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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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hören zu wollen. Ich wartete, bis er im Gebäude verschwunden war, und noch ein paar Minuten, bis ich sicher sein konnte, dass er in seinem Klassenzimmer war, dann ging ich zum Büro der Direktorin, Mrs.   Mazola.
    Ich wusste, dass Eltern häufig mit Fragen, Sorgen oderProblemen zu ihr kamen, denn sie hatte ein Rundschreiben mit der Bitte verschickt, sich immer erst einen Termin geben zu lassen, wenn man sie sprechen wollte. Als ich ihr Büro betrat, stand sie im eleganten roten Hosenanzug vor einem hohen, beigefarbenen Aktenschrank. Sie kam mir nicht mit ausgestreckter Hand entgegen, setzte sich auch nicht an den Schreibtisch, um mir zuzuhören, sondern blieb einfach stehen, um mich spüren zu lassen, wie sehr ich störte. Als wollte sie sicherstellen, dass ich nicht allzu lange blieb. Ich entschuldigte mich und kam dann direkt auf mein Anliegen zu sprechen.
    «Ich muss eine Ergänzung zu den Unterlagen machen, die ich zu Beginn des Schuljahrs ausgefüllt habe», sagte ich. «Es gibt da jemanden, der auf keinen Fall Kontakt zu meinem Sohn haben darf.»
    «Da kann Ihnen Jan weiterhelfen.» Ihre Sekretärin, die mit zwei Sachbearbeiterinnen ein Büro weiter saß.
    «Ich wollte einfach, dass Sie persönlich wissen, wie wichtig die Sache ist.»
    Sie musterte mich einen Augenblick, hielt die dunklen Augen auf mich gerichtet. Ich hatte in der Nacht zuvor kein Auge zugetan und wusste, dass sie mich ernst nehmen würde, denn meine Müdigkeit und Angst standen mir nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben.
    «Sorgerechtsstreitigkeiten?»
    «Nein, ich bin verwitwet.» Ich zögerte kurz, dann entschied ich mich für die schonungslose Wahrheit. «Ich werde von einem Stalker verfolgt, er heißt Joe Coffin. Weiß, Anfang zwanzig, braunes Haar. Er darf auf keinen Fall in Bens Nähe kommen.»
    Mrs.   Mazolas reagierte mit entsetztem Blick auf die furchtbare Realität, die sich hinter diesem Wort verbarg. Stalker.
    «In welche Klasse geht Ben?»
    «805.»
    «Gut. Sie können die Unterlagen bei Jan ausfüllen, und ich werde persönlich den Sicherheitsdienst informieren. Hilft Ihnen das?»
    «Vielen Dank.»
    Ich ging ins nächstbeste Café, holte mir einen Kaffee und machte mich damit auf den Weg zur U-Bahn . Nie zuvor war ich so froh über die Menschenmassen im morgendlichen Berufsverkehr gewesen. In jedem Gesicht suchte ich Joe, doch falls er tatsächlich in der Nähe war, sah ich ihn nicht. Wie oft war er wohl schon ganz nah bei mir gewesen, ohne dass ich ihn bemerkt hatte? Ich fühlte mich keineswegs sicherer, wenn ich ihn nicht sah. Die unsichtbare Gefahr umgab mich, wo ich ging und stand.
    Auf meinem Schreibtisch in der Redaktion lag der Umschlag mit den zahnärztlichen Röntgenaufnahmen, der vom Kurier gebracht worden war. Ich machte ihn gar nicht erst auf. Meine Augen brannten vor Müdigkeit. Ich würde ein bisschen arbeiten und mich mit Courtney besprechen, dann würde ich den Umschlag im 84.   Revier abgeben und anschließend Ben von der Schule abholen. Viel mehr würde ich heute ohnehin nicht tun können.
    Elliot bestätigte mir, dass Joe gefeuert worden und der Sicherheitsdienst angewiesen sei, ihn nicht mehr ins Gebäude zu lassen. Nach dem gestrigen Zwischenfall auf der Straße war ich überzeugt, dass unser Sicherheitsdienst diese Anweisungen auch ernst nehmen würde. Elliot musste mir angesehen haben, wie scheußlich ich mich fühlte, doch er ließ sich nichts anmerken.
    Courtney hingegen hatte weniger Hemmungen. «Du siehst ja aus wie ausgespuckt.»
    «Besten Dank.»
    «Zum Glück ist der Mistkerl jetzt nicht mehr hier.»
    «Das Problem ist nur, dass er da draußen ist.» Ich deutete zum Fenster und hätte mich gar nicht weiter gewundert, wenn sich Joe vom Himmel auf mich herabgestürzt hätte.
    «Ich habe ein bisschen für dich recherchiert.» Courtney stand auf und gab mir ein paar Seiten, die sie ausgedruckt hatte. «Wusstest du, dass man Stalking-Berater engagieren kann? Es gibt jede Menge Firmen, die darauf spezialisiert sind. Sie werden viel von Prominenten genutzt.»
    Die Firma, die sie für mich ausgewählt hatte, hieß MacDonald & Tierney.
    «Sind das die Besten?», fragte ich.
    «Scheint so. Wenn du willst, gehe ich mit dir hin.»
    Ich lächelte sie an. Offenbar hatte ich doch noch eine Freundin.
    «Erst mal gehst du aber besser nach Hause.» Courtney beugte sich über mich und strich mir über den Rücken. «Du solltest ein bisschen schlafen.»
    «Aber die Story   …»
    «Da bin ich dran. Mach dir

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