Nur aus Leidenschaft
beschrie ben hatte.
Carol schwankte zwischen dem Wunsch, mit Pete zu reden und mehr über seine Familie zu erfahren, und dem ebenso starken Bedürfnis, Abstand zu ihm zu halten.
Der erste Drang war stärker, und so ging sie zum Haus.
„Pete?" rief sie, als sie die Hintertür öffnete. Sie verharrte und horchte auf eine Antwort, dann betrat sie die Küche. „Pete?" wie derholte sie, dieses Mal lauter.
Sie schrak zusammen, als er von links aus der Waschküche kam. „Meine Güte!" rief sie.
„Hast du mich erschreckt!"
„Entschuldige", murmelte er und ging an ihr vorbei. „Der Trockner läuft. Ich habe dich nicht gehört." Er lud einen Arm voll Kleidung auf den Küchentisch und suchte ein T-Shirt heraus,
wobei er ihr den Rücken zuwandte. „Was kann ich für dich tun?"
Carol holte tief Luft und trat neben ihn. „Nichts", gab sie zurück und griff nach einem Paar Jeans. Sie schüttelte die Falten heraus, nahm die Hose bei den Säumen und legte sie sorgfältig zusammen. „Ich bin im Stall fertig und wollte jetzt nach Hause fahren, da dachte ich, ich sollte dir noch einmal richtig danken für deine Unterstützung heute Morgen."
„Keine Ursache. Wie gesagt, es war mir ein Vergnügen."
„Trotzdem, ich ..." Sie brach ab und schluckte, als sie bemerkte, dass er das gefaltete T-Shirt in die Reisetasche packte, die auf dem Küchenstuhl neben ihm stand. Langsam hob sie den Blick und starrte auf sein Profil. „D u gehst?" flüsterte sie matt.
Pete spannte die Kinnmuskeln an und nahm ein weiteres T-Shirt vom Stapel. „Irgendwann demnächst."
„Hast du mit Clayton gesprochen?"
„Noch nicht." Achtlos faltete er das T-Shirt und stopfte es in die Tasche. „Aber ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen, dass er mich anrufen soll."
„Dann bist du also schon halb unterwegs."
„Ich wollte nicht für immer bleiben, Carol", stellte er trocken klar. „Ich wollte nur Clayton für eine Weile aushelfen."
Carol strich sich das Haar aus der Stirn. „Das ist mir klar", sagte sie. „Es ist nur, weil ... Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du schon so bald wieder gehst."
„Schon so bald?" Pete lachte unfroh und hielt zwei Socken in die Höhe, um zu prüfen, ob sie zueinander passten. „Ich dachte, du freust dich, wenn ich weg bin."
„Nein!"
Er sah sie überrascht an.
Frustriert senkte sie die Hand, so dass ihr das Haar erneut in die Stirn fiel. „Ich freue mich nicht, Pete. Aber es stimmt, es ist am besten so, wenn du gehst."
„Wirklich?" fragte er und zog die Brauen hoch. „Für wen?"
Sie drehte sich weg und verschränkte die Hände. „Für uns beide."
„Mich schließ da nicht mit ein. Denn ich bin da anderer Meinung. "
Carol schloss die Augen und kämpfte darum, sich nicht in seine Arme zu werfen. „Gut, dann für mich", murmelte sie bedrückt. Sie presste die Daumen zusammen und schaute auf ihre Hände hinunter, weil sie nicht wagte, ihn anzusehen. „Pete?"
„Ja?"
„Hattest du eine sehr unglückliche Kindheit?"
„Es war in Ordnung, wie es war."
Sie vernahm seinen barschen Ton, das Zögern, die Lüge und hob den Blick. „Es muss schwer für dich gewesen sein, für eine Schwerkranke zu sorgen."
Er sammelte die restlichen Kleidungsstücke vom Tisch und stopfte sie so, wie sie waren, unwillig in die Tasche. „Ich habe getan, was getan werden musste", sagte er und ging zum Kühlschrank.
„Das, was dein Vater hätte tun sollen."
„Er konnte eben nicht, klar?" knurrte er und riss die Kühlschranktür auf. „An ihm lag es, dass sie bettlägerig war, aber er konnte der Tatsache nicht ins Gesicht sehen."
„Lag es wirklich an ihm? Oder gab er sich nur die Schuld?"
Pete nahm eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und knallte die Tür vernehmlich zu.
„Wieso fragst du mich das?" rief er aufgebracht. Er schraubte den Deckel ab, hob die Flasche an den Mund und trank einen großen Schluck. Dann setzte er die Flasche ab und wischte sich mit dem Handrücken über die Lip pen.
„Ich weiß nicht, was seine Gründe waren, er war ja nie zu Hause. Und ich kann es ihm nicht einmal vorwerfen", fügte er hinzu. „Hast du je eine Frau vor Schmerzen schreien hören?
Hast du je erlebt, wie sie um Medikamente fleht, und du weißt genau, dass du ihr erst in vier Stunden wieder welche geben darfst?" Pete hob erneut die Flasche. Gierig trank er, dann wies er mit der Flasche auf Carol. „Kein Wunder, dass mein Alter nicht mehr nach Hause kam. Es gab Zeiten, da wünschte ich, dass ich auch einfach
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