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Nur 15 Sekunden

Nur 15 Sekunden

Titel: Nur 15 Sekunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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läuft es auf Folgendes hinaus: Wir halten es für das Sinnvollste, wenn du vorläufig von zu Hause aus arbeitest. Zumindest, bis wir wissen, wer deinen Informanten umgebracht hat   … Abe Starkman, so hieß er doch?»
    «Ja. Er wirkte wie ein äußerst integrer Mensch auf mich, er hat sich an mich gewandt, weil er einfach jemandem von der Sache erzählen musste.»
    Elliot schien in sich zusammenzusinken, als er sich wieder auf seinen Stuhl setzte. «Das ist meistens der Grund, warum uns Leute kontaktieren. Wenn keiner ein Gewissen hätte, gäbe es auch keine Informanten.»
    «Aber diese Sache mit Joe», fuhr ich fort, «das kam so unerwartet, wie aus dem Nichts. Und dann plötzlich so was.»
    «Das lässt hier auch niemanden kalt. Aber als Arbeitgeber sind wir gezwungen, uns so weit wie möglich zurückzuhalten. Wir lassen die Polizei ihre Arbeit tun, sie soll herausfinden, wer Starkman ermordet hat, und wir passen uns dann den neuen Gegebenheiten an.»
    «Und ich soll von zu Hause aus weiterarbeiten?»
    «An deinen anderen Artikeln. Die Knochen-Story übergebe ich Stan, er wird mit Courtney zusammenarbeiten.»
    «Aber Elliot   …»
    «Ich mache das nicht, um dich zu bestrafen, Darcy. Eshandelt sich um eine taktische Maßnahme zum Schutz unserer Mitarbeiter. Das verstehst du doch sicher.»
    «Natürlich.»
    «Das ist zwar jetzt etwas albern, aber   … hier.» Er griff in seine Aktentasche und zog eine Kinderzeichnung hervor: ein rosa Schmetterling, eine blaue Blume und darüber, in krakeliger Schrift und eigenwilliger Schreibweise, mein Name, D-A-R-S-I.
    «Katherine, unsere Kleine, muss heute Morgen wohl gehört haben, wie ich mich mit meiner Frau unterhalten habe. Da hat sie das für dich gemalt. Ich fand es irgendwie süß.»
    «Das ist sehr süß, Elliot. Vielen Dank.» Ich nahm das Bild und stand auf.
    «Deine anderen Projekte sind auch wichtig.» Elliot erhob sich halb vom Stuhl, als wollte er mich hinausbegleiten, entschied sich dann aber dagegen, verharrte einen Augenblick unschlüssig in dieser Haltung und setzte sich schließlich wieder.
    «Das weiß ich.» Und es stimmte ja auch. Doch Tatsache war, dass sie mich einfach nicht mehr interessierten. Mich interessierte nur noch Abe Starkman, der sich mit mir getroffen hatte, um mir etwas von vergrabenen Knochen auf einem zweifelhaften Baugrundstück zu erzählen, und mit dem Leben dafür bezahlen musste.
    Als ich schon an der Tür war, rief Elliot mir noch ein paar Worte hinterher, die er wohl für tröstlich hielt: «Denk dran, Darcy, es ist nur ein Standortwechsel, bis wir mehr wissen und etwas Gras über die Sache gewachsen ist. Du bist hier nach wie vor angestellt. Ich will täglich über deine Arbeit auf dem Laufenden gehalten werden.»
    Ich drehte mich um und lächelte ihn an. «Sag deiner Tochter vielen Dank für das schöne Bild.»
    Bis etwas Gras über die Sache gewachsen war. Noch soein scheinbar harmloser Ausdruck, der alles Mögliche beinhalten konnte. Wenn tatsächlich Gras über die Sache wuchs, würde ich wieder in die Redaktion zurückkehren dürfen. Aber wenn nicht   … würde ich dann ganz entlassen? Natürlich hatte ich Verständnis für Elliots neuerwachtes Sicherheitsdenken. Wenn Joe tatsächlich Abe Starkman umgebracht hatte, dann stellte ich mit meinem unberechenbaren Stalker eindeutig eine Gefahr für die Kollegen dar. Als Chefredakteur hätte ich dieselbe Entscheidung getroffen. Dann würde also jetzt Stan an meiner statt mit Courtney an der Knochen-Story arbeiten, einer Geschichte, die in null Komma nichts von einer kleinen Umweltsache zu einem Fall von Korruption und nun sogar Mord angewachsen war. Irgendwie war mir die ganze Sache dabei aus den Händen geglitten und bestimmte nun jeden Bereich meines Lebens.
     
    Ich fühlte mich wie erschlagen, als ich durch die Haustür trat. Ich stellte die schwere, mit Notebook und Unterlagen beladene Tasche in der Diele ab, lief in die Küche und befestigte das Bild von Elliots Tochter an der Kühlschranktür.
    Ich war zu Hause. Hier konnte ich mich verkriechen, dem Tageslicht ausweichen. Wie ein Nachtschattengewächs glaubte ich, verdorren zu müssen, wenn ich mich zu lange der Helligkeit aussetzte. Ich zog sämtliche Vorhänge zu, schloss alle Jalousien und öffnete niemandem. Irgendwann begann das Telefon sein wütendes Klingelkonzert. Es klingelte dreißig-, vierzig-, fünfzigmal, doch ich fand einfach nicht heraus, wie man den Rufton abstellen konnte.
    Ich hatte Jess bereits

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