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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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nächsten: Joseph? Charlie? Philip Lyons? Mach dich nicht lächerlich, Maggie. Ungeduldig schüttelte ich den Kopf. Nein, von denen war es sicher keiner. Alex allerdings …?
    Ich kam immer wieder auf ihn zurück.
    Der Rhythmus meiner Schritte entfaltete eine gewisse hypnotische Wirkung auf mich. Sie klangen fest und sicher, und somit ganz anders, als ich mich fühlte. Als ich an der Kreuzung ankam, zögerte ich. Es war gar nicht so einfach, in dem Gewirr der Londoner Sträßchen die richtige Abzweigung zu finden. Ich musste ganz in der Nähe von Malcolms Büro sein, dort, wo ich seinen Sohn kennengelernt hatte. Nicht unbedingt ein angenehmes Gefühl. Es war schlimm, aber irgendwie schien alles mich immer und immer wieder an Alex zu erinnern. Ich schob meine kalten Hände tief in die Taschen und bog rechts in eine stille Seitenstraße ein. Früher oder später würde ich an der Wahrheit nicht mehr vorbeikommen: Alex wollte mich bestrafen. Er spielte zwar immer wieder den Clown, wenn es ihm gelegen kam, doch ich wusste, dass er im Innersten tief verletzt war. Außerdem erinnerte ich mich jetzt viel deutlicher an die Ereignisse dieser schrecklichen Sommernacht. Mittlerweile geschah es häufig, dass ich in den frühen Morgenstunden schweißgebadet erwachte, weil wieder ein Stück Erinnerung in meinen Kopf zurückgekehrt war. Dann biss ich mir heftig auf die Lippen, als ob der körperliche Schmerz den seelischen verdrängen könnte, und betete, dass sich alles als Traum erweisen würde.
    Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass Alex hinter alldem steckte. Ich seufzte. Mein Atem bildete in der Winterluft weißliche Wölkchen. Ich musste Inspektor Fox anrufen.
    Als ich über einen schiefen Pflasterstein stolperte, löste sich einer der Ohrhörer. Bevor ich ihn wieder in die Ohrmuschel geschoben hatte, hörte ich Schritte hinter mir. Ich machte Elgars Musik leiser und sah mich schnell um. Nichts. Mit einem Lachen versuchte ich, die Furcht zu verscheuchen, doch in mein unsicheres Gelächter mischte sich nun deutlich hörbar der Klang von Schritten, die düster in der schmalen Straße widerhallten. Die Gebäude schienen turmhoch über mir in den Himmel zu ragen. Mit einem Mal kam mir der grausame Bill Sikes in den Sinn, der in einem von Dickens’ Romanen seine Geliebte Nancy tötet. Zu meinem Entsetzen fiel mir auf, wie leer und verlassen diese Gegend war. Das Pub war ganz am Ende der Straße, seine Lichter schimmerten in weiter Ferne. Ich war vollkommen auf mich gestellt, allein - abgesehen von den Schritten hinter mir. Alles, was jetzt noch fehlte, war dichter Nebel. Dann wäre ich völlig am Ende. Ich wurde schneller.
    Die Schritte hinter mir ebenfalls.
    An diesem Punkt denkt sich der Kinobesucher normalerweise: »Lauf!« Ich beeilte mich, so gut ich konnte, doch mein Bein schmerzte fürchterlich. Hätte ich doch nur die Schnelligkeit meiner Jugendjahre wieder! Jacqueline du Pré strich leidenschaftlich ihr Cello. Da schoss mir plötzlich durch den Kopf, dass dies der richtige Totenmarsch für mich war.
    Ich spähte über die Schulter. Die verschwommene Gestalt hinter mir rückte langsam näher. Jetzt hatte ich wirklich Angst. Dann aber wurde die Tür des Pubs sichtbar. Dort würde ich sicher sein. Doch da schoss mir plötzlich etwas zwischen den Beinen durch. Ich stolperte und landete schwer auf meinen Knien. Meine Ohrhörer lösten sich, sodass das Crescendo von du Pré nur noch schwächlich vom Boden her ertönte. Instinktiv kauerte ich mich zusammen. Mein Blick fiel auf die Mülltonnen: Da saß ein alter Fuchs mit schäbigem Fell und dünner Rute und sah mich an. Für einen Augenblick begegneten sich unsere Blicke. Seine Augen glitzerten grün im Licht der Straßenlaterne. Doch schon im nächsten Moment hatte das Dunkel der Nacht ihn verschluckt.
    Mittlerweile erklangen die Schritte direkt hinter mir. Ich sprang auf. Meine Hände waren aufgeschürft. Ich ließ den iPod am Boden liegen und fing zu laufen an.
    »Maggie!«
    Kannte ich diese Stimme etwa? Es war mir egal.
    »Maggie! Halt! Bitte bleib stehen.«
    Doch dazu war ich nicht mehr fähig. Ich konnte nicht stehen bleiben. Ich hatte Angst davor. Ich lief die letzten Meter die Straße hinunter und tauchte in die Sicherheit des Pubs ein, wo ich Bel beinahe umrannte.
    »Himmel!« Sie sah mich an und begann zu trällern: »Like a bat out of hell!«
    »Ja, das kannst du laut sagen. Ich sehe wirklich aus wie eine Fledermaus.« Mein Atem beruhigte sich etwas. »Ich wollte

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