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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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damit wir das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden können. Du lügst uns an, aber wir fallen nicht darauf herein. Du hast die Brieftasche gestohlen, stimmt’s?«
    »Nein, ich habe sie gefunden«, sagte Elise, aber ihre Selbstsicherheit war verschwunden.
    »Dann werden wir sehen, was Sören Andersson zu dieser Angelegenheit zu sagen hat. Wenn wir ihm erzählen, dass das Mädchen, das seine Brieftasche gestohlen hat, Elise Johansson heißt, vierzehn Jahre alt ist und in der Götgatan sowieso wohnt.«
    »Aber das hat doch gar nichts damit zu tun!«, rief Elise, mittlerweile deutlich besorgt.
    »Hat womit nichts zu tun?«
    »Mit Jennifer!«
    »Das entscheiden wir, nicht du«, sagte Sjöberg. »Wann hast du die Brieftasche gestohlen?«
    »Ich habe sie nicht gestohlen! Aber es kann durchaus der Freitag gewesen sein, an dem ich sie gefunden habe«, gab sie zu.
    »Warum hast du dann Sonntag gesagt, wenn es der Freitag war?«
    »Ich kann mich nicht richtig erinnern, aber es war wohl am Freitag.«
    »Wo hast du sie gefunden?«, hakte Sjöberg nach.
    »Das war irgendwo in der Nähe des Vitabergsparks, aber ich weiß nicht, wie die Straße hieß. Ehrlich!«
    *
    Elise beobachtete mit Schrecken, wie die beiden Polizisten einander anschauten, aber sie hatte nicht die geringste Ahnung, was diese Blicke bedeuten konnten. Sie spürte einfach nur, wie ein großes Unbehagen Besitz von ihr ergriff. Sie war zu allem bereit, zu fast allem, um hier wegzukommen, um diesen bohrenden Blicken zu entkommen und den Fragen über diese Sache, an die sie nie wieder denken wollte – und die nicht das Geringste mit Jennifer zu tun hatte. In ihrer Verzweiflung schrie sie die Polizisten an, wie sie es sonst nur bei ihrer Mutter oder ihren Lehrern tat:
    »Macht euren Job, ihr verdammten Bullenschweine! Fangt endlich Jennifers Mörder, anstatt mich zu verfolgen! Ich habe Jennifer nicht umgebracht, ich habe gar nichts gemacht! Und dieses eklige, verdammte Schwein, dieser widerliche Vater von ihrem verdammten Scheißfreund fragt mich doch, ob ich nicht tot bin! Was glaubt ihr denn, wie sich das anfühlt, ihr blöden Idioten! Was wisst ihr denn, wie sich das anfühlt, wenn Leute sagen, dass man besser tot wäre! Ihr wollt bestimmt auch, dass ich tot bin, oder? Es wäre viel besser gewesen, wenn ich gestorben wäre, was? Dann wären alle froh und glücklich gewesen. Verdammte Scheiße, ich wünschte echt, ich wäre tot, dann müsste ich euch und eure dummen Fragen und diesen ganzen Mist nicht mehr ertragen!«
    Hamad und Sjöberg standen wie versteinert da, während sie Zeugen von Elise Johanssons pubertärem Wutanfall wurden, aber Sjöberg musste sich später selbst eingestehen, dass es ihn in gewisser Weise auch beruhigt hatte. Elise hatte wie eine halbwegs normale Vierzehnjährige reagiert, und das wirkte in vielerlei Hinsicht auch befreiend. Es war jedenfalls besser als die ängstliche, gebeugte, selbstverleugnende Art, die sie bei ihren bisherigen Begegnungen an den Tag gelegt hatte.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Sjöberg, als der Lärm ihres Wutausbruchs aufgehört hatte, in den Ohren zu klingeln. »Jockes Vater hat dich gefragt, ob du nicht tot seist?«
    »Ja, das hat er«, antwortete Elise, immer noch geladen, aber mittlerweile wesentlich besonnener.
    Sie wich seinen Blicken aus und nestelte an ihren beiden Ringen herum.
    »Das wirst du uns wohl erklären müssen.«
    »›Bist du nicht tot, du verdammte kleine Hure?‹, hat er zu mir gesagt. Das war doch nett ausgedrückt, oder?«
    »In welchem Zusammenhang hat er das gesagt? Wann bist du ihm begegnet?«
    »Vorhin«, sagte Elise nur.
    »Heute Nachmittag?«
    »Ja.«
    Die Gedanken wirbelten durch Sjöbergs Kopf. Er warf einen Blick auf Hamad, der genauso ratlos aussah. Keinem von ihnen gelang es, spontan zu formulieren, was genau daran eigentlich so verdächtig war, aber dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmte, war ihnen beiden sonnenklar.
    »Ich war bei Jocke«, sagte Elise.
    »Ich dachte, ihr kennt euch gar nicht«, bemerkte Sjöberg.
    »Das tun wir auch nicht, aber ich bin trotzdem hingegangen. Wollte nur mal mit ihm reden.«
    »Und dann …?«
    »Und dann ist sein Vater nach Hause gekommen, von der Arbeit oder so. Wir standen im Treppenhaus. Und dann hat er mich gesehen und sah vollkommen irre aus. ›Bist du gar nicht tot, du verdammte kleine Hure?‹ Ja, genau so hat er es gesagt: ›Bist du gar nicht tot, du verdammte kleine Hure?‹«
    Sjöberg schaute Hamad an, der mit

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