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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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seinem idiotischen Siegelring fing. »Du solltest deinen Verfolgungswahn abstellen. Ich will dich nur nicht verlieren, das ist alles. Es gibt so verdammt wenig Leute, die ihren Job gut machen. Und du bist nun mal die Beste, die ich habe.«
    »Gibst du mir dann noch einen aus?« Ich prostete ihm mit dem halb leeren Glas zu. »Ein hübsches Glas, nicht wahr?« Ich sah es genauer an. »Ich glaube, Alex und ich hatten auch solche Gläser.« Bevor er sie alle nach mir geworfen hat.
    »Ich finde, du hast genug getrunken.«
    Ich sah ihn an. »Stell dich nicht so an, Charlie. Kleiner, dummer Charlie. Ich hatte erst zwei. Ganz sicher nicht mehr.«
    »Ganz im Gegensatz zu dem, was du denkst, Maggie«, sagte er, »ist es mir nicht egal, was aus dir wird. Wirklich.«
    »Unsinn.« Jemand stieß mich von hinten an, ich drehte mich um und kleckerte dabei den Rest meines Cocktails über Charlies Hemd.
    »Uuups.« Ich nahm einen Bierdeckel und tupfte damit an ihm herum. »Das tut mir leid. Obwohl’s hübsch aussieht.« Ich trat einen Schritt zurück, um die Flecken zu begutachten. »Eine Art … Marmoreffekt.«
    »Also weißt du, Maggie.« Er hielt meine Hand fest. »Das ist reine Seide.«
    Ich lachte. Es gab also doch etwas, was Charlie aus der Ruhe brachte. Dann fiel mir etwas ein. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass Joseph Lyons’ Neffe ist?«
    »Das wusstest du doch. Ist ja auch egal. Er hat eine Chance verdient.«
    »Charlie, wir wissen doch beide, wäre der Junge nicht Lyons’ Neffe, würdest du ihm nicht das Schwarze unterm Fingernagel geben.« Mit Verschwörermiene beugte ich mich vor und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Schließlich ist er nicht blond und hat keine großen Titten, oder?« Ich legte eine kurze Pause ein. »Obwohl … eigentlich … ein bisschen blond ist er ja.«
    Charlie starrte mich ausdruckslos an. Dann lächelte er hinterhältig. »Er ist nicht blond. Was schade ist.«
    »Weißt du, Charlie, du bist wirklich … inkot… inkomp…« Ich brachte das Wort einfach nicht heraus. »Einfach schrecklich«, vervollständigte ich lahm den Satz.
    Er winkte dem Barmann mit einer Fünfzigpfundnote zu. »Los, füllen Sie mal nach. Du kannst mich ja einen alten Narren nennen, Maggie …«
    »Alter Narr.«
    Er ignorierte mich. »… aber irgendwie tut mir der Junge leid.«
    »Ach, komm schon, Charlie«, sprudelte ich hervor. »Mild… Mild…« Schon wieder ein Wort, das nicht wollte.
    »Welche Mildred?«, warf Charlie ein. »Jetzt spuck’s schon aus.«
    »Mildtätigkeit ist ja nun nicht gerade deine Stärke.« Triumphierend wankte ich zurück - und ein paar Sekunden später glücklicherweise auch wieder vor.
    Nun begann Charlie sich offensichtlich zu langweilen. Sein Blick wanderte über meine Schulter hinweg, um nach besserer Unterhaltung Ausschau zu halten. »Ich muss da einfach ein paar Dinge in Ordnung bringen. Blake hat sozusagen eine dunkle Vergangenheit, mehr kann ich dazu nicht sagen. Seine Familie ist verzweifelt, und wir geben ihm eine Chance. Aber lass dich von ihm nicht einwickeln.«
    »Wie meinst du das?« Schlagartig war ich deutlich nüchterner.
    »Sagen wir mal, er kann ein bisschen …«
    »Doppelzüngig sein?«
    »So ein schwieriges Wort kannst du schon? Kluge Maggie.«
    Ich starrte ihn finster an. Zumindest hoffte ich, dass es ein finsterer Blick war. Ehrlich gesagt sah ich nicht mehr so ganz klar.
    »Lassen wir doch die Haarspaltereien.« Charlie ließ seinen beutelüsternen Finger über meinen Hals gleiten. »Du bist ziemlich sexy, wenn du wütend bist, weißt du das?« Und weg war er, steuerte wie eine schnittige Yacht unter lauter Tretbooten auf eine Blondine mit ausgeprägt weiblichen Rundungen zu.
    Die Musik wurde immer lauter, die Menge im Pub auch. Bels Gäste hatten sich vom Tisch erhoben und gesellten sich zu den wenigen Leuten auf der Tanzfläche. Ich holte mein Telefon aus der Tasche und blickte nervös auf die Anzeige. Kein Anruf, dem Himmel sei Dank. Bevor ich mich noch recht versah, hatte ich auch schon Sebs Nummer gewählt. Er antwortete nicht, also hinterließ ich ihm eine Nachricht.
    »Wenn du dieses Blocking hinter dir hast, kannst du dann vielleicht noch herkommen? Ich möchte, dass du meine allerbeste Freundin kennenlernst. Sie heißt Bel. Ich würde dich auch gerne sehen, mein lieber Seb. Uups.« Jemand hatte mir versehentlich das Telefon aus der Hand geschlagen. Ich klaubte es vom klebrigen Boden auf, glücklicherweise ohne hinzufallen. »Bist du noch

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