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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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bisschen an einem neueren Bild gearbeitet. Ob ich dir das zeigen werde, weiß ich allerdings noch nicht.»
    «Gut.»
    «Du machst es mir ja wirklich furchtbar schwer!»
    Wir lachten beide.
    Dann überquerten wir die Straße und betraten sein Haus. Er schob einen der beiden Torflügel auf und trat beiseite, um mir den Vortritt zu lassen. Als ich an ihm vorbeiging, legte er mir sanft die Hand auf den Rücken. Ich spürte seine Wärme durch mein leichtes Oberteil.
    Er führte mich in ein Zimmer, das sowohl Ess- wie Wohnbereich war. Ein gemütliches Sofa voller bunter Kissen und ein Couchtisch aus unbehandeltem Holz, der eine echte Antiquität zu sein schien, nahmen die eine Seite des Raumes ein. Vor einem Kamin mit kunstvoll verziertem Marmorsims schützte ein verrußter Schirm vor den Flammen, zu beiden Seiten standen Schürhaken aus matter Bronze wie Wachposten. Neben dem Kamin war ein Korb voller Barbiepuppen an die Wand geschoben. Als ich das Spielzeug entdeckte, hatte ich sofort ein Bild seiner kleinen Tochter im Kopf. Ich stellte mir vor, wie sie, mit feuerroten Haaren wie ihr Vater, vor dem Korb hockte und die richtigen Puppen für das heutige Spiel heraussuchte. Dann verwandelte meine Vorstellung das spielende Kind in ein braunhaariges kleines Mädchen. Ich sah mich selbst über meine eigene Puppenkiste gebeugt   … sah meinen Vater, der mit teigverschmierter Schürze aus der Küche kam   … sah meine Mutter im Ohrensessel, den Kopf an das zarte Spitzendeckchen gelehnt, mit geschlossenen Augen. Sie machte ein «Nickerchen», während Daddy Brownies backte. Er bereitete mir gern meine Lieblingsnaschereien zu, schien das richtig zu genießen. Fast roch ich noch den süßen Schokoladenduft, während ich mit Rich durch die Hintertür in einen rechteckigen, von Herbstlaub bedeckten Hof hinaustrat. Im hinteren Teil stand eine alte, zweistöckige Scheune.
    «Wie heißt denn deine Tochter?»
    «Clara.»
    Ich musste lächeln. Clara, wie schön. Sicher war Rich ebenso glücklich über seine Clara wie ich über Ben.
    «Wohnen sie hier in der Nähe?» Mit «sie» meinte ich Clara und ihre Mutter, Richs Exfrau.
    «Eigentlich eher in deiner Nähe.»
    Er hielt mir die Tür auf, und wir betraten sein Atelier. Es war gar nicht zweistöckig, wie ich von außen vermutet hatte, sondern bestand aus einem einzigen loftartigen Raum mit einer sehr hohen Decke, vielen Fenstern und zahllosen Bildern. Richs Kunstwerke nahmen jede freie Fläche ein, sie hingen dicht nebeneinander an den Wänden, und einige waren sogar in sieben Metern Höhe an den Deckenbalken befestigt. Eines war von einem schmutzigen Tuch verdeckt – das musste das neueste Bild sein, von dem er nicht sicher war, ob er es mir zeigen wollte. Fast alle seine Werke waren großformatige, abstrakte Gemälde, die vor Farbe und Energie nur so strotzten. Ich fand sie umwerfend, ohne recht sagen zu können, weshalb. Von Malerei verstand ich rein gar nichts. Aber Bilder weckten Emotionen in mir – oder eben nicht. Diese hier lösten kleine Explosionen in mir aus. Einen Geschmack auf der Zunge, ein Gefühl im Herzen. Sie waren lebendig, das war es.
    «Sie sind wunderschön», sagte ich.
    «Und voller Zorn.» Rich holte tief Luft. Der Raum war erfüllt von säuerlichem Farbgeruch, doch daran war er wohl gewöhnt.
    «Voller Zorn?»
    «Ich habe sie gemalt, nachdem Lucy mich verlassen hatte.»
    «Dann hat sie also dich verlassen.»
    «Ja. Für einen anderen.»
    «Und lebt sie jetzt mit ihm zusammen?»
    «Sie haben sich wieder getrennt. Ich dachte damals, das würde es für mich leichter machen, aber so war es nicht. Und ich möchte auch nicht, dass sie unglücklich ist, das wäre nicht gut für Clara. Inzwischen ist es drei Jahre her, und wir kommen wieder ganz gut miteinander aus. Wir versuchen, Clara das Gefühl zu geben, dass wir immer noch eine Familie sind.»
    «Das sage ich Ben auch immer. Dass Hugo noch bei uns ist, dass wir immer noch eine Familie sind.»
    Richs Blick ruhte auf mir. «Das kann ich gut verstehen.»
    «Tja.»
    Wir schwiegen verlegen.
    «Nun hast du also meine Arbeiten gesehen. Wie wäre es jetzt mit einem Glas Wein?» Er kam nah an mich heran und fasste mich am Ellbogen, um mich sanft nach draußen zu führen. Mit aller Kraft widerstand ich der Versuchung, ihn einfach an mich zu ziehen. Alles an ihm fühlte sich so richtig an – aber es konnte doch unmöglich richtig sein.
    «Ehrlich gesagt bin ich ziemlich hungrig.» Es schien mir zu verführerisch zu

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