Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
persönlich konnte mit dem großen Barden ja nie etwas anfangen. Sprachlich viel zu viele Rüschen und nicht genug Sex.« Lieber Himmel, was redete ich denn da? Ein Stimmchen in meinem Hinterkopf flüsterte: »Geh, solange du noch kannst, Maggie.«
»Ja, er ist wirklich nicht jedermanns Sache. Aber Sex gibt es nun wirklich genug bei ihm. Reihenweise Menschen mit gebrochenem Herzen und eifersüchtige Liebhaber.«
Da gehöre ich auch dazu, hätte ich fast gesagt. Meine letzte Liebe hat mir das Herz gebrochen. Meine verlorene Liebe. Aber ich hielt mich zurück, denn nichts ist schlimmer als das Gejammer Betrunkener. Ich versuchte, mich zu konzentrieren, seinen Akzent einzuordnen. Kaum hörbar. Ein Hauch von Midlands oder West Country. Wieder überfiel mich die Sehnsucht nach Pendarlin, nach Cornwall.
»Welches Stück?«
»Was ihr wollt.«
Vage erinnerte ich mich, das Stück in der Oberstufe gelesen zu haben. Ich sah ihn vor mir als hübschen Prinzen, wie er darüber philosophierte, dass Musik die Nahrung der Liebe sei, wie er für das Mädchen kämpfte, das er liebte. Wie romantisch. Mein Weinglas war leer.
Seb grinste. »Übrigens, wenn Sie an Sex interessiert sind: In Was ihr wollt verkleidet sich eine Frau als Mann.«
»Und was ist daran sexy?« Ich runzelte die Stirn und versuchte, mein bisschen Verstand zusammenzunehmen. »Geht es da nicht um Verkleiden und Verstecken? Sie spielen aber nicht den Typen, der dauernd rülpst, oder?«
»Sir Toby Belch? Nein, diesmal nicht, bedauerlicherweise. Er ist wirklich sehr lustig.«
»Oder den mit den gelben Strümpfen?« Ich unterdrückte ein leichtes Aufstoßen. »Ich sehe Sie ohnehin mehr als Hamlet.«
Seb setzte ein geheimnisvolles Lächeln auf. »Die meisten Theaterleute glauben, dass sie etwas von Hamlet in sich haben.«
Ich wollte ihn gerade fragen, ob er noch etwas trinken wolle, als er aufstand. »Ich muss morgen früh raus.« Er lächelte mich an, während ich blinzelnd zu ihm aufsah und versuchte, mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Also, Maggie Warren.« Er war so umwerfend, und ich war ein bisschen betrunken. Die Sache mit Alex hatte mir zwar ziemlich zugesetzt, aber ich konnte mich doch schließlich trösten. Es war definitiv besser, dass Seb jetzt ging. Wer wusste schon, was ich anstellen würde, wenn er bliebe?
Er nahm meine Hand und hielt sie einen Augenblick lang fest. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, und es war höchstens eine Sekunde. Seine Haut fühlte sich kühl an, meine brannte. »Es war schön, Sie kennenzulernen.«
Ich stand ebenfalls auf. »Ja. Das kann man so sagen.«
Einen Moment lang sah er mich verwirrt an, dann lächelte er. »Und passen Sie auf, wenn Sie auf die Tanzfläche gehen. Die hat ein Eigenleben.«
Dieses Mal wurde ich rot. »Ja. Natürlich. Eigentlich war es Bel. Sie kennen ja Bel, wenn sie erst mal loslegt. Sie hat mich regelrecht ins Wanken gebracht.«
Aber er war schon im allgemeinen Chaos verschwunden, das mit jeder Minute zunahm. Ich sah ihm nach. Plötzlich standen Bel und Johnno vor mir. Genauer gesagt stand nur Johnno und hielt seine Bel fest, die wirklich schwere Schlagseite hatte. »Sie ist müde. Und ein bisschen weinerlich. Ich glaube, ich bringe sie besser nach Hause.«
»Wer war das?«, grunzte sie.
»Seb. Sebastian Rae. Der Schauspieler.« Der Name kam mir nur schwer von den Lippen.
»Ach ja«, nickte sie, bevor ihr Gesicht einen grünlichen Farbton annahm. »Weißt du, mir geht es nicht besonders. Eigentlich geht es mir richtig mies.«
Nachdem Johnno Bel hastig abtransportiert hatte, wurde mir klar, dass ich wenig Lust hatte, zu dem hysterisch kreischenden Haufen zurückzukehren, der sich am Ende einer jeden guten Party bildet. Längst war niemand mehr da, mit dem ich mich hätte unterhalten wollen. Einen verrückten Augenblick lang erwog ich, Alex anzurufen. Da wurde mir klar, dass ich ins Bett musste. Als ich mich an der Garderobe gerade mit Mantel und Tasche herumschlug, tauchte plötzlich Charlie neben mir auf und sammelte die Konfettipackungen wieder ein, die ich gerade beiseitegeschoben hatte. »Ach«, seufzte ich traurig. »Wir haben ja ganz vergessen, Konfetti zu werfen.«
»Es ist eine Schande«, flötete Charlie unaufrichtig. »Soll ich dich nach Hause bringen, Liebes?«
»Das liegt doch gar nicht auf deinem Weg. Ich nehme ein Taxi. Danke, Charlie. Die dürften in dieser Gegend ja nicht schwer zu finden sein.«
»Wie du willst.«
Draußen war es sehr kalt,
Weitere Kostenlose Bücher