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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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hätte vielleicht gedacht, dass sie nicht die Einzige war, die am frühen Sonntagmorgen schon auf den Beinen war, aber wahrscheinlich hätte sie das Geräusch gar nicht beachtet.
    Peder Fryhk saß in sicherer Verwahrung im Gefängnis von Norrtälje und würde mindestens noch drei Jahre sitzen, wahrscheinlich noch länger. Petra hatte mit der Verhaftung nichts zu tun gehabt, war von der Polizei nie vernommen worden und hatte im Prozess nicht als Zeugin ausgesagt. Ihr Name tauchte nicht ein einziges Mal in den Ermittlungsakten über Fryhk und seine systematischen Vergewaltigungen auf. Dass Petra eines seiner Opfer war, wussten außer ihr nur der Staatsanwalt Hadar Rosén, der Kriminaltechniker Håkan Carlberg aus Linköping und Fryhk selbst.
    Und eine weitere Person. Der andere Mann. Carlberg hatte herausgefunden, dass das Sperma in den Kondomen, die sie nach der Vergewaltigung nach Linköping gebracht hatte, zu zwei verschiedenen Männern gehörte, von denen einer Peder Fryhk war. Der andere war unbekannt.
    Petra hatte viel Zeit gehabt, darüber nachzudenken, nachdem sie im vergangenen November unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden war. Sie hatte Fryhk ihren Vornamen verraten, mehr nicht. Sie hatte gesagt, dass sie als Versicherungsvertreterin bei Folksam arbeitete, und er hatte keinen Grund gehabt, ihr nicht zu trauen. Vermutlich hatte er ihre Brieftasche durchsucht, bestimmt wollte er wissen, mit wem er es zu tun gehabt hatte. Okay, er hatte also ihren Nachnamen und ihre Sozialversicherungsnummer. Aber damit hatte er sich hoffentlich zufriedengegeben. Er hatte die Brieftasche bestimmt nicht so sorgfältig untersucht, dass er ihren Polizeiausweis gefunden hätte, der gut verborgen hinter dem Führerschein gesteckt hatte, oder etwa doch? Vielleicht hatte er es doch getan, aber selbst dann gäbe es für ihn nicht den geringsten verdammten Grund zu der Vermutung, dass sie hinter seiner Festnahme steckte. Sie hatte ihre Rolle gut gespielt, sich über ihren Katzenjammer beklagt und sich am Morgen zärtlich von ihm verabschiedet. Ohne irgendeine Spur bei ihrer privaten Tatortuntersuchung zu hinterlassen.
    Aber ein paar Anhaltspunkte deuteten leider doch in eine andere Richtung. Peder Fryhks Keller war voll von Videoaufnahmen seiner übrigen Vergewaltigungen. Es war wahrscheinlich, dass er auch eine Erinnerung an Petra aufbewahrt hatte, aber ein solcher Film wurde nie gefunden. Warum? Wo war die Aufnahme hingekommen?
    Fryhk war ein ehemaliger Fremdenlegionär. Intelligent, gebildet, gerissen. Ein Oberarzt am Karolinska-Krankenhaus, der viel zu verlieren hatte. Ein hübsches Eigenheim, einen hohen gesellschaftlichen Status, einen guten Ruf. Trotzdem tat er es, immer und immer wieder. Vergewaltigte. In seinem eigenen Zuhause. Und das alles hatte er gefilmt. Und verloren. Alles.
    Der andere Mann hielt die Kamera. Schwenkte kunstvoll über die Szene, änderte die Perspektive, um das Drama aus unterschiedlichen Winkeln zu zeigen, zoomte. Und vergewaltigte. Doch ohne sich jemals selbst filmen zu lassen. Er war vorsichtiger als Fryhk, nicht so risikofreudig. Hatte vielleicht noch mehr zu verlieren? Konnte man mehr verlieren als Peder Fryhk? Kaum. Aber der andere Mann war nicht bereit, überhaupt irgendetwas zu verlieren.
    Fryhk täuschte seine Opfer, lockte sie zu sich nach Hause. Er riskierte, in der Öffentlichkeit wiedererkannt zu werden, verließ sich einfach auf seinen Charme und auf die Gedächtnislücken und Schuldgefühle seiner Opfer. Der andere Mann hatte bei seinen Opfern keinerlei Erinnerungen hinterlassen. Und Fryhk war anscheinend solidarisch, er hatte kein einziges Wort über einen Mittäter verloren. Ein echter Soldat. Er schwieg wie ein Grab, als er während des Verhörs nach der Person befragt wurde, die während der Vergewaltigungen in seinem Haus die Kamera gehalten hatte. Trotz des falschen Versprechens, die Strafe zu mindern, hielt er dicht.
    Und Petra schwebte immer noch in Ungewissheit. Sie war von einem Mann ohne Namen und ohne Gesicht vergewaltigt worden. Die Polizei wusste nicht, dass dieser Kameramann ebenfalls ein Vergewaltiger war, und die Bemühungen, ihn ausfindig zu machen, waren schon längst eingestellt worden. Aber jetzt gab es jemanden, der sie nachts anrief. Nicht oft, aber auch nicht selten genug, um es mit einem Achselzucken abzutun. Ein, zwei Mal im Monat wurde sie in tiefster Nacht vom Telefon geweckt, ohne dass sich jemand meldete, wenn sie abnahm. Der andere Mann konnte nach

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