Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden
Schlüsseln. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen …«
»Maggie, sieh mich an. Was ist denn los? Was ist mit deiner Mutter passiert?«
»Nichts.«
»Du verschweigst mir doch etwas. Schon seit wir uns kennengelernt haben.«
»Verschweigen? Ich? Warum sollte ich?« Dieses Mal nahm ich die Herausforderung an und starrte ihm direkt ins Gesicht.
»Maggie, wenn es mit uns etwas werden soll, musst du mich gelegentlich einen Blick in dein Innerstes werfen lassen.«
»Lieber Himmel, du hörst dich an wie die große Renee Owens, weißt du das?« Ich lachte verächtlich. Irgendwie kam es immer so. Ich hasste das. Ich hasste es, so in die Ecke gedrängt zu werden. Seb sah besorgt aus.
»Warum bist du nur so? Ich verstehe dich nicht …«
»Du willst also etwas über meine Mutter wissen? Ich sag’s dir. Oder lieber nicht?« Mein Blick fiel auf mein Spiegelbild hinter seinem Rücken: Da stand ich nun, mit funkelnden Augen und zerzausten Haaren. Auf meinen Wangen glühten zwei rote Flecken, während der Rest meines Gesichts kalkweiß war.
Seb starrte mich an, als habe ich den Verstand verloren.
»Sieh mich nicht so an.« Zornig stampfte ich mit dem Fuß auf.
»Wie sehe ich dich denn an? Maggie, das ist doch verrückt.«
»Als wüsstest du, was drinnen vorgeht.«
»Drinnen? Ja, wo denn?« Verständnislos und offensichtlich vollkommen verwirrt strich er sich das Haar zurück. »Ich habe keine Ahnung, was du meinst.«
»In mir. In meiner Mutter. Siehst du, ich sage dir, was du wissen willst.« Fast hätte ich es wieder geschluckt, aber dieses Mal ging es nicht mehr. Es kam einfach heraus wie dieser Zug, der gerade vor dem Küchenfenster vorbeigerast war. »Meine Mutter … meine schöne, meine wunderbare Mutter … sie ist verrückt geworden.«
Kapitel 23
Nach alldem war es keine Überraschung, dass ich mich abends allein auf den Weg zu Bel machte. Im Büro hielt ich etwa zwei Stunden durch, dann schützte ich eine Migräne vor und verabschiedete mich. Ich fuhr zu Gar ins Pflegeheim und legte meinen Kopf auf ihre Knie, während sie im Sessel schlief. Als ich wegfuhr, hatte ich ein seltsames Gefühl, eine Art Ahnung, als ob ich sie nicht mehr wiedersehen würde.
»Kümmern Sie sich bitte um sie, Susan? Lassen Sie niemanden zu ihr, den Sie nicht kennen.«
Susan klopfte mir freundlich auf die Schulter. »Mach ich schon nicht, Kleines. Keine Sorge.« Sie putzte sich die Nase. »Das tun wir sowieso nicht.«
Dann fuhr ich zur Polizeistation und fragte nach Inspektor Fox. Leider war er nicht da. Natürlich hatte er »heute frei«. Ich glaube, er hatte so etwas angedeutet.
»Können Polizisten denn so einfach freinehmen?«, fragte ich reichlich dumm. Die nette Dame bot mir eine Tasse Tee an und fragte mich, ob ich mich denn nicht setzen wolle. Was denn los sei? Wieso ich Inspektor Fox sprechen wolle? Und ob sie nicht helfen könne?
Ich lehnte den Tee ab, obwohl es mir schwerfiel. »Könnten Sie ihn bitten, Maggie Warren anzurufen?«, rief ich über die Schulter zurück, als ich die Polizeidienststelle verließ.
Ich fuhr zu Jenny, um Digby abzuholen. Dann nach Hause, um mich umzuziehen, und von dort ging es weiter zu Bels Haus. Zwischendrin rief ich meinen Vater an und knöpfte ihm das Versprechen ab, Gar zu besuchen. Charlie versuchte mehrfach, mich anzurufen. Ich hörte die Nachrichten nicht ab, die er hinterließ.
»Geht es dir gut, Mag?« Bel sah völlig fertig aus. Bevor ich noch antworten konnte, stürzte Hannah schon in Tränen aufgelöst auf mich zu. »Kannst du dich um Cagney und Lacey kümmern, wenn wir weg sind? Bitte, Tante Maggie, bitte.«
Cagney und Lacey quiekten aufgeregt in ihrem Käfig. Die beiden Meerschweinchen sahen ängstlich aus. Bel nahm ihrer Tochter den Käfig aus der Hand.
»Hannah, Maggie kann sich nicht um sie kümmern. Sie hat Digby, das weißt du doch. Amelia wird sie für dich versorgen.«
»Aber sie wird sie mir nicht mehr zurückgeben. Nie im Leben«, weinte Hannah. »Sie wird sie für immer behalten.«
»Oh, Hannah«, sagte ich und nahm sie in den Arm. Gleich würde mein Herz zerspringen. »Ich sehe öfter mal nach, okay? Ich versprech’s dir.« Ich versuchte, das Schluchzen in meiner Stimme zu ersticken. »Und wir lassen Amelia die beiden einfach nicht behalten. Das schwöre ich.« Wieder spürte ich, wie mein Handy vibrierte. Dann fing es zu läuten an.
Es war Seb. »Maggie, Liebes, es tut mir leid wegen heute Morgen.«
»Nein, mir tut es leid«, sagte ich ein wenig
Weitere Kostenlose Bücher