Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
gebeten, mit der Bezirkskriminalpolizei verbunden zu werden. Dort konnte sie nicht einmal mit einem Polizisten sprechen, sondern nur mit der Frau an der Rezeption, die ihr mitteilte, dass der zuständige Beamte »zurzeit nicht im Haus« sei, und sie aufforderte, nach elf Uhr wieder anzurufen.
»Eine knifflige Angelegenheit«, meinte Nyman von der Bezirkskriminalpolizei, den Barbro kurz nach elf an seinem Platz erwischte.
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Barbro so freundlich wie möglich. »Auf der anderen Seite kann es für Sie doch nicht so schwierig sein herauszufinden, wer mich gestern Abend angerufen hat?«
»Um welche Uhrzeit war das noch, sagten Sie?«
»Ich erinnere mich nicht. Es könnte so um acht herum gewesen sein, aber das hat doch nichts zu bedeuten, da ich an dem ganzen Abend nur einen Anruf bekommen habe, und zwar den von diesem Mädchen.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Nyman.
»Das ist mir zu wenig«, sagte Barbro mit mehr Schärfe in der Stimme. »Sie müssen mir versprechen, dass Sie sich sofort darum kümmern.«
»Das werde ich auch, aber es kann eine Weile dauern.«
»Wie lange?«
»In der Regel bis zu einer Woche.«
»Und in dringenden Fällen so wie diesem? Es handelt sich schließlich um ein Kind, das ganz offensichtlich in Gefahr ist.«
Barbro hoffte, dass es sich auszahlte, offensiv aufzutreten.
»Im besten Fall innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Das hängt von der Arbeitsbelastung bei den Telekommunikationsanbietern ab.«
»Vielleicht kann ich auch selbst bei der Telia anrufen und ein bisschen Druck machen?«, schlug Barbro vor.
»Nein, nein, das geht nicht«, antwortete Nyman, und Barbro hätte schwören können, dass er log. »Die Polizei hat einen besonderen Zugang, und Privatpersonen dürfen derartige Informationen gar nicht anfordern.«
»Dann kann ich mich auf Sie verlassen?«, bohrte Barbro weiter nach.
»Ich denke, das können Sie tun, Frau Dahlström. Ich melde mich, sobald ich etwas erfahren habe.«
*
Sjöberg saß in der U-Bahn und fasste für sich selbst die Ereignisse des Morgens auf der Viking Amorella zusammen. Hamad, Eriksson, Hansson, Rosén und er selbst waren von dem verantwortlichen Kollegen der Polizei in Åbo, Nieminen, und ein paar weiteren finnischen Polizisten sowie dem Kapitän der Fähre in Empfang genommen worden. Nachdem sie sich zuerst den Tatort angesehen hatten, waren sie zum Frühstück eingeladen worden und hatten sich in einem der Konferenzräume des Schiffs zusammengesetzt. Nieminen hatte den aktuellen Stand der Ermittlungen referiert und die mageren Ergebnisse der bisherigen Befragungen zusammengefasst.
Man war zu der gemeinsamen Auffassung gekommen, dass nur einige Personen für die Ermittlungen interessant waren. Abgesehen von dem Freund des Mädchens, Joakim Andersson, und den anderen Jugendlichen der Reisegruppe, waren das der Mann, mit dem Jennifer Johansson an der Bar gesehen worden war, sowie die beiden Anzugträger, denen sie später Gesellschaft geleistet hatte. Keiner dieser Männer hatte sich während der ersten Befragungen zu erkennen gegeben, und das Mädchen war nicht mehr gesehen worden, nachdem sie mit ihnen beobachtet worden war. Deshalb wurde beschlossen, dass die Suche nach diesen drei Personen sowohl von schwedischer als auch von finnischer Seite höchste Priorität genießen sollte.
Der Barkeeper Juha Lehto hatte ein paar Tage freigenommen und befand sich inzwischen bei seiner schwedischen Freundin, die in einer Wohnung am Thorildsplan wohnte. Dort fand sich Sjöberg nach seinem morgendlichen Besuch auf der Finnlandfähre ein. Die Wohnungstür wurde unmittelbar geöffnet, nachdem er geklingelt hatte.
»Das ging aber schnell. Keine Probleme mit der Parkplatzsuche?«
Lehto sprach mit einem singenden finnischen Akzent, und obwohl er die Sprache sehr gut beherrschte, war es offensichtlich, dass Schwedisch nicht seine Muttersprache war. In Nieminens Fall war es dagegen schwer auszumachen gewesen, ob er tatsächlich Finnlandschwede war oder nur ausgezeichnet Schwedisch sprach.
»Ich bin mit der U-Bahn gekommen«, antwortete Sjöberg. »Wenn man erst einmal einen Parkplatz in Södermalm gefunden hat, gibt man ihn so schnell nicht wieder her.«
Er hängte seine Jacke auf einen Bügel und zog wohlerzogen seine Schuhe auf dem Flurteppich aus. Lehto führte ihn zu einem Sessel im spartanisch eingerichteten Wohnzimmer. Obwohl er am vorhergehenden Abend früh zu Bett gegangen war, hatte Sjöberg nur
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