und legte so viel Eis in mein Lächeln, wie dies in dieser heißen Nacht nur möglich war. Ein Produzent erhielt gerade einen Preis für eine Sondersendung über Frauentausch. Die Leute an seinem Tisch jubelten und sahen ungeheuer selbstgefällig drein. Ich gähnte vernehmlich. Von irgendwoher tauchte plötzlich meine Freundin Naz auf, als Sam sich wieder neben mir auf den Stuhl fallen ließ.
    »Mag! Ich dachte mir schon, dass du hier bist.« Sie küsste mich auf beide Wangen.
    »Wie geht’s?« Ich füllte mein Glas und bot ihr einen Schluck an. »Das hier ist Sam, und das ist Joseph. Der Herr dort heißt Johnson. Renee kennst du natürlich.«
    »Hallo, alle zusammen! Wenn du was zum Muntermachen brauchst, komm an den Panorama -Tisch. Wir sind gleich hinter den Big Brother -Leuten«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Diese Freaks sind ganz verrückt danach.«
    Ein riesiger Kerl mit rotem Gesicht tauchte hinter Sam auf. »Alles okay, Sammy? Amüsierst du dich?«
    Dickie Crosswell. Wahrscheinlich schlug Sam nach seiner Mutter, dachte ich benebelt und lächelte dem Rotgesichtigen mit der dreifachen Kinnpartie zu. Er sah aus wie ein Mann, der das Leben genoss, doch seine Äuglein waren schwarz und tief eingesunken wie Korinthen im Kuchenteig. Wieder lief Sam rot an.
    »Dad«, murmelte er verlegen und senkte den Kopf.
    Joseph warf mir einen mürrischen Blick zu, als ich aufstand, um Crosswell die Hand zu schütteln. Dieser beugte sich vor und küsste mich auf beide Wangen. »Sie müssen die hübsche Maggie sein. Sam hat mir alles von Ihnen erzählt. Machen Sie weiter mit Ihrer guten Arbeit.«
    Nun war es an mir, rot zu werden.
    Irgendwo zwischen Fern Britton, die ihrem Lebenspartner Philip Schofield den Preis für die beste Unterhaltungsshow überreichte, und Judy Finnegan, der ihr Kleid - zum Leidwesen fast aller Anwesenden - leider nicht hinunter auf die Knie rutschte, als sie dem mürrischen Davina zum hundertsten Mal in Serie den Preis für die einfühlsamste Moderation überreichte, irgendwo dazwischen schnorrte ich mir eine Zigarette von Johnson und machte mich davon, um sie im Hof genüsslich zu rauchen. Ich hätte Meilen von London weg sein können, als ich da so im abendlichen Dämmerlicht stand und die Stockrosen in ihren hölzernen Kübeln mir über den Kopf wuchsen. Auf den tief geschlitzten Blättern glitzerten die silbernen Spuren der Schnecken. Dies war meine erste Zigarette seit Monaten.
    »Maggie.« Die Stimme ließ mich auffahren. »Ich wusste nicht, dass Sie rauchen.«
    »Eigentlich tue ich das auch nicht mehr.« Hortensien streckten ihre dicken Bälle in die Abendluft. Ich trat die kaum gerauchte Zigarette auf dem Boden aus, weil mir der mittlerweile ungewohnte Geschmack im Mund nicht behagte.
    »Warten Sie noch, bis ich meine fertig geraucht habe?« Sam leckte das Zigarettenpapier an.
    Mein Telefon klingelte. Ich ignorierte es. »Lassen Sie mich mal ziehen?« Ich streckte die Hand nach seiner Selbstgerollten aus.
    »Wollen Sie nicht nachsehen, was Sie für eine Nachricht bekommen haben?«
    »Na gut.« Lustlos öffnete ich die SMS.
    Ich kann nicht glauben, dass du mich im Stich gelassen hast, du Verräterin. Wo zum Teufel bist du hin?
    Alex.
    Ich schüttelte den Kopf und steckte das Telefon weg.
    »Alles klar?«
    Ich versuchte zu nicken, aber es gelang mir nicht. Als Sam mich ansah, wandte ich den Blick ab. Erst da merkte ich, dass ich weinte. Langsam und lautlos rollten Tränen über meine Wangen. Ich bedeckte mein Gesicht mit den Händen, weil ich mich für diesen Gefühlsausbruch schämte.
    »Hey, Maggie.« Sams Stimme war ruhig, als er seinen Arm um meine Schultern legte. »Weinen Sie doch nicht. Was ist denn los?«
    »Oh, Gott, entschuldigen Sie.« Ich schluckte. »Wie dumm von mir. Ich weiß auch nicht. Alles und nichts. Ignorieren Sie mich einfach. Ich bin wohl nur ein wenig übermüdet.«
    In mir gähnte ein Abgrund der Leere. In meinen Ohren rauschte es, ich schwankte leicht und wischte mir die Tränen weg, während Sam den Rauch seiner Zigarette in die Luft blies. Dann beugte er sich vor und küsste mich. Ich war so überrascht, dass ich fast in die

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