Nur aus Leidenschaft
laufen", sagte er und legte seine Hände über Adams, damit der Junge nicht zu heftig an den Zügeln zerrte. Honey fiel in einen flotten Trab.
Pete wies auf eine Herde in der Ferne. „Siehst du die Tiere dort drüben?"
Adam blickte hin. „Ja, ich kann sie sehen."
„Halt auf die Herde zu. Die Kuh, die ich suche, ist dabei."
Adam lenkte das Pferd in die angegebene Richtung. „Woher wissen Sie, welche von denen ein Kälbchen bekommt?" fragte er. „Es sind ja so viele."
„Ach", meinte Pete ausweichend. Er war nicht sicher, wie er es dem Jungen erklären sollte.
Schließlich sollte der Ausflug nicht zum Aufklärungsunterricht werden. Er entschied sich für eine unverfängliche Erklärung. „Das ist gar nicht schwierig", erwiderte er. „Du musst nur nach einer Dicken Ausschau halten."
Adam musterte aufmerksam das Vieh. Dann drehte er den Kopf zu Pete. „Die sind ja alle dick."
Pete warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals über Adams ernsthafte Bemerkung.
„Richtig." Spielerisch gab er dem Jungen einen Stoß in die Rippen. Dann blickte er wieder zu der Herde hinüber. „Aber man kann es trotzdem erkennen. Kuh-Mamas, die bald kalben, haben einen dickeren Bauch als andere. Er hängt auch tiefer auf den Boden, und das Euter ist prallvoll." Er schaute Adam ins Gesicht. „Hast du schon einmal einen Gummihandschuh aufgeblasen wie einen Luftballon?"
Auf Adams Nicken hin sagte er: „Genauso sieht das Euter einer Mama-Kuh aus." Er streckte die Hand aus und spreizte die Finger, so weit er konnte. „So ungefähr." Pete senkte die Hand und wies mit dem Kopf zur Herde. „Jetzt reitest du ganz langsam zwischen den Tieren hindurch und versuchst, die Mama-Kuh zu finden."
Adam spähte nach links und rechts, während er Honey vorsichtig führte. Er zog die Stirn kraus vor Konzentration. „Die vielleicht?" fragte er unsicher und zeigte auf eine Kuh, wobei er Honey halten ließ.
„Nein. Ihr Euter ist nicht voll genug. Schau hin." Geduldig erklärte Pete: „Es ist schlaff, die Zitzen hängen ganz gerade herunter. Sie hat keine Milch."
Entschlossen trieb Adam Honey an. Er studierte die Kühe, als ginge es um sein Leben.
Pete lächelte.
„Die da", verkündete Adam voll Überzeugung und zügelte Honey erneut. Die besagte Kuh hörte auf zu grasen und wandte ihnen gemächlich malmend den Kopf zu.
„Richtig, das ist sie." Anerkennend drückte Pete Adams Schulter. „Du wirst später mal ein guter Rancher."
Adam strahlte über das Lob. „Und was jetzt?"
„Tja, ich finde, die Mama-Kuh wirkt ganz zufrieden, und sie ist noch nicht so weit, das Kälbchen zur Welt zu bringen. Wie lange dauert dein Reitunterricht eigentlich immer?"
„Zwei Stunden. Meine Mom holt mich um elf ab."
Pete sah auf seine Armbanduhr. „Dann haben wir ja noch Zeit."
„Zeit wozu?" fragte Adam neugierig.
„Warst du schon mal bei Claytons Privatkuhle?"
Adam zog die Nase kraus. „Was für eine Kuhle?"
„Seine Badekuhle." Pete wies auf eine bestimmte Stelle. „Lenk Honey zu den Eichen dort, dann zeige ich sie dir."
„Wollen wir etwa baden?" Adams machte große Augen.
„Das will ich meinen", erwiderte Pete. „Oder glaubst du, ich führe dich zu Claytons Privatkuhle, bloß damit du einen Blick darauf wirfst?"
„Super!" rief Adam und drückte Honey die Schenkel in die Seiten.
„Pete?"
Wohlig ausgestreckt lag Pete im Gras, den Hut in die Stirn gezogen, die Augen geschlossen, und ließ sich von der Sonne trocknen. Träge brummte er: „Hm?"
„Hast du Kinder?" Adam war inzwischen zum Du übergegangen.
Pete verspannte sich erst, doch dann nahm er die Frage locker. „Nein. Du?"
Adam lachte. „Nein, du Dummer. Dazu bin ich doch noch nicht alt genug."
„Ich wusste gar nicht, dass es da eine Altersgrenze gibt."
„Wie, gibt es da etwa keine?"
„Nein." Pete löste seine Beine und kreuzte sie erneut, jetzt das linke über das rechte. „Aber man muss eine Prüfung machen", fügte er hinzu.
„Was für eine Prüfung?"
„Einen Daddy-Test."
„Wie geht der Daddy-Test?"
„Oh, der ist sehr schwierig. Man muss auf hohe Bäume klettern, durchs Feuer springen, ohne sich zu verbrennen, und man muss acht Minuten lang die Luft anhalten können."
„Die Luft anhalten? Warum das denn?"
Pete schob den Hut zurück und sah den Jungen an. „Wie soll ein Mann es sonst überleben, wenn er eine volle Windel wechseln muss?"
Zweifelnd musterte Adam ihn. Dann lachte er und tippte ihm mit dem Finger auf die nackte Brust. „Du willst
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