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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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zog flackernd über unsere Körper. »Ich will für immer und ewig hierbleiben. Es ist seltsam, aber …« Unvermittelt schwieg er.
    »Was?« Ich drehte mein Gesicht zu ihm. Er starrte an die Decke und beobachtete das Spiel der Schatten. So melancholisch hatte ich ihn noch nie erlebt.
    »Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Etwas wie Angst vielleicht?«
    »Wovor, Alex?« Ich schlang die Arme fester um ihn.
    »Davor, dass ich dich verlieren werde, glaube ich.« Da war etwas in seiner Stimme, was ich noch nie gehört hatte - etwas wie Trostlosigkeit. Und das machte mir Angst. Also umarmte ich ihn, so fest ich nur konnte. Ich weinte fast und versprach ihm, ihn nie, niemals zu verlassen. Und alle Ängste, die in mir aufgestiegen waren, alle Furcht vor einem Weg, den ich nie hatte gehen wollen, drängte ich entschlossen zurück. Ich sagte mir, dass er sich ändern würde, trotz allem, was er letzte Nacht gesagt hatte. Ich würde ihm dabei helfen, wenn es nötig war. Was ich nicht merkte, war, dass ich es war, die sich verändern würde.
    Wir lagen in der Stille und lauschten dem Feuer. Schließlich nötigte er mir das Versprechen ab, dass ich zumindest versuchen würde, auf dem geschenkten Klavier zu spielen. Plötzlich erschien Digby im Fenster. Er sabberte und schien uns zuzulachen. Kleine Eiskristalle funkelten in seinem Fell, als er bellte, damit wir ihn hereinließen. Wir sprangen beide auf und lachten unsicher. Tief drinnen aber wussten wir wohl beide, dass unser Idyll einen Riss bekommen hatte.
    Alex ging in die Küche. »Ich mache uns was zu trinken«, meinte er. Ich lächelte, doch in Wirklichkeit war mir traurig zumute, denn ich wusste, dass es nicht um eine Tasse Tee ging. Er ging an die Tür, um den Hund hereinzulassen - und das war’s dann. Ohne es zu merken, waren wir in eine neue Phase eingetreten. Die nächste Phase. Während der Alex, bewusst oder unbewusst, versuchen würde, mich dorthin zu bekommen, wo er selbst stand. Das elende Klavier habe ich nie gespielt.
     
    Kurz vor Morgengrauen erwachte ich aus meinen Träumen und schoss kerzengerade in die Höhe. Mir war übel. Und als allmählich meine Erinnerung zurückkehrte, schämte ich mich. Sogar Digby, der auf dem Sessel saß und über mich wachte, sah irgendwie betreten aus. Mein Schädel fühlte sich an, als würde irgendjemand innen drin staubsaugen. Digby legte seine Schnauze auf den Vorderpfoten ab und sah mich bettelnd an. »Ach, halt doch die Klappe«, murrte ich und stützte mit beiden Händen meinen Kopf.
    Mein Herz setzte beinahe aus, als irgendetwas sich neben mir im Bett bewegte. Oh, Gott. Seb. Ich ließ mich neben ihn sinken - allerdings viel zu schnell. Einen Augenblick schloss ich die Augen, weil die Welt sich um mich zu drehen schien. Und weil Seb hier war. Sein Atemrhythmus war der eines selig Schlafenden. Traurig hörte ich einem einsamen Vogel draußen zu, der die Morgendämmerung herbeisang, und ich versuchte verzweifelt, für meinen Kopf eine passende Position auf dem Kissen zu finden. Doch wie ich ihn auch drehen mochte, irgendwie schien er nie richtig zu liegen. Ich legte einen Arm um den schlafenden Seb, doch dann zog ich ihn wieder zurück. Es wirkte einfach zu vertraut. Schließlich driftete ich in die seltsame Welt des trunkenen Halbschlafs ab, die stets voll Sorgen ist.
    Erst als Seb mir später anbot, mich zur Arbeit zu fahren, fiel mir wieder ein, dass ich ihn ja eingeladen hatte, mit mir zu kommen. Schweren Herzens nahm ich zur Kenntnis, dass er bisher nicht geantwortet hatte. Und ich würde meine Frage ganz sicher nicht wiederholen.
    »Alles okay?«, fragte er, als er sich in der Küche hinunterbeugte, um seine Schuhe zu binden, während ich in den Mantel schlüpfte. Er zwinkerte mir zu - ein komplizenhaftes »Ich weiß, wie mies es dir geht«-Zwinkern.
    »Jaja«, nickte ich entschlossen, was ich auf der Stelle bereute. »Wunderbar, danke.«
    Schweigend gingen wir auf den Green Dragon Court zu, auf das Brummen der London Bridge während der morgendlichen Rushhour. Ich konzentrierte mich darauf, das Gefühl der Übelkeit zurückzudrängen und so zu tun, als wäre mir nicht schlecht. Ein asiatischer Junge mit Engelsgesicht lehnte an einem der Schiffspoller. Er sah uns ernsthaft an, während er an seinen Chips knabberte. Ich lächelte ihn an. Er schenkte mir einen samtigen Augenaufschlag. Seine Wimpern waren kurz und schwarz wie die Borsten bestimmter Raupen. Dann schob er das letzte Stück Chips in den

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