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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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dort lebte, ob er zur Miete wohnte oder ob es ihm gehörte. Aber daraus würde jetzt wohl nichts werden, weil ich mich verspätet hatte. Ich war selbst schuld daran, das Telefonat mit Sara hätte schließlich auch warten können. Ich hatte es meiner Unsicherheit und meinen Zweifeln erlaubt, das Date   … ja, genau,
Date
… mit einem Mann zu gefährden, der mir doch eigentlich so gut gefiel.
    Ich trat vom Bürgersteig auf das Kopfsteinpflaster und ging in Richtung Clinton Street. Als ich schon fast an der Ecke war, hörte ich rasche Schritte hinter mir.
Joe.
Den ganzen Tag hatte ich ihn nicht aus dem Kopf bekommen, obwohl ich fest entschlossen war, mir keine Angst machen zu lassen. Jetzt war ich sicher, dass er mir hierher gefolgt war. Ich blieb stehen, holte tief Luft, nahm meinen ganzen Mut zusammen und wirbelte herum.
    «Lassen Sie mich endlich in Ruhe!»
    Rich sah mich entsetzt an. Sein blasses Gesicht wurde noch ein wenig bleicher, die Sommersprossen auf Wange und Nase traten deutlicher hervor. Ein paar Strähnen seines dunkelroten Haars hingen ihm in die Augen, doch er machte keine Anstalten, sie zurückzustreichen. Auf seiner Jeans waren Farbflecken, das schwarze Polohemd hatte oberhalb der Tasche einen Riss. Er sah nicht aus, als wollteer zu einem Date – er hatte also wirklich nicht mehr mit mir gerechnet.
    «Schon gut.» Er hob die Hände und zeigte mir seine farbverschmierten Handflächen.
    «Du doch nicht!» Mein Puls raste, hämmerte mir in den Ohren und lehrte mich den Klang der Panik, der mir bewies, wie sehr ich mich bereits vor Joe fürchtete, sobald ich ihn nur in meiner Nähe spürte oder zu spüren glaubte. Mir dröhnte der Kopf davon. Doch ich zwang mich zu einem Lächeln.
    Rich setzte ein ähnlich künstliches Lächeln auf, und ich fühlte mich wie die letzte Idiotin. «Wer denn dann? Er vielleicht?» Er schaute nach links und nach rechts, wo außer uns natürlich niemand war. «Oder er? Oder vielleicht er?»
    «Hör schon auf», sagte ich. «Du hast mich einfach nur erschreckt, da habe ich etwas heftig reagiert.»
    «Nun ja, immerhin sind wir hier in New York City, wo man ständig ausgeraubt wird, da muss man schon vorsichtig sein.» Ich sah ein belustigtes Funkeln in seinen Augen. Unser Viertel galt als eines der sichersten in der ganzen Stadt.
    «Ich habe ein paarmal bei dir geklingelt und geklopft. Und ich hatte dir eine Nachricht hinterlassen, um dir zu sagen, dass ich mich verspäte.»
    «Die habe ich gerade gehört, und da ist mir klargeworden, dass ich möglicherweise die Klingel nicht gehört habe. Mein Nachbar dreht seine Stereoanlage jeden Abend voll auf, wenn er von der Arbeit kommt. Wirklich lästig.»
    «Ich dachte, die Musik läuft bei dir.»
    «Nein, ich wollte ja hören, wenn du kommst. Ich war im Atelier, da höre ich die Türklingel sonst immer.» Wir schwiegen, sahen einander an. Das schien so ein zögerliches Gespräch werden zu wollen, das man irgendwann ernsthaft frustriert wieder beendet. Kein guter Start für eine dritteVerabredung. Dann sagte Rich: «Am besten fangen wir nochmal ganz von vorn an.»
    Unbedingt.
Ich trat auf ihn zu und küsste ihn auf die Wange, die sich ganz weich anfühlte. Seine Haut duftete angenehm nach etwas Undefinierbarem, einem natürlichen Duft, nichts aus irgendeinem Flakon. Er drehte leicht den Kopf, um den Kuss zu erwidern, und als unsere Wangen sich so aneinanderschmiegten, spürte ich, wie etwas in mir nachgab – eine Sperre, die ich nach Hugos Tod in mir aufgebaut hatte. Ich wollte nicht zulassen, dass sich wieder Männer für mich interessierten, und begriff nicht, wie manche Männer eine Frau, die gerade Witwe geworden war, als Freiwild betrachten konnten. Die schützende Festung, die mich an Hugos Seite umgeben hatte, schien zusammengebrochen, sodass nun jeder Dahergelaufene zu mir vordringen konnte. Deshalb hatte ich neue Barrieren errichtet. Und nun war zum ersten Mal eine davon von selbst verschwunden.
    Rich sah mich an, und sein warmes Lächeln ließ sein ganzes Gesicht erstrahlen. Einen endlosen Augenblick lang sahen wir einander in die Augen. Ich war erstaunt und dankbar, dass er mich so ansehen konnte und meine anfängliche Panik einfach hinnahm, ohne Fragen zu stellen.
    «Wollen wir noch ein Glas Wein trinken, bevor wir zum Essen gehen?», fragte er.
    «Gerne.»
    «Ich hatte ja auch versprochen, dir meine Arbeiten zu zeigen.»
    «Deine ‹echte Kunst›. Ja, darauf habe ich mich schon gefreut.»
    «Ich hatte gerade ein

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