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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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Stimme wieder an meinem Ohr. »Irgendjemand wird dich wohl bald auswickeln.« Das Schniefen ihrer Nase beeinträchtigte ein wenig die gefühlvollen Worte. Als ihr Freund ihr den Arm um die Taille legte, floh ich zu Bel auf die Tanzfläche.
    Sie war ziemlich betrunken. Nach ein paar waghalsigen Discoschritten schlingerte sie durch die Menschenmenge auf mich zu. Ich stand am Rand der Tanzfläche, aber als Bel bei mir ankam, hatte sie so starke Schlagseite, dass sie mich fast umriss. Ein Arm umfing mich und bewahrte mich vor dem Sturz.
    »Entschuldigung.« Ich schwankte auf den ungewohnt hohen Absätzen hin und her. Mein Bein tat weh. »Autsch.«
    »Möchten Sie sich vielleicht einen Augenblick setzen?« Der dunkelhaarige Mann, der mich gerade aufgefangen hatte, geleitete mich zu einer der Sitzecken. Dort ließ ich mich recht unelegant in einen der Sessel fallen und zog den Schuh von meinem schmerzenden Fuß. »Gott, tut das weh.« Ich rieb mir die Zehen. »Danke, dass Sie mich gerettet haben.«
    »Kein Problem.« Er reichte mir die Hand. »Sebastian Rae. Meine Freunde nennen mich Seb.«
    »Maggie. Maggie Warren.« Als er mir die ausgestreckte Hand reichte, sah ich ihn an, und zum ersten Mal seit Alex, zum ersten Mal nach so langer Zeit, spürte ich, wie sich in mir etwas regte, ein Funke Leben vielleicht. Ich sah zu diesem Mann auf und dachte später, wie dumm ich gewirkt haben musste, als ich so mit offenem Mund nach Luft schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Er musterte mich mit seinen dunklen, undurchdringlichen Augen. Schnell sah ich weg und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, ich möge jetzt bitte nicht erröten wie ein Schulmädchen.
    »Geht es Ihnen gut, Maggie Warren?«
    »O ja, sehr gut.« Er wandte sich zum Gehen. Bitte, geh jetzt nicht. Aber er ging weiter - bis er sich zu mir umdrehte.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken holen?«
    Mein Gott! Und ob! »Danke, gern«, murmelte ich.
    Mir gefiel sein Anzug. An jedem anderen in dieser chaotischen Menge hätte er merkwürdig, ja unpassend gewirkt, doch seine hochgewachsene Gestalt und seine untadelige Haltung ließen ihn gut darin aussehen. Wobei ich ihn gerne auch ohne gesehen hätte. Betreten richtete ich den Blick auf meine Füße, sah dann aber schnell wieder auf. Er stand tatsächlich immer noch da.
    »Und was möchten Sie?«
    »Oh, Verzeihung! Ich nehme ein Glas Wein, Rotwein bitte.«
    Bis Seb sich zur Bar durch- und wieder zurückgekämpft hatte, hatte ich mich wieder gefasst. Ich war einfach noch nicht bereit für so etwas. Und er … er war einfach nicht Alex. Er setzte sich neben mich, zerzaustes Haar, sehr weißes Hemd, und ich starrte die messerscharfen Bügelfalten seiner grauen Hose an und versuchte, irgendetwas Interessantes zu sagen.
    »Was tun Sie denn so? Beruflich, meine ich.« Nicht sonderlich originell. Das Stroboskoplicht und die ohrenbetäubende Musik forderten allmählich ihren Tribut. Angestrengt versuchte ich, seinem Lächeln nicht zu erliegen. Ich hatte mein Selbstvertrauen verloren und damit auch die Fähigkeit, einen Mann zu beurteilen, einschätzen zu können, ob er einer von den »Guten« war. Mein Herz fühlte sich noch immer wund an, noch immer gebrochen. Und ich konnte mir nicht mehr vorstellen, dass sich daran jemals etwas ändern würde.
    »Nun, ich bin Schauspieler.« Er prostete mir zu. Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass er mich aufzog.
    »Wie aufregend.« Hörte ich mich etwa an, als wäre ich scharf auf Stars? Gerade mit dieser Sorte hatte ich ja in meinem Beruf viel zu tun, aber er wirkte irgendwie anders, so, als habe er mit alldem nichts zu tun. »Sie kommen mir tatsächlich ein bisschen bekannt vor.«
    Eine winzige Narbe verlief über seine Oberlippe, nur sichtbar, weil sie ein klein wenig heller war als seine Lippen. Ich setzte mich entschlossen auf meine Hände und widerstand der Versuchung, diese Stelle zu berühren. »Woher könnte ich Sie denn kennen?«
    »Ich weiß nicht. EastEnders vielleicht, oder The Bill . Die üblichen Serien eben.« Er lächelte, ich lächelte zurück. Ich mochte es, wie seine Mundwinkel dabei nach oben wanderten. Es gefiel mir, dass er sich selbst nicht so ernst nahm. Die meisten Schauspieler beherrschten diese Kunst nicht. Am besten aber gefielen mir seine dunklen Augen. Im Halbdunkel der Party wirkten sie beinahe schwarz. Wie geschmolzener Teer auf einer Landstraße im Sommer. Schnell wandte ich den Blick ab.
    »Jetzt mache ich ein Shakespeare-Stück.«
    »Wirklich? Ich

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