Nur aus Leidenschaft
mich aufziehen."
Pete kreuzte die Finger über seinem Herzen. „Ehrenwort. Deshalb habe ich nämlich keine Kinder. Ich schaffe den Test mit dem Luft anhalten einfach nicht." Er zog sich den Hut wieder tiefer und verlagerte die Schultern im Gras, um eine bequemere Lage zu finden. „Allerdings war ich das letzte Mal nahe dran", erklärte er. „Ich habe siebeneinhalb Minuten geschafft, bevor ich ohnmächtig wurde."
Adam lachte, und Pete grinste. Dann seufzte der Junge, zog die Knie an und schlang die mageren Arme um seine Beine. „Ich wünschte, du wärst mein Daddy", murmelte er sehnsüchtig.
Pete Grinsen verblasste. „Hast du denn keinen Daddy?" erkundigte er sich.
„Nein - oder nur so ungefähr."
Pete schob erneut den Hut zurück und schaute Adam an. „Wie kann man ,ungefähr' einen Daddy haben?"
Adam senkte den Blick und bohrte den Finger in die Erde. „Mom und Dad sind geschieden. Sie sollten sich abwechselnd um mich kümmern, aber mein Daddy ist nach Indiana gezogen. Wir sehen uns überhaupt nicht mehr."
„Das ist traurig, mein Junge", sagte Pete ruhig. „Er fehlt dir bestimmt sehr."
Adam zuckte die Achseln. „Eigentlich nicht. Er war auch vorher kaum da:"
Langsam setzte Pete sich auf und stülpte den Hut über sein angewinkeltes Knie. „Mein Daddy war auch selten zu Haus."
Adam legte den Kopf schief. „Wirklich?"
„Ja." Schweigend betrachtete Pete seinen Hut, bevor er fortfuhr: „Er war immer auf Arbeit.
Aber ich bin trotzdem ein zufriedener Mensch geworden." Er warf Adam einen ermutigenden Blick zu.
„Ich bin auch ganz zufrieden. Nur manchmal wünsche ich mir, er wäre da, damit ich mit ihm reden könnte. Männersachen", erklärte er, als Pete ihn fragend ansah. „Manche Sachen begreift Mom einfach nicht."
„Zum Beispiel?" erkundigte Pete sich neugierig.
„Es geht um Sport. Ich möchte Baseball spielen, aber Mom erlaubt es nicht." Unmutig schob er die Unterlippe vor. „Sie hat Angst, dass ich mir etwas tue", fügte er trübsinnig hinzu.
Er wies auf seine Brille. „Deswegen. Sie sagt, ich könnte im Gesicht ge troffen werden oder so, und meine Brille könnte zerbrechen. Dann hätte ich vielleicht für immer Narben, oder ich könnte sogar blind werden."
Ungläubig starrte Pete den Jungen an. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand dermaßen ängstlich war und diese Ängs te auch noch auf einen kleinen Jungen übertrug. Dann legte er den Kopf in den Nacken und lachte. Er fuhr Adam durchs Haar. „Deine Mom macht sich Sorgen, weil sie dich lieb hat."
„Weil sie mich lieb hat?" wiederholte Adam zweifelnd.
„Doch, bestimmt", bekräftigte Pete. „Wenn es nicht so wäre, würde sie sich keine Gedanken über einen Unfall machen."
„Na schön", gab Adam wenig überzeugt zurück.
Pete betrachtete den Jungen nachdenklich. „Wenn du nicht Baseball spielen darfst, wieso erlaubt sie dir dann, Reitunterricht zu nehmen?"
Adam zuckte wieder mit den Schultern. „Normalerweise hätte sie das nicht getan, wenn Miss Carol nicht gewesen wäre. Mom schneidet ihr die Haare. Miss Carol hat Mom überredet, das Haarschneiden mit Reitunterricht zu verrechnen. Nach einer Weile war Mom einverstanden, denn sie mag Miss Carol und findet, dass ich bei ihr gut aufgehoben bin."
Das erklärt Carols Panik, als Honey mit Adam losgerannt ist, dachte Pete, und warum sie gezögert hat, Adam heute mit mir ausreiten zu lassen. Aber Haarschneiden im Austausch gegen private Reitstunden? Er konnte sich ausrechnen, dass Carol in fünf Jahren nicht genügend Friseurbesuche zusammenbringen würde, um den Privatunterricht für Adam auszugleichen.
Kopfschüttelnd stand er auf und stülpte sich den Hut auf den Kopf. „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen." Er blickte zur Uhr. „Es ist bald elf."
Widerstrebend kam Adam ebenfalls auf die Beine. „Müssen wir wirklich?" jammerte er.
Pete lachte, hob Adams Schirmmütze vom Boden auf und zog sie dem Jungen über die Ohren. „Was soll deine Mom sagen, wenn sie auf der Ranch ankommt und du bist nicht da?"
Missmutig schob Adam seine Mütze aus der Stirn. „Sie würde sich Sorgen machen."
„Genau", bestätigte Pete und löste Honeys Zügel von dem Ast, an den er sie gebunden hatte. „Und wenn sie anfängt, sich wegen dem Reiten Sorgen zu machen, dann bereitet sie dem Unterricht wahrscheinlich ein Ende, richtig?"
„Richtig", gab Adam mürrisch zu.
Pete machte eine Räuberleiter und half Adam in den Sattel. Sobald der Junge sicher oben saß, nahm
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