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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Pianist spielte Fly Me to the Moon , und das reichlich angeheiterte Publikum, das sich in der Nähe des Flügels platziert hatte, sang mit. Sjöberg und Sandén hielten ein bisschen Abstand und hingen mit ihrem Bier an der Theke. Der Rausch, die Musik und die entspannte Stimmung in Sandéns Gesellschaft umarmten Sjöberg, und er empfand eine Art euphorisches Freiheitsgefühl, das auf der Abwesenheit von Verantwortung gründete. Mit Jens konnte man einfach nur drauflosreden, es gab keine Launen oder kritische Blicke. Sie hatten einander bereits vor fünfundzwanzig Jahren gewogen und für gut befunden, und zu weiteren Persönlichkeitsanalysen gab es keinen Anlass. Und außerdem war Sandén witzig. Sobald er loslegte, kamen sie aus dem Lachen kaum heraus, und Sjöberg spürte jetzt bereits, wie heiser er morgen sein würde. Keine Zwänge und keine gemeinen Träume spukten durch seine Gedanken. Er konnte das Leben mit allen Sinnen aufsaugen.
    In diesem Augenblick löste sich Margit Olofsson aus der Menschentraube hinter dem Flügel und kam auf sie zu.
    »Hallo, Conny!«, rief sie fröhlich über den Lärm und die Musik hinweg.
    »Ja, hallo!«, entgegnete Sjöberg überrascht und legte spontan einen Arm um sie.
    Wie man es eben so macht, wenn man im Kneipengewimmel einer Bekannten begegnet, redete Sjöberg sich ein. Sandéns Blick wanderte fragend von einem zum anderen. Er erkannte die Frau zwar wieder, aber die Verbindung zwischen ihr und Sjöberg war eine unlösbare Gleichung.
    »Du erinnerst dich an Margit Olofsson, die Krankenschwester? Ingrid Olssons Samariterin?«, sagte Sjöberg und klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter.
    »Genau, du bist das!«, rief Sandén aus, sah aber nach wie vor etwas fragend drein.
    »Wir sind uns gestern begegnet«, erklärte Sjöberg. »Im Huddinge-Krankenhaus. Als ich mit meiner Mutter dort war.«
    »Das erklärt natürlich alles«, bemerkte Sandén amüsiert. »Ich habe mich schon gefragt, ob du mit sämtlichen ehemaligen Zeugen und Mördern und Opfern und Angehörigen auf freundschaftlichem Fuß stehst …«
    »Jens …«, unterbrach ihn Sjöberg mahnend.
    »Jens Sandén«, sagte Sandén und streckte Margit Olofsson die Hand entgegen.
    »Ja, dich erkenne ich auch wieder«, sagte Margit, nach wie vor mit einem Lächeln. »Feiert ihr ein gelöstes Mordrätsel, oder …?«
    »Wir feiern Connys wiedergewonnene Jugend«, antwortete Sandén schnell. »Er ist Strohwitwer und genießt seine Freiheit von fünf anhänglichen Rotznasen.«
    »Und du?«, fragte Sjöberg dazwischen.
    »Wir sind ein paar Krankenschwestern und feiern einen Geburtstag. Nicht meinen«, fügte sie hinzu und hob die Hand zu einer abwehrenden Geste.
    »Gehört der auch dazu, dieser Achtzigjährige in Schwesterntracht?«, fragte Sandén in seiner gewohnt offenherzigen Art.
    »Gunnar, ja! Er schreckt vor keinem Fest zurück«, sagte Margit mit einem Lachen. »Ich möchte betonen, dass er dreiundsechzig ist und derjenige, den wir heute feiern. Er wollte in eine Pianobar, und das hier ist angeblich die letzte ihrer Art in dieser Stadt.«
    Sjöberg lud sie zu einem Irish Coffee ein, und eine Weile blieben sie zu dritt stehen und unterhielten sich. Hin und wieder kam eine von Margit Olofssons Kolleginnen vorbei und wechselte ein paar Worte mit ihnen, um dann wieder zu verschwinden. Als alle drei das Gefühl hatten, es sei Zeit, nach Hause zu gehen, waren Margits Kollegen bereits weitergezogen. Sandén setzte sich in ein Taxi, und Sjöberg und Margit Olofsson spazierten gemeinsam in Richtung Gamla Stan.
    Sobald Sandén sie verlassen hatte, änderte sich die Atmosphäre. Sie sprachen über sie und ihn, über ihn und sie. Sjöberg hatte das Gefühl, als würden sie sich in einer Blase befinden, abgeschirmt von der Wirklichkeit und dem Rest der Welt. Dieses Gefühl der Zärtlichkeit machte sich wieder bemerkbar, nachdem Sandéns Gepolter verklungen war, doch dieses Mal fühlte es sich nicht falsch an. Jetzt gab es keine Instanz mehr in ihm, die nüchtern entschied, worüber man sprechen durfte und worüber nicht, die bestimmte, wie lange ein Lächeln dauern durfte. Als er beim Gehen den Arm um sie legte, war es eine vollkommen natürliche Bewegung, über die er nicht nachzudenken brauchte.
    Als er sie eine Weile später an sich zog und küsste, gab es nichts, was ihn warnte oder sich sträubte. Auf eine seltsame Weise fühlte er sich, als sei er nach Hause gekommen. Er nahm den Duft ihres schönen Haares in sich auf, das

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