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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Privatnummer, er konnte über die entsprechende Auskunft also auch problemlos meine Adresse herausfinden. Wahrscheinlich hatte er sie schon längst. Blieb nur die Frage, ob er wirklich so dreist sein würde, bei mir vor der Tür zu stehen.
    «Gut. Du hast ja meine Handynummer. Wenn du mich brauchst, ruf an. Und hier ist noch meine Privatnummer, damit sind wir wirklich auf der sicheren Seite.» Elliot schrieb sie sorgfältig auf ein Blatt Papier und reichte es mir mit einem Lächeln. «Die ist übrigens streng geheim, also nicht weitersagen.»
    «Ich bin überzeugt, dass das nicht nötig sein wird, Elliot. Aber ich danke dir trotzdem.»
    «Gut. Wir sehen uns am Montag, dann reden wir mitPaul und überlegen uns, wie wir am besten vorgehen. Jetzt gehst du erst mal nach Hause zu deinem Sohn und versuchst, das alles hier zu vergessen.» Er deutete mit der Hand hinaus ins Büro und signalisierte damit, dass er sowohl Knochen, leere Grundstücke und anonyme Informanten als auch besessene Poststellenmitarbeiter meinte. Aber wie sollte ich das alles vergessen? Joe war da draußen. Und irgendwann würde Abe Starkman bei mir vor der Tür stehen und mir Kopien geheimer Unterlagen zukommen lassen, die ihn seine Karriere kosten konnten.

KAPITEL 5
    Ich stand vor Richs Haustür, einem breiten Tor, das in ein umgebautes Kutschhaus am Verandah Place führte, und klingelte zum wiederholten Mal. Von drinnen ertönte laute Musik, offensichtlich hörte Rich die Klingel nicht. Das machte mich nachdenklich. Ob er sich über das, was sich da möglicherweise zwischen uns entwickelte, genauso unschlüssig war wie ich? Warum drehte er die Musik so laut auf, wenn er mich erwartete? Wollte er die Klingel etwa nicht hören? Und ich hätte ja auch nicht unbedingt zwanzig Minuten zu spät kommen müssen. Aber ich hatte noch mit Sara telefoniert und darüber schlicht die Zeit vergessen. Ich wollte mit ihr über Joe reden, über den Inhalt der Kiste. Sie hatte noch nicht hineingeschaut, mir aber versprochen, es bald zu tun.
    «Wie läuft das denn genau?», hatte sie gefragt. «Kannst du nirgendwo mehr hingehen, ohne dass er dir folgt?»
    «Das weiß ich nicht. Gesehen habe ich ihn nur das eine Mal vor dem Wohnheim meiner Mutter.»
    «Da war er doch zweimal», berichtigte Sara.
    «Beim zweiten Mal habe ich ihn nicht gesehen. Aber du hast schon recht, er war zweimal dort.»
    «Das hört sich gar nicht gut an, Darcy.»
    «Nein. Aber weißt du was? Der kann mich mal. Ich werde nicht zulassen, dass er mir Angst einjagt, und ich werde mich auch nicht von ihm in meinem täglichen Leben behindern lassen. Am Montag spricht mein Chefredakteur mit dem Personalleiter bei der
Times
, das wird hoffentlich helfen.»
    «Vielleicht feuern sie ihn ja. Immerhin ist er nur in der Poststelle, und du bist Journalistin.»
    «Eben.»
    «Dann hoffen wir mal das Beste. Pass trotzdem auf dich auf, ja? Und lauf nicht allein durch dunkle Straßen.»
    «Versprochen.»
    Danach hatte ich Rich vom Handy aus angerufen, um mich für die Verspätung zu entschuldigen und ihm zu sagen, dass ich jetzt unterwegs sei, hatte ihm aber nur eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen können. Und als ich jetzt vor seiner Tür stand, die Klingel Klingel sein ließ und stattdessen den alten Türklopfer betätigte, das Hufeisen dreimal gegen die ovale Messingplatte donnern ließ, beschlich mich die Vermutung, dass er jetzt wohl doch nicht mehr mit mir rechnete. Womöglich war er sogar erleichtert darüber. Ich blieb noch einen Moment stehen. Aber er kam nicht.
    Ich überquerte die schmale, kopfsteingepflasterte Straße und betrachtete sein Haus von der anderen Straßenseite. Über dem Tor befanden sich noch zwei Etagen mit breiten Fenstern, deren offene Läden an der Backsteinfassade lehnten. Von meinen Spaziergängen durch das Viertel und den Gesprächen mit Nachbarn wusste ich, dass die Häuser amVerandah Place über hundert Jahre alt und früher allesamt Kutschhäuser wie dieses gewesen waren, in denen die Wagen abgestellt wurden und die Pferde ausruhen konnten. In den Zimmern darüber hatten die Kutscher und andere Dienstboten geschlafen. Die schmale, autofreie Straße war also ursprünglich eine Art öffentliche Garage gewesen. Gleich gegenüber lag ein kleiner Park, eine friedliche Oase zum Lesen und Spielen. Inzwischen gehörten die Häuser hier zu den begehrtesten Immobilien im Viertel. Ich hätte gern gewusst, wie es Rich gelungen war, eins davon zu ergattern, wie lange er schon

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