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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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lächelte ich. »Das tut mir leid, Fay. Aber ich bin sicher, Sie werden das Richtige tun.«
    »Wirklich?« Wieder trat dieser schwärmerische Blick in ihre Augen. Sie trat einen Schritt näher. »Und was ist wohl das Richtige, Maggie?«
    Ich dachte an Alex.
    »Oh, Fay. Wenn ich das wüsste! Ehrlich.«
    »Bitte. Sagen Sie mir doch einfach, was Sie meinen.«
    »Ich denke, Sie müssen nur Ihrem Instinkt vertrauen.«
    »Ihren Instinkten«, wiederholte sie langsam. »Ja, meinem Instinkt.« Sie stopfte den Umschlag wieder zurück in die Handtasche, dann wandte sie sich zum Gehen. »Wissen Sie was, Maggie? Ich glaube, Sie haben Recht. Ich finde schon selbst hinaus. Bis bald also«, rief sie bereits aus dem Flur.
    »Ich hoffe nicht«, murmelte ich, als die Eingangstür ins Schloss fiel. Ich ging hinaus und suchte nach dem Branchenverzeichnis, weil ich den Floristen finden wollte, der die stinkenden Lilien geliefert hatte. Ich hörte eine Autotür zufallen. Digby bellte zustimmend. Er konnte Fremde auf dem Anwesen nicht leiden.
     

Kapitel 5
    Ich hatte den Unfall und seine Folgen immer noch nicht ganz überwunden, als Bel schließlich den Mut aufbrachte, mir zu sagen, dass Johnno sie und Hannah nach der Hochzeit mit zurück nach Australien nehmen wollte. Mir traten die Tränen in die Augen, doch ich versuchte, so gut ich konnte, mir nichts anmerken zu lassen. Sie meinte, es sei nur für kurze Zeit. Sie wollten Australien einfach nur mal ausprobieren. Aber für mich war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Bel und ich waren unzertrennlich, seit ihre verrückte Familie das Haus neben meinen äußerst ruhigen Anverwandten gekauft hatte. Damals war sie acht gewesen. Natürlich hatten wir das lose Brett im Gartenzaun bald entdeckt und lebten praktisch in zwei Häusern gleichzeitig. Sie wurde schnell zu der Schwester, die ich nie gehabt hatte, und ihre Brüder waren meine Brüder. Dass sie nicht mehr um mich sein sollte, schmerzte mich sehr.
    Am Ende aber riss ich mich zusammen und bot ihr an, ihr beim Packen zu helfen. Ich würde auch auf das Haus Acht geben, das vermietet werden sollte. Und natürlich würde ich auf Hannah aufpassen, wenn ihre Eltern etwas zu erledigen hatten. Doch Bel meinte, alles, was sie und Johnno (mittlerweile ein unzertrennliches Paar) wollten, sei, dass ich ihnen bei den Vorbereitungen für die Hochzeit und die Abschiedsparty half. Und dass ich zur Party kommen sollte. Sie wusste, dass ich mich freiwillig nicht blicken lassen würde. Ich schlug ihre Einladung aus. Bel allerdings nahm davon keine Notiz. Tief drin, so dachte ich, wusste sie wohl, dass ich dennoch kommen würde. Aber allein der Gedanke daran machte mich nervös.
    Ich ging nicht mehr auf Partys. Nicht seit Alex. Nicht seit diesem Sommer. Aber schließlich heiratet die beste Freundin ja auch nicht jeden Tag. Und verschwindet dann auf die andere Seite des Erdballs. Und ich hatte mich ohnehin so lange wie möglich versteckt. Ich hatte mich hinter meinen Verletzungen verkrochen, seelisch und körperlich zugleich gelitten und dabei versucht, mich nicht mehr an das zu erinnern, was ich lieber vergessen wollte. Charlie hingegen verlor allmählich die Geduld. Er rief nun schon fast jeden Tag an. Wenn ich nicht bald wieder zur Arbeit erschiene, könnte ich meinen Job ganz vergessen, egal, wie der Deal zwischen uns aussah, ließ er mich wissen.
    In Wahrheit gab es da eine ganze Menge ungelöster Fragen. Wie lange konnte ich noch im Haus meines Vaters in Greenwich herumliegen und in seiner schützenden Obhut an die Decke starren? Eigentlich wäre ich am liebsten nach Cornwall geflüchtet und hätte Digby mitgenommen. Zusammen mit ihm hätte ich im rettenden Hafen von Pendarlin Schutz gesucht. Aber dies war Wirklichkeit, kein Traum, und so musste ich weiterleben.
     
    Ich starrte düster auf all die Herrlichkeiten, die mir aus den Seiten in Bels Buch über Hochzeitstorten entgegen sprangen. Mich beschlich gerade der leise Verdacht, dass ich mich mit meinem übereilten Angebot, die Torte zu backen, ein wenig übernommen hatte, als das Telefon klingelte. Eine Verschnaufpause erhoffend hob ich ab. Zu meinem Unglück war es Charlie.
    »Ich muss mit dir reden«, säuselte er.
    »Ich versuche mich gerade an Bels Hochzeitstorte«, gab ich zurück, doch die eiserne Härte hinter seinem verständnisvollen Getue sagte mir, dass ich dieses Mal keine Chance hatte.
    »Ruf dir ein Taxi, und sei um fünf Uhr im Club«, befahl er und hängte ein,

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