Nur bei dir bin ich zu Hause
er.
Margie strich sich einige dunkelrote Locken aus dem Gesicht, die ihr der Wind vor die Augen geweht hatte. Als sie Hunter wieder anblickte, war sie hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihn zu küssen, und dem Impuls, ihm einen Tritt zu versetzen. „Ist es denn wirklich so schwer für Sie, zu verstehen, dass ich diesen Ort liebe? Dass ich Simon liebe?“
„Ich verstehe einfach nicht, welchen Vorteil Sie sich davon versprechen – außer Geld“, sagte er. „Es sei denn, Sie sind scharf auf den Namen Cabot.“
Langsam dämmerte es ihr. „Darum ging es Ihnen also? Sind Sie einfach gegangen, weil Sie kein Cabot sein wollten? Finden Sie es wirklich so schrecklich, eine Familie zu haben? Nicht allein zu sein?“
Er presste die Lippen aufeinander, als wollte er sich verbieten, etwas zu erwidern. Dann sprach er doch. „Hier ist es wirklich nicht einfach, ein Cabot zu sein“, erklärte er. „Jeder sieht dich mit großen Augen an, weil er seinen Job nicht verlieren will. Die Leute hier behandeln dich, als wärst du eine Ausnahmeerscheinung. Nur weil du hier in einem Schloss lebst, bist du für jeden gleich ein Prinz. Ich hatte einfach keine Lust auf diese Kleinstadtmonarchie.“
Bei dieser Bemerkung musste Margie lachen. „Ich bitte Sie. Ich habe mir Hunderte von Geschichten über Sie als kleines Kind angehört, Hunter. Und in keiner davon haben die Leute von Ihnen als Prinz gesprochen. Wenn überhaupt, dann war ‚Hunter gerade in irgendeiner Sache drin‘. Oder ‚Hunter hat schon wieder eines meiner Fenster kaputt gemacht. Ich glaube, ich werde es mit Brettern vernageln.‘“
Er lächelte unwillig. „Schon gut, der Punkt geht an Sie. Aber …“ Er schwieg und ließ seinen Blick über den märchenhaften Garten und die Rückseite des Schlosses schweifen, das in der Nachmittagssonne glitzerte. „Simon wollte immer, dass ich das Familienunternehmen leite. Aber ich wollte etwas anderes. Ich wollte in die weite Welt hinaus, mein eigenes Glück finden. Ich wollte nicht einfach auf den Zug der Cabots aufspringen und das tun, was meine Familie immer schon getan hat.“
„Also sind Sie gegangen“, sagte sie sanft. „Weg von Ihren Freunden und Ihrer Familie.“
Sie dachte gar nicht daran, den leisen Vorwurf in ihrer Stimme zu verbergen, und wie erwartet reagierte er darauf. Er nahm eine aufrechte Haltung an, senkte seine Schultern und sah sie eindringlich an. „Was ich tue, ist sehr wichtig.“
„Das bezweifle ich auch gar nicht“, sagte Margie. „Wie könnte ich? Sie riskieren Ihr Leben für Ihr Land. Für alle von uns. Und das Tag für Tag.“
„Warum höre ich dann ein ‚Aber‘?“
„ Aber “, fuhr sie fort, „die kleineren, nicht ganz so glorreichen Schlachten des Alltags sind genauso wichtig. Sich um die Menschen zu kümmern, die einem nahestehen und die man mag, ist ebenfalls heldenhaft.“
„Das habe ich auch gar nicht geleugnet“, verteidigte er sich. Seine Stimme war mittlerweile kaum mehr als ein Raunen, dessen warmer Klang ein erregendes Prickeln in ihr auslöste.
„Warum begreifen Sie dann nicht, dass man Sie hier braucht?“
Er räusperte sich, und Margie hoffte, endlich zu ihm durchdringen zu können. Seine Pflichten als Navy Seal kannte und erfüllte Hunter, ganz ohne Frage. Sie hatte gehört, wie stolz Simon über ihn sprach, und sie hatte gesehen, wie die Menschen ihn hier bewunderten. Der Mann war definitiv ein Held. Alles, was sie wollte, war, ihm klarzumachen, dass diese Stadt – genauso wie Simon – ihren Helden brauchte.
Wenn sie nicht mehr hier sein würde, hätte Simon niemanden, der sich um ihn kümmern könnte. Die Menschen von Springville würden wieder unter der alten Sorge leiden, dass die Stadt ohne die Unterstützung der Cabots vor sich hin dämmern würde. Sah Hunter denn nicht, dass seine Familie, sein Zuhause wichtiger waren als sein Hunger nach Abenteuern?
Als könnte er es nicht länger ertragen, ihr in die Augen zu sehen, wandte er seinen Blick von ihr ab. „Es liegt nicht in meiner Natur, an einem Ort zu bleiben.“
Margie war nicht bereit, das zu glauben. Sie hatte Hunter als einen Mann kennengelernt, der sehr wohl bereit war, Verantwortung zu übernehmen. Hatte er für sein Land nicht alles gegeben? „Dann sagen Sie mir, Hunter, was in Ihrer Natur liegt.“
„Menschen zu beschützen“, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Er drehte sich um und sah sie scharf an. „Und ich werde Simon vor jedem beschützen, der versucht, ihm zu
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