Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
was du ins Flugzeug mitnehmen möchtest.« Sie streckte die Hand nach ihr aus.
Widerwillig löste ich mich von dem Kind und folgte ihr langsam nach oben. Ich war versucht, Alex Glauben zu schenken. Aber genau das war immer mein großer Fehler gewesen.
Was Seb anging, so sagte ich Bel nicht alles. Sie war meine beste Freundin. Wir kannten uns, seit ich acht Jahre alt war, und wir erzählten uns alles. Natürlich würde ein neuer Mann in meinem Leben uns viel neuen Gesprächsstoff liefern, aber aus irgendeinem Grund hielt ich mich dieses Mal zurück. Vielleicht schämte ich mich, weil ich mich so schnell hatte herumkriegen lassen. Oder weil er sich noch nicht wieder gemeldet hatte. Vielleicht wusste ich auch einfach, dass ich noch nicht bereit war für eine Beziehung. Ich war wirklich nicht sicher, ob es gut war, sich jetzt schon mit jemand anderem einzulassen. Und ich wollte nicht, dass Bel mich in meinen Zweifeln bestärkte. Vielleicht lenkte uns auch nur einfach Hannahs ewiges Gequengel ab.
»Du wirst nicht im Schneewittchenkostüm um die halbe Welt reisen. Das brauchst du dir gar nicht erst in den Kopf zu setzen«, schnappte Bel, als Hannah in einem Wutanfall die Hose ihres Trainingsanzugs die Treppe hinunterschleuderte. »Entschuldige, Mag. Mit diesem Kind kann ich mich kaum konzentrieren.«
»Ist schon in Ordnung«, murmelte ich und füllte mein Weinglas auf. »Ich bin ohnehin fix und fertig. Ich muss nach Hause und nach dem Schlüssel für Pendarlin suchen. Ich kann ihn einfach nicht finden.« Ich spähte in den Garten hinunter. Ob mein Taxi wohl schon da war? Draußen schüttete es noch immer. Die Straße war leer bis auf einen Mann, der ein paar Einkäufe aus dem Wagen holte und dann eiligst zu seinem Haus sprintete. »Im Moment verlege ich sowieso alles. Mein Gedächtnis lässt immer noch zu wünschen übrig.«
»Du erzählst ja gar nichts über diesen Typen, Mag«, zog Bel mich auf, als ich mich vom Fenster abwandte. »Ich will alle aufregenden Einzelheiten hören.«
Ich tat so, als hätte ich sie nicht gehört, und zog den Vorhang zurück. Es war so dunkel und windig draußen, dass die Zweige heftig vor dem Fenster hin und her schwangen. Ich konnte einfach nicht sehen, ob der Wagen schon angekommen war. Vor meinen Augen tanzte immer noch das Bild von Alex, wie er in Serenas Armen lag. Ich fühlte mich plötzlich so unsagbar müde. Am liebsten wäre ich jetzt zu Hause gewesen, um mich allein unter der Bettdecke zu verkriechen.
»Was suchst du denn da draußen?«, fragte Bel. »Du gehst jetzt ins Bett, junge Dame.« Sie schob Hannah sachte auf die Tür ihres Zimmers zu.
»Mein Taxi.« Ich suchte die Straße danach ab. »Ich wünschte, es wäre schon da.«
»Aber Mama …«
»Nichts da mit Mama.«
Endlich sah ich einen Wagen, der langsam die Straße entlangfuhr.
»Johnno«, rief Bel nach unten. »Könntest du dem Taxifahrer sagen, dass Maggie gleich kommt?« Mit dem Fuß schloss sie einen Koffer. »Komm schon, Hannah, bevor ich wirklich ärgerlich werde.«
Ich ließ den Vorhang los und ging die Treppe hinunter. Johnno hatte die Tür angelehnt gelassen, und der Wind rüttelte daran. Zitternd zog ich meine immer noch durchnässten Turnschuhe an. »Uaah!«
Bel trug einen schwarzen Müllsack herunter und verstaute ihn im Wandschrank unter der Treppe. »Gott, ist das kalt. Warum hat er denn die verdammte Tür offen gelassen?«
»Vermutlich, damit er wieder hereinkommt. Draußen sieht es aus wie im Szenenbild eines Horrorfilms.«
Bel ging zur Tür. »Johnno?«, rief sie. »Beeil dich.«
Aber der Weg durch den Vorgarten war leer, das Tor schlug laut im Wind hin und her.
»Lieber Himmel, wo ist er denn nur?«, murmelte sie und spähte in den Regen hinaus. Ich nahm meine Tasche und stellte mich hinter sie. Mit einem Mal überkam mich ein merkwürdiges Gefühl. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Ein Windstoß zwängte den alten Baum in die Knie, sodass seine Zweige bis zum Boden hinabhingen. Ohne es zu merken, drängten Bel und ich uns im Flur aneinander. Plötzlich zwängte sich etwas Lebendiges zwischen uns. Wir fuhren beide erschrocken auf. Es war Hannah.
»Hannah«, schimpfte Bel. »Geh sofort nach OBEN.« Dann stand plötzlich Johnno vor uns, triefend, mit vollkommen durchnässten Haaren.
»Mein Gott, ist das ein Wetter.« Er schnappte sich ein Sweatshirt vom Haken in der Garderobe und trocknete sich damit das Haar. »Ich weiß nicht, was dieser Typ wollte. Sobald ich näher kam, verschwand
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