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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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wenn er gewollt hätte. Theoretisch gesehen hat er alle Möglichkeiten, von Zuhause auszuziehen und den Kontakt zu seiner Familie abzubrechen.«
    »Theoretisch gesehen, ja. Aber nicht praktisch. Er ist an seine kranke Mutter gefesselt.«
    »Und an seinen kranken Vater«, ergänzte Sjöberg. »Ja, ich weiß. Und wir an unsere Dienstvorschriften. Darum lassen wir es erst mal auf sich beruhen. Bis wir es brauchen.«
    »Dir ist schon klar, dass Joakim in seiner Kindheit und Jugend von seinem Vater missbraucht worden sein könnte?«
    »Das ist mir klar, ja«, seufzte Sjöberg.
    »Was in dem Fall auch bedeuten würde, dass der alte Sack nicht nur inzestuös, sondern auch pädophil ist«, betonte Hamad.
    »Jetzt beruhigen wir uns erst mal ein bisschen. Wir können ja zumindest herausfinden, ob er mit an Bord war, bevor wir in diese Richtung weitergaloppieren.«
    »Du hast den Gedanken bereits zu Ende gedacht.«
    »Im gleichen Moment wie du, nehme ich an«, sagte Conny Sjöberg und beendete damit die Diskussion.
    Ihr Verdacht wurde bestätigt. Keiner wunderte sich, als sie eine Weile später in Sjöbergs Büro feststellen konnten, dass Göran Andersson, Joakims Vater, in der verhängnisvollen Nacht unter den Passagieren der Finnlandfähre gewesen war. Hamad füllte eine Aktentasche mit Papieren und anderen Sachen, die er meinte, im Laufe des Abends brauchen zu können. Keiner von ihnen konnte voraussehen, wie sich die nächsten Stunden gestalten würden, also war man am besten auf alles vorbereitet. Eriksson wurde über die aktuellen Entwicklungen informiert und Lotten damit beauftragt, alle Termine von Sjöberg und Hamad für diesen Tag abzusagen. Darüber hinaus sollte sie Fotos von Göran Andersson und Sören Andersson an Nieminen schicken. Dann machten sie sich auf den Weg zu Joakims Wohnung in der Ölandsgatan.
    Niemand öffnete die Tür, obwohl Hamad mehrere Male auf die Klingel gedrückt hatte. Erst als Sjöberg Joakim durch den Briefschlitz rief, wurden sie eingelassen.
    »Warum machst du nicht auf, wenn es an der Tür klin gelt?«, fragte Sjöberg sauer und stampfte entschlossenen Schrittes direkt ins Wohnzimmer.
    Hamad folgte ihm, und Joakim schlich wie ein Schatten hinter ihnen her, ohne ein Wort zu sagen. In einem Sessel saß ein Mann mittleren Alters mit einer Zigarette in der einen und einer zusammengerollten Abendzeitung in der anderen Hand. Er betrachtete sie mit gleichgültiger Miene und schlug mit der Zeitung mehrere Male auf sein Knie, bevor Sjöberg das Wort ergriff.
    »Sind Sie Göran Andersson, Joakims Vater?«
    »Ja, was hat er denn jetzt wieder angestellt?«, fragte er mit einem beinahe amüsierten Ausdruck im Gesicht.
    »Nichts, soweit wir informiert sind. Vielmehr würden wir gerne ein paar Worte mit Ihnen wechseln.«
    Er zog ein paarmal hastig an seiner Zigarette, bevor er antwortete.
    »Na, so was.«
    Sjöberg schaltete die Aufnahmefunktion seines MP 3-Spielers ein und stellte ihn auf den Couchtisch, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Göran Andersson verfolgte seine Bewegungen mit den Augen, sagte aber nichts.
    »Wir haben Informationen, dass Sie ebenfalls an Bord der Fähre waren, als Jennifer Johansson, Joakims Freundin, dort ermordet wurde. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    Sjöberg bemühte sich, sachlich zu bleiben und nicht zu zeigen, was er dachte.
    »Das kann schon sein.«
    »Aus welchem Anlass haben Sie diese Reise unternommen?«
    »So ein kleiner Abstecher nach Finnland kann ja niemals schaden.«
    »Sie haben da hinten eine kranke Ehefrau, um die Sie sich kümmern müssen«, sagte Sjöberg und deutete in Richtung der Schlafzimmer. »Auf mich wirkt es etwas verantwortungslos, sie länger als vierundzwanzig Stunden ohne Aufsicht hier zurückzulassen. Was sagen Sie dazu?«
    Göran Anderssons Blicke wanderten misstrauisch zwischen Sjöberg und seinem Sohn hin und her.
    »Hat Jocke …«, konnte er noch sagen, bevor Sjöberg ihn unterbrach.
    »Jocke hat gar nichts. Ich bin selbst hier gewesen und habe bei ihr hereingeschaut. Wie kommt es, dass Sie sich mit Joakim auf eine Finnlandreise begeben und ein Familienmitglied, das kontinuierlicher Pflege bedarf, so lange allein zu Hause lassen?«
    »Wir sind nicht gemeinsam verreist«, warf Joakim ein.
    »Niemand hat dich gebeten, dein Maul aufzureißen!«, fuhr ihn sein Vater an.
    »Ich bin derjenige, der dieses Gespräch leitet«, sagte Sjöberg, ohne seine Stimme zu erheben, und musterte den Mann im Sessel mit einem eiskalten Blick. »Sie sind

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