Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
Schwestern allein in dieser Klinik arbeiteten und für wie viele Kinder eine einzige Schwester zuständig war, wusste sie, dass sie noch einen harten Job vor sich hatte. Stockholm war groß, und Schweden war noch größer. Und vielleicht kamen Mutter und Kind gar nicht aus Stockholm und vielleicht noch nicht einmal aus Schweden.
Es war zweifellos äußerst seltsam, dass sie selbst nach sechzig Stunden noch von niemandem vermisst wurden. War es eigentlich tatsächlich so seltsam? Wenn die Frau alleinerziehend war, konnte es sein, dass sie mit niemandem in täglichem Kontakt stand. Sie war an einem Freitagabend gestorben, und erst jetzt hatte der Alltag wieder begonnen. Sie war mit Sicherheit in Elternzeit, falls sie überhaupt einer festen Arbeit nachging. Wie oft rief Petra ihre Eltern oder Bekannten an? Viel zu selten. Wenn sie ihre Arbeit nicht hätte, würden sicherlich Wochen vergehen, bevor sie jemand ernsthaft vermisste.
Wie dem auch sei, vermutlich hatte die Frau mit ihrem Sohn in der Nähe des Vitabergsparks gewohnt. Rein theoretisch hätte sie dort auch zu Besuch gewesen sein können, aber dann wäre sie relativ schnell vermisst worden. Also fangen wir mit den Kinderkliniken in der nächsten Umgebung an, dachte Petra, und arbeiten uns dann nach außen vor.
Keine der anderen Schwestern in der Kinderklinik an der Barnängsgatan erkannte die Frau auf dem Foto wieder. Eine der Schwestern war krank, sodass Petra sie in ihrer nicht allzu weit entfernten Wohnung aufsuchen musste. Die kranke Kinderkrankenschwester ließ sie zur Tür herein, räusperte sich und schniefte und hatte auch keine neuen Informationen zu bieten.
Auf dem Weg zur Kinderklinik an der Wollmar Yxkullsgatan ging sie in einen 7-Eleven-Laden und kaufte sich eine Banane und eine Flasche Mineralwasser. Vor ihr an der Kasse stand eine junge Mutter mit einem kleinen Kind in einem Tragetuch vor ihrem Bauch. Gleichzeitig schob die Mutter einen Kinderwagen vor sich her. Petra fragte sich, warum man einen Kinderwagen mitschleppt, wenn das Kind doch getragen wird, aber bevor sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, zuckte sie zusammen.
Der Kinderwagen war mit einem marineblauen Stoff ausgekleidet, der mit kleinen weißen Punkten gemustert war, und sah genauso aus wie der Kinderwagen im Vitabergspark. Petra gehörte nicht zu den Frauen, die Kinderwagen und ihren Inhalt mit sehnsuchtsvollen Augen betrachteten. Genaugenommen hatte sie noch nie zuvor in ihrem Leben darauf geachtet, wie ein Kinderwagen eigentlich aussah. Es ist wohl so ähnlich wie mit Autos, dachte sie. Es fallen einem natürlich vor allem die auf, die genauso aussehen wie das eigene. Wenn es einen richtig interessiert, fallen einem auch andere Modelle auf und man beginnt, sich auch an die Besitzer zu erinnern.
»Entschuldige, darf ich dich mal was fragen?«
Petra legte der Frau vorsichtig die Hand auf die Schulter.
»Kennst du möglicherweise jemanden, der einen solchen Kinderwagen hat wie du, oder würdest du so jemanden vielleicht wiedererkennen?«
Die Frau drehte sich um, und sowohl sie als auch das Kind betrachteten Petra mit großen Augen, bevor die Frau mit einer gewissen Verwunderung antwortete:
»Nein, von meinen Bekannten hat niemand so einen Wagen. Aber ab und zu begegnet man schon Leuten, die dasselbe Modell haben.«
»Wechselt man dann vielleicht ein paar Worte oder …?«, fragte Petra einfältig.
Die Frau musste kichern.
»Tja, das kann schon mal passieren. Oder man lächelt einander an oder tauscht eine Art verschwörerisches Nicken aus oder so.«
Inzwischen war sie an der Reihe und bezahlte für ihre Waren. Petra verließ die Schlange, machte Platz für die nachfolgende Kundin und fragte hartnäckig weiter:
»Du findest mich inzwischen bestimmt ziemlich lästig, aber ich würde wirklich gerne mit dir reden. Ich bin Polizistin und brauche Hilfe in einem Fall. Hast du Zeit? Ich brauche nur ein paar Minuten.«
»Klar.«
Sie ließen den Kinderwagen neben der Schlange stehen und entfernten sich ein Stück von der Kasse.
»Du hast vielleicht mitbekommen, dass wir eine tote Frau im Vitabergspark gefunden haben? Wir haben sie bis jetzt nicht identifizieren können. Aber sie hatte den gleichen Kinderwagen wie du, und da dachte ich, dass sie dir vielleicht aufgefallen sein könnte. Das Foto, das ich dabeihabe, ist ziemlich abscheulich – kommst du damit zurecht, was meinst du?«
Petra fragte sich, warum sie so rücksichtsvoll mit dieser Frau umging. Solche
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