Nur bei dir bin ich zu Hause
Vergnügen“, sagte der alte Mann. „Haben Sie irgendeinen speziellen Wunsch?“
Sie schüttelte den Kopf. In diesem Moment hätte sie nicht einmal eine Rose von einem Unkraut unterscheiden können. „Nein, das überlasse ich ganz Ihnen.“
„Um den Blumenschmuck kümmern Sie sich also auch noch?“, murmelte Hunter.
„Ich helfe einfach nur aus.“ Wieso rechtfertigte sie sich? Sie musste ihm nichts erklären. Außerdem, was interessierte es ihn, was sie tat? Seit seiner Rückkehr war er nur ein einziges Mal mit ihr in die Stadt gefahren, um einzukaufen. Die restliche Zeit über hatte er sich auf das Anwesen zurückgezogen, als würde er sich … verstecken.
Sie verwarf den Gedanken sofort wieder. Hunter Cabot hatte keinen Grund, sich ausgerechnet in der Stadt zu verstecken, in der er groß geworden war. Außerdem war er nicht der Mensch, der Auseinandersetzungen aus dem Weg ging.
„Schon klar, es gibt ja auch eine Menge Gelegenheiten, um ‚auszuhelfen‘“, entgegnete er trocken.
„Die Sie nicht unbedingt wahrnehmen“, konterte sie und sah zufrieden, dass ihre Antwort ihn offenbar verunsicherte.
Dennoch fragte sie sich, warum er die Stadt und die Menschen, die hier lebten, mied. Es ging doch nur um ein paar Wochen. Danach könnte er wieder zurück zu seinem Stützpunkt. Zu seinen geliebten Abenteuern, nach denen er sich offenbar so sehnte. Warum also hatte er keine Lust, das bisschen Zeit, das ihm hier blieb, mit seinen alten Freunden zu verbringen?
Margie tat alles, was in ihrer Macht stand, um in der ihr verbleibenden Zeit etwas für diese kleine Stadt zu tun, die sie so sehr liebte.
Warum mochte er diesen Ort nicht? Immerhin war er hier aufgewachsen.
„Also“, sagte Calvin, „ich muss noch Unkraut jäten.“ Bevor er ging, warf er Hunter einen kurzen Blick zu. „Vergiss nicht, worüber wir gesprochen haben.“
Dann schlurfte er davon. Nachdem er weg war, sah sie Hunter fragend an. „Was hat er damit gemeint?“
„Nichts“, murmelte Hunter einsilbig. „Gar nichts.“
„Okay“, sagte sie, hätte aber trotzdem gern gewusst, worüber die beiden Männer sich unterhalten hatten, bevor sie dazugestoßen war. Aber ein einziger Blick in Hunters Gesicht reichte, um zu wissen, dass er ihr das kleine Geheimnis nicht verraten würde. Also versuchte sie sich selbst an einer Antwort. „Wahrscheinlich findet er es romantischer, wenn er uns allein lässt.“
„Wahrscheinlich“, sagte Hunter, obwohl er nicht gerade so aussah, als würde er sich darüber freuen.
„Calvin ist immer etwas wortkarg“, sagte Margie, während sie die Stufen der Steintreppe zum Garten hinabging.
„Ich weiß, er mochte Blumen immer schon lieber als Menschen.“
Sie blieb stehen und beugte sich etwas vor, um an einer Rose zu riechen. Als sie sich wieder aufrichtete, bemerkte sie, wie Hunter einen verstohlenen Blick auf ihre Brüste warf. Dabei fühlte sie sich unglaublich weiblich und konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken. Sie musste aufpassen, dass sie nicht in Schwierigkeiten geriet. Denn langsam gefiel ihr die Art, wie Hunter sie ansah. Und das könnte damit enden, dass sie irgendwann sehr enttäuscht sein würde.
Er vertraute ihr nicht. Das wusste sie. Aber er wollte sie. So viel wusste sie auch. Jeden Morgen wachte sie auf und spürte, dass er sich eng an sie geschmiegt hatte. Mit seinem starken Arm, der um ihre Taille gelegt war, hatte er sie an seinen warmen, muskulösen Körper herangezogen. Und jeden Morgen lag sie da und genoss seine Nähe. So lange, bis er aufwachte, sich vorsichtig von ihr löste und den Kissenberg wieder aufbaute.
Er hatte nicht die leiseste Ahnung, dass sie während dieses Moments wach war. Und sie hatte nicht das leiseste Interesse, es ihm zu sagen. Denn dann hätte er bestimmt dafür gesorgt, dass ihre Körper sich nicht mehr berühren würden. Und sie würde dieses wunderbare Gefühl, eng aneinandergeschmiegt dazuliegen, sehr vermissen. Wenn er neben ihr lag, fühlte sie sich sicher.
Als sie ihn anblickte, trat ein kalter abweisender Ausdruck in seine blauen Augen. Ihr wurde schlagartig klar, dass sie mit ihren Träumereien alles nur schlimmer für sich machen würde. Es gab hier keine Zukunft für sie. Und je stärker sie so tun würde, als ob, desto schlimmer wäre es am Ende für sie.
„Warum sind Sie in den Garten gekommen?“, fragte er leise. „Wollten Sie wirklich mit Calvin sprechen, oder sind Sie mir einfach hinterhergeschlichen?“
So viel zu ihren
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