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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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nicht zu spät kommen«, meinte ich und versuchte es mit einem Lächeln. Ich wollte ihre Abschiedsparty nicht mit meinen Ängsten ruinieren. Aber ich ließ die Tür nicht aus den Augen, als Bel mich zur Begrüßung umarmte.
    »Meine Güte, deine Wangen sind ja ganz kalt.« Bel nahm mir den Mantel ab. »Ich hänge ihn auf.«
    »Danke.«
    »Was ist nur mit deinen Händen, Maggie?« Sie nahm meine Hände in die ihren und musterte sie. »Sie bluten ja! Beide! Wie zum Henker hast du das geschafft?«
    »Es geht schon, ehrlich.« Ich ließ meine Augen durch den Raum wandern. »Alex kommt doch wohl nicht, oder?«
    »Natürlich nicht«, sagte Bel. Ich entspannte mich ein bisschen, bis ich Joseph Blake durch die Tür treten sah. Sein bleiches Gesicht war von der Kälte gerötet. Am liebsten hätte ich aufgeschrien, aber ich riss mich zusammen. Stattdessen nahm ich ein Glas Champagner und stürzte es in einem Zug hinunter, was mich zum Husten brachte. Bel redete immer noch über Alex, als Joseph auf mich zukam. Jetzt erst merkte ich, dass er meinen iPod in der Hand hielt.
    »Ich hab’s Johnno gesagt, Mag. Dass er ihn nicht einladen soll. Aber was hast du nur mit deinen Händen angestellt?«
    »Nichts. Ich bin gestolpert. Du kennst mich doch: In puncto Koordination bin ich eine Fehlbesetzung.« Ich stellte das leere Glas ab und sah mich nach einem neuen um.
    Joseph war nur noch einen Schritt entfernt. Ich fühlte mich wie der Hase, den ich besessen hatte, als ich zehn war. Die Nachbarskatzen hatten ihn in eine Ecke des Gartens gedrängt, wo er zusammengekauert saß und auf Rettung hoffte.
    »Ich habe Sie doch gerufen, Maggie. Draußen. Warum sind Sie denn nicht stehen geblieben? Sie haben das da verloren.«
    »Danke.« Ich streckte die Hand aus. »Ich habe Sie nicht gehört.«
    »Sie bluten ja«, meinte er.
    »Also bitte: Sie nicht auch noch.« Verzweifelt sah ich mich nach etwas zu trinken um.
    »Blut.«
    »Ja, ich blute. Und zwar Blut. Das ist normal, denke ich.«
    »Maggie.« Bels Stimme nahm einen vorwurfsvollen Ton an.
    Josephs Gesicht war noch bleicher als sonst. »Ich kann kein Blut sehen«, flüsterte er und begann zu schwanken.
    Na toll! »Dann setzen wir uns doch ein wenig.«
    Bels riesenhafter Bruder Nigel kam auf uns zu und hob sie hoch. »Lass mich los«, kicherte sie und strampelte mit den Füßen wie ein Kleinkind. Eher zufällig fiel mein Blick auf Josephs Gesicht. Es hatte einen ungewöhnlichen Ausdruck, den ich als Sehnsucht empfand.
    »Kommen Sie«, sagte ich und schob Joseph in die Ecke, um ihn vor einer Ohnmacht zu bewahren. Ich zog mir die Ärmel über die Aufschürfungen an den Händen, damit er sie nicht mehr sah. »Geht’s besser?«
    Er nickte. Einen Augenblick saßen wir still da, jeder in seine Gedanken versunken.
    »Also?«, fragte ich neugierig. »Ich will ja nicht grob sein, aber warum sind Sie eigentlich hier?«
    »Es ist nur …« Sein Murmeln war so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. Er starrte auf seine Füße. »Ich konnte nicht nach Hause gehen … nun, ich wollte Ihnen etwas erklären.« Er sah aus, als würde er gleich zu weinen anfangen.
    Ich nahm einen großen Schluck Wein. »Ich höre.«
    »Ich wollte aufhören, mich vor der Verantwortung zu drücken.« Zum ersten Mal an diesem Tag sah er mir in die Augen. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißtropfen gebildet. »Ich war es. Ich habe Donnas Buch genommen.«
    »Aha.« Die Mitteilung löste in mir keinerlei Empfindung aus. »Warum?«
    »Ich weiß es nicht.« Er zupfte am Etikett seiner Bierflasche. Kleine Tröpfchen rollten über das braune Glas, ähnlich denen, die über seine Stirn kullerten. »Ich wollte Initiative zeigen.«
    »Ach. Und wie hätte diese aussehen sollen?« Dann fiel auf einmal der Groschen. »O Gott, Joseph. Das war es also, was Sie neulich in Charlies Büro getan haben.«
    »Was?« Er starrte seine Flasche an.
    »Sie haben Donnas Telefonnummern verkauft. Gott, Sie dummer, dummer Junge.«
    »Nennen Sie mich nicht so.«
    »Stimmt es denn nicht?«
    »Ich bin … manchmal ein wenig verwirrt.«
    »Verwirrt?« Ich sah ihn verständnislos an.
    »Ich habe Probleme. Depressionen. Ich muss … Medikamente nehmen.«
    Da war es wieder, dieses Wort, das mir solche Angst machte: Depression.
    »Was hat das denn damit zu tun, dass Sie vertrauliche Telefonnummern entwenden? An wen haben Sie sie denn verkauft?«
    »Das ist doch nicht wichtig.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß manchmal einfach nicht, was ich

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